Sachsen war im vergangenen Jahr erneut eines der aufkommenstärksten Bundesländer bei der Gewebespende. Nach Informationen der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) wurden 2024 im Freistaat 526 Gewebespenden realisiert – eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 12,5 Prozent. 86 von ihnen – und damit etwa jede sechste – stammte aus dem Universitätsklinikum Leipzig (UKL). Im Vorjahr lag diese Zahl bei 82. Das UKL ist eine der Gesellschafterkliniken der DGFG und Sitz einer Koordinatorenstelle.
Auch deutschlandweit verzeichnete die in Hannover ansässige Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation einen Zuwachs: Von Januar bis Dezember 2024 kam es zu 3.698 Gewebespenden – sechs Prozent mehr als im Vorjahr (3.475). Vorausgegangen waren 55.691 Spendermeldungen aus mehr als 300 medizinischen Einrichtungen zwischen Flensburg und Berchtesgaden, woraus 10.704 Aufklärungsgespräche resultierten.
„Damit haben wir Im Jahr 2024 erstmals über 10.000 Aufklärungsgespräche zur Gewebespende durchgeführt. 4.077 Mal erhielten wir eine Zustimmung“, berichtet Martin Börgel. „Allen Spender:innen und deren Angehörigen gilt an dieser Stelle unser ganz besonderer Dank“, so der DGFG-Geschäftsführer.
Ein Wermutstropfen: Trotz der genannten Steigerungsraten ist die Zustimmungsquote zur Gewebespende 2024 erneut gesunken – auf aktuell 38,1 Prozent nach 40,6 Prozent im Jahr 2023 und 42,2 Prozent im Jahr 2022. Dennoch erhielten 8.340 Patient:innen – und damit 837 mehr als 2023 – ein Gewebetransplantat aus dem Netzwerk der DGFG, darunter 5.470 mit einer Augenhornhaut und 167 mit einer Herzklappe.
Augenhornhaut wird mit Abstand am häufigsten gespendet
Die Augenhornhaut bleibt das am meisten gespendete Gewebe – und dies mit deutlichem Abstand: 3.607 von 3.698 Gewebespenden und damit 97,5 Prozent entfielen auf sie. Obwohl die Vermittlungsstelle der DGFG im Vergleich zum Vorjahr zusätzlich 467 Patient:innen mit einer Augenhornhaut versorgt hat, können nicht alle Anfragen unmittelbar bedient werden. Auf der Warteliste für eine Hornhauttransplantation stehen weiterhin mehr als 2.800 Patient:innen.
Anhaltender Mangel an verfügbaren Herzklappen
Mit über 88 Prozent realisierte die DGFG den Großteil der Gewebespenden in Deutschland unabhängig von der Organspende bei Herz-Kreislauf-Verstorbenen bis zu 72 Stunden nach Todeseintritt. Lediglich 392 Gewebespenden fanden bei Organspenden statt. Im Jahr 2023 lag diese Zahl noch bei 432. Dieser Rückgang wirkte sich negativ auf die ohnehin angespannte Versorgungssituation aus, so dass die Zahl der durch die DGFG im vergangenen Jahr mit einer Herzklappe versorgten Patient:innen um 30 zurückging.
Gemessen an der Anzahl der Anträge, welche die DGFG von den Kliniken erhielt, liegt der Bedarf bei mehr als 300 Herzklappen. „Dieser hohe Mangel an Herzklappen beeinträchtigt das Leben vieler Patientinnen und Patienten schwer. Wir werden daher auch im kommenden Jahr gemeinsam mit den Kliniken die Spendenprogramme bei Herz-Kreislauf-Verstorbenen weiter ausbauen, um eine verlässliche Alternative zur Organspende zu haben“, kündigt Martin Börgel an.
Weiter steigende Anfragen erwartet die DGFG in diesem Jahr für die Amnionmembran der Plazenta. Diese kann bei schweren Wundheilungsstörungen aller Art sowie als Hautersatz bei Verbrennungen eingesetzt werden. Sechsmal haben Mediziner:innen im Jahr 2024 das Gewebe, das werdende Mütter im Rahmen einer Lebend-Gewebespende bei geplanter Kaiserschnittgeburt spenden können, eingesetzt. Insgesamt konnte die DGFG im letzten Jahr 2.549 Amniontransplantate abgeben.
Rund 212.000 Einträge im Organspende-Register
Seitdem das Organspende-Register im März 2024 seinen Betrieb aufnahm, haben darin bereits rund 212.000 Bürger:innen ihre Entscheidung zur Organ- und Gewebespende online hinterlegt. Als vierte und letzte Stufe der schrittweisen Inbetriebnahme des Registers ist für dieses Jahr eine Gesetzesänderung geplant, mit der die unmittelbare Anbindung der behördlich gemeldeten Gewebeeinrichtungen erfolgen kann.
Erst nach Inkrafttreten dieser Änderung und der technischen Anbindung werden auch Gewebeeinrichtungen wie die DGFG bei Gewebespenden nach Herz-Kreislauf-Tod das Register abfragen können. Bis es soweit ist, empfiehlt die DGFG, alternative Wege der Entscheidungsdokumentation wie einen Organ- und Gewebespendeausweis oder eine Patientenverfügung zu nutzen.
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