Zum diesjährigen Welttag der Frühgeborenen treffen sich am Sonntag, dem 17. November. ehemalige Frühchen sowie deren Eltern und Geschwister mit Ärzt:innen und Pflegekräften der neonatologischen Station des Universitätsklinikums Leipzig (UKL). Mit dem traditionellen Lampionumzug, der in diesem Jahr entlang der Liebigstraße von der Kinderklinik bis zur purpur angestrahlten Kopfklinik am Bayrischen Platz führt, soll auf die besondere Situation zu früh geborener Kinder und deren Angehörigen aufmerksam gemacht werden. Ziel ist es, die Gesundheit von Früh- und Neugeborenen zu verbessern und ihnen den Start ins Leben zu erleichtern.

Fünf bis zehn Prozent aller Lebendgeborenen kommen vor Ende der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt und zählen damit als Frühgeborene. Sie benötigen nicht nur besonders viel Zuwendung, sondern auch eine umgehende intensivmedizinische Behandlung. Dies verlangt nicht nur von den betreuenden Ärzt:innen und Pflegenden Einsatz rund um die Uhr, sondern ist auch für die betroffenen Eltern und Familien eine anstrengende und emotional bewegende Zeit.

Um auf diese besonderen Umstände hinzuweisen und Frühgeborenen sowie deren Familien eine Stimme zu geben, hat die European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI) bereits 2008 den Welttag der Frühgeborenen ins Leben gerufen, der seitdem in jedem Jahr am 17. November weltweit gefeiert wird.

Traditionell treffen sich an diesem Tag ehemalige Frühchen, die am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) das Licht der Welt erblickten, und deren Angehörige mit dem Klinikteam zum traditionellen Lampionumzug. Besonderes Highlight in diesem Jahr: Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Mölkau werden den Zug auf der Liebigstraße begleiten. Dazu bringen sie ein echtes Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) mit, das vor Ort besichtigt werden kann und bestimmt für staunende Gesichter und leuchtende Kinderaugen sorgt.

„Pro Jahr kommen in unserer Abteilung durchschnittlich rund 100 sehr kleine Frühgeborene zur Welt, das sind etwa 3,6 Prozent aller Neugeborenen. Dabei handelt es sich um Kinder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1.500 Gramm“, sagt Prof. Ulrich Thome, Leiter der Abteilung für Neonatologie am UKL, der größten Einrichtung für Frühgeborene in der Region. „Mit den bei uns vorhandenen medizinisch-technischen und personellen Ressourcen erhalten sie die bestmögliche Versorgung“, fügt der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin hinzu. 

Als sogenanntes Level-1-Perinatalzentrum verfügt die Frühgeborenenabteilung des UKL unter anderem über eine ständige Hebammen- und Arztbereitschaft. Zudem ist für jedes intensivtherapiebedürftige beziehungsweise zwei intensivüberwachungsbedürftige Frühgeborene unter 1.500 Gramm eine Pflegekraft mit besonderer pädiatrischer Qualifikation anwesend. Versorgt werden hier auch extrem kleine Frühchen, die vor Ende der 29. Schwangerschaftswoche geboren wurden, ebenso wie zeitige Geburten, bei denen der Verdacht auf angeborene Fehlbildungen besteht, und Mehrlingsschwangerschaften ab vier Kindern.

Seit diesem Jahr dürfen Frühgeborene unter 1.250 Gramm Aufnahmegewicht grundsätzlich nur in Level-1-Perinatalzentren versorgt werden, die jährlich mindestens 25 dieser besonders leichten Frühgeborenen vesorgen. Am UKL betraf dies im vergangenen Jahr 49 Frühchen und damit 2,15 Prozent aller 2.275 am Klinikum geborenen Kinder. 

„Dank einer intensiven und eingespielten Zusammenarbeit mit den anderen Fachbereichen des UKL wie der Kinderklink und der Kinderchirurgie, die an der Versorgung Frühgeborener beteiligt sind, können wir auf effiziente Strukturen und ein wirksames Sicherheitsnetz zurückgreifen“, sagt Prof. Ulrich Thome. Komplikationen ergeben sich bei Frühgeborenen häufig hinsichtlich der unzureichenden Funktion der noch nicht vollständig ausgereiften Lunge beziehungsweise des Darmes sowie in der erhöhten Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Hirnblutungen und Schädigungen der Augen, hier insbesondere der Netzhaut.

So widmet sich das Team um Prof. Ulrich Thome bereits seit Jahren besonders dem Thema der Beatmung Frühgeborener und hat dazu eine Reihe von Studien durchgeführt beziehungsweise initiiert. „Als Resultat daraus wird beispielsweise das für das jeweilige Frühgeborene am besten geeigneten Beatmungsverfahren mit Blick auf die individuellen Gegebenheiten immer wieder neu geprüft und entschieden“, erläutert Prof. Ulrich Thome. 

Bei der Vermeidung von Verdauungsproblemen wirkt sich positiv aus, dass das UKL über eine der größten Frauenmilchbanken Deutschlands verfügt. „Frauenmilch enthält über 300 natürliche Nährstoffe und kann deshalb nicht künstlich ersetzt werden“, sagt der Professor für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie. „Sie wird gut vom Verdauungssystem der Frühchen aufgenommen, was entscheidend dazu beiträgt, das Risiko von Komplikationen wie Darmentzündungen zu minimieren.“

Dank modernster intensivmedizinischer Bedingungen gebe es immer bessere Möglichkeiten bei der Behandlung Frühgeborener. Daduch könne man den Fokus nicht mehr nur auf das bloße Überleben der Kleinsten, sondern immer stärker auch auf deren langfristig bestmögliche Entwicklung richten, so Prof. Thome.

Wenn also am Welt-Frühchentag die ehemaligen kleinen Patient:innen und ihre Angehörigen zusammenkommen, feiern sie auch, dass medizinischer Fortschritt und die gemeinsame Anstrengung von Medziner:innen, Pfleger:innen sowie des familiären Umfeldes gemeinsam den Grundstein für die eigene gute Entwicklung gelegt haben.

Treffpunkt ist am Sonntag, dem 17. November 2024, um 16 Uhr am „Lurch“ im Foyer des Zentrums für Frauen- und Kindermedizin des UKL (Haus 6) in der Liebigstraße 20a. Nach der Begrüßung durch Prof. Ulrich Thome startet der Lampionumzug. Lila Lampions werden bereitgestellt.

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