In dem – anscheinend von einem landwirtschaftlichen Betrieb offengelegten – Betrugsskandal soll dem größten deutschen Viehhändler, die genossenschaftliche Raiffeisen Viehzentrale (RVZ) bei der Vermarktung von Rindfleisch niedriger Haltungsstufen umdeklariert und als Fleisch der Haltungsform 3 (Frischluft/Offenstall) verkauft haben.
Als Sanktionsmaßnahme hat die QS Qualität und Sicherheit GmbH der RVZ mitgeteilt, sie von der Teilnahme am QS-System auszuschließen. Die Teilnahme am QS-System ist allerdings Voraussetzung für den Handel mit der Schlachtindustrie und dem Lebensmitteleinzelhandel.
Martin Schulz, AbL-Bundesvorsitzender und Neuland Schweinehalter, kommentiert. „In der RVZ ist Fleisch falsch deklariert worden. Das ist ein Betrugsskandal und birgt ein hohes Risiko, das Vertrauen der Konsument:innen in höhere Tierwohl-Qualität verloren geht. Wir Bäuerinnen und Bauern haben durch Marktdifferenzierung die Möglichkeit, am Markt höhere Preise für unsere Erzeugnisse zu erwirtschaften.
Alle Marktpartner und allen voran die QS GmbH haben jetzt eine hohe Verantwortung, diese Glaubwürdigkeit zu erhalten. Für uns Bäuerinnen und Bauern stehen unverschuldet unsere Existenzen auf dem Spiel. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, dass von den Beteiligten und allen voran seitens der QS GmbH viel zu lange geschwiegen wurde – und immer noch geschwiegen wird.
Die AbL fordert eine umgehende und lückenlose Aufklärung dieses Skandals. Die Öffentlichkeit und wir Bäuerinnen und Bauern haben ein Recht zu erfahren, was genau vorgefallen ist. Es wird zudem deutlich, dass das Kontrollsystem der QS GmbH unzureichend ist. Das muss auch die nächste Bundesregierung wachrütteln. Sie ist nun gefordert, das staatliche Tierhaltungskennzeichnungsgesetz weiterzuentwickeln und auf alle Tierarten auszuweiten.
Dazu gehört auch ein solides und bürokratiearmes Kontrollsystem. Es funktioniert offenbar nicht, das Ganze ausschließlich der Branche allein zu überlassen. Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz ist ein wichtiges Ergebnis der Arbeit der Borchert-Kommission, deren Empfehlungen von einer breiten Gemeinschaft von Verbänden, Politik und Wissenschaft getragen wird.“
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