Rund 12.000 Industrie-Beschäftigte haben an diesem Samstag in Leipzig für sichere Arbeitsplätze in Deutschland demonstriert. Damit beteiligten sie sich an dem bundesweiten Aktionstag der IG Metall, bei dem in fünf Städten 81.000 Menschen auf die Straßen gingen.

IG Metall-Vorstand Ralf Reinstädtler warnte in Leipzig vor einer politischen Hängepartie in Berlin: „Deutschland muss kernsaniert werden. Die Hütte brennt, wir wollen Taten sehen.“ Von Leipzig gehe eine klare Botschaft zu den Koalitionsverhandlungen in Berlin aus, betonte IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze: „Die Menschen erwarten ein Regierungsprogramm für eine starke Industrie und sichere Arbeitsplätze.“  

An Politik und Arbeitgeber gerichtet rief Ralf Reinstädtler, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: „Zeigt Respekt gegenüber den Beschäftigten! Sucht intelligente Lösungen statt Kahlschlag und Stellenabbau!“. Reinstädtler begrüßte das von Union und SPD in Aussicht gestellte 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur, meldete aber Konkretisierungsbedarf an. „Wir fordern, dass dieses Geld ausschließlich für zusätzliche Investitionen verwendet wird, um Arbeitsplätze zu sichern und unsere Industrie und unser Land fit für die Zukunft zu machen.“

Reinstädtler warnte vor Investitionen und Subventionen mit der Gießkanne: „Wer Geld vom Staat erhält, muss sich an Bedingungen halten: Schluss mit dem Jobabbau, alle Arbeitsplätze bleiben in Deutschland – gut bezahlt mit Tarifvertrag und einer starken Mitbestimmung. Managementversagen ist durch Lohnverzicht nicht heilbar.“

Monatlich verliere die Industrie 10.000 Arbeitsplätze, in den energieintensiven Branchen stünden vier Millionen Arbeitsplätze auf dem Spiel. Die IG Metall fordert dazu einen Strompreis-Deckel für Industrie und Verbraucher. Die Politik müsse zudem endlich verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, damit Elektro-Mobilität Fahrt aufnehme: durch Kaufanreize wie sozial subventioniertem Leasing und eine ausgebaute Lade-Infrastruktur. Reinstädtler: „E-Autos dürfen keine Luxusgüter sein. Jeder Normalverdiener muss sich eines leisten können.“ Zudem müsse die Bundesregierung die Ansiedelung von Batteriezellfertigung in Deutschland unterstützen.

Auch zahlreiche Betriebsräte forderten in Leipzig eine wirtschaftspolitische Neuausrichtung in Deutschland. Wie dringlich die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben mehr Unterstützung für ihre Arbeit und die Industrieproduktion hierzulande erwarten, machten unter anderem Jens Köhler (BMW Leipzig), Dirk Vogeler (ArcelorMittal Eisenhüttenstadt), Uwe Kunstmann (VW Sachsen), Sabrina Selle (ZF Getriebe Brandenburg), Markus Gierloff (Stadler) und Laura Arndt (Tesla) deutlich. Das musikalische Programm steuerte in Leipzig der deutsche Mr. Reggae „Gentleman“ bei.

Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, sagte nach der Kundgebung: „Von Leipzig aus senden die Industrie-Beschäftigten mit dieser großartigen Aktion und dieser starken Beteiligung eine klare Botschaft nach Berlin: Die Menschen erwarten von den Koalitionsverhandlungen ein Regierungsprogramm, das die Industrie gezielt fördert und die Arbeitsplätze wieder sicher macht.

Der im Sondierungspapier von Union und SPD versprochene Industriestrompreis muss schnell kommen, damit die Unternehmen in Deutschland mit wettbewerbsfähigen Energiekosten planen können. Besser heute als morgen brauchen wir die angekündigte Investitionsoffensive. Nötig sind massive öffentliche und private Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Landes. Nur eine leistungsfähige Infrastruktur und eine moderne Produktion sichern gute Arbeit in der Industrie.“ 

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar