Mangelernährung ist nicht nur ein Problem von Ländern, die von Armut und Katastrophen betroffen sind, sondern tritt häufig auch als Folge von Krankheiten auf. Mit der Teilnahme an der diesjährigen „Malnutrition Awareness Week“ vom 11. bis 15. November möchte das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) die Aufmerksamkeit auf die Folgen von Mangelernährung richten und zugleich Wege zu deren Vermeidung aufzeigen.
Dazu beteiligt sich das UKL an der weltweiten Querschnitts-Datenerhebung anlässlich des nutritionDay am 14. November. Außerdem können sich Betroffene, Angehörige und weitere Interessierte am 13. November, dem „Patient:innentag“, vor Ort über verschiedene Formen von Ernährungstherapien informieren und hochkalorische, schmackhafte Trinknahrung und entsprechende Zubereitungen verkosten.
Schätzungen gehen davon aus, dass rund 20 bis 30 Prozent aller Klinikpatient:innen von Mangelernährung betroffen sind – hier insbesondere Menschen im höheren Alter sowie solche mit chronischen und gravierenden Erkrankungen. „Mangelernährung bedeutet, dass ein Mensch nicht ausreichend Nahrung zu sich nimmt, um seine Körperfunktionen aufrechtzuerhalten“, erläutert Lars Selig, Leiter des Ernährungsteams am Universitätsklinikum Leipzig. Dadurch wird nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern es erhöht sich auch die Gefahr von Komplikationen beispielsweise nach einer Operation.
„Wir haben das Thema Mangelernährung schon seit langem im Fokus und engagieren uns hier stark“, sagt Lars Selig. Bereits seit 2020 wird bei sämtlichen am UKL stationär aufgenommenen Personen in einem Screening der Ernährungsstatus erfasst. Damit soll eine bestehende beziehungsweise drohende Mangelernährung erkannt werden. Bei Auffälligkeiten schließt sich eine gezielte ernährungstherapeutische Behandlung an. Das UKL ist eine der wenigen Einrichtungen in Deutschland, in denen ein solches klinikweit umfassendes Screening zur Risikoermittlung bezogen auf Mangelernährung erfolgt.
Somit ist es folgerichtig, dass sich das Klinikum seit Beginn auch an der durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) vor zwei Jahren ins Leben gerufenen „Malnutrition Awareness Week“ beteiligt. “Mit einem Programm, das an jedem Tag andere Inhalte und Angebote bereithält, wollen wir zum einen den Blick für das Thema weiter schärfen, aber auch drängende Problemstellungen diskutieren und den Betroffenen konkrete Tipps und Hilfestellung geben”, umreißt Lars Selig die dahinter liegende Absicht.
Verkostungen hochkalorischer, nährstoffoptimierter Trinknahrung, Showkochen und Vorstellung von ernährungstherapeutischen Maßnahmen
Höhepunkt der „Aufmerksamkeitswoche“ wird der Patient:innentag am Mittwoch, 13. November, sein, der sich gezielt an Betroffene, deren Angehörige und weitere Interessierte richtet. Diese sind eingeladen, an verschiedenen Aktionen teilzunehmen. Dazu zählt beispielsweise eine Kochshow, die von 15:30 bis 17:00 Uhr live aus dem Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention in München übertragen wird.
Präsentiert von Fernsehmoderator Fero Andersen (u. a. ARD-Ratgeber „Gesundheit“), werden hier schmackhafte hochkalorische Rezepte vorgestellt. Dazu geben Ärzt:innen und Ernährungsfachkräfte kulinarische Tipps, wie einer Mangelernährung vorgebeugt werden kann, und erläutern Zusammenhänge. Anschließend werden die Rezepte unter www.mangelernaehrung-bekaempfen.de zum Downlod bereitgestellt.
Bereits am Vormittag bieten Lars Selig und sein Team im Foyer von Haus 7 des UKL Trinknahrung in unterschiedlichen Varianten an, die zum einen ausreichend Kalorien enthält und zum anderen sämtliche von der DGEM empfohlenen Vitamine und Mineralstoffe beinhaltet. Das hochkalorische Getränk kann wahlweise auf der Basis von Saft, Milch, Joghurt, Pudding oder Fruchtmus probiert werden. Es wird auch als Pulver angeboten, so dass es sowohl pur getrunken als auch in andere Nahrungsmittel integriert werden kann.
Der Ort der Verkostung liegt übrigens ganz bewusst in der Nähe der Tagesklinik des Universitären Krebszentrums (UCCL), denn vor allem onkologische Patienti:nnen leiden überproportional häufig unter Mangelernährung. „Wir wissen, dass rund ein Viertel aller Krebspatient:innen nicht an der Krankheit selbst, sondern an der damit verbundenen Mangelernährung versterben“, weiß Lars Selig.
UKL beteiligt sich am „nutritionDay“ an weltweiter Datenerhebung
Der jährlich duchgeführte nutritionDay will das Wissen über Mangelernährungen in Gesundheitseinrichtungen mehren, das Bewusstsein dafür schärfen und die Qualität der Ernährungsversorgung insgesamt verbessern. Dazu bedarf es vergleichbarer Daten, die an diesem Tag weltweit in über 70 Ländern erhoben werden. Am UKL, das – mit coronabedingter Unterbrechung in den Jahren 2020 und 2021 – seit 2006 regelmäßig an dieser Studie teilnimmt, beteiligen sich daran sieben Stationen der Onkologie, Chirurgie und der Inneren Medizin.
Neben allgemeinen Informationen der Patient:innen werden dabei auch Angaben zu Gewichtsverlauf, Medikamenteneinnahme und Essverhalten erhoben. Darüber hinaus wird die Situation auf Station erfasst: Wie viele Pflegekräfte, Ärzt:innen und weiteres medizinisches Personal arbeiten im jeweiligen Bereich? Existiert eine strukturierte Ernährungstherapie? Wenn ja, wie ist diese gestaltet? Nach 30 Tagen erfolgt eine Evaluation.
„Die Ergebnisse sind von großem Wert“, betont Lars Selig, “denn sie fließen in zahlreiche internationale Studien und weitere Publikationen ein. Sie tragen damit wesentlich dazu bei, die nächsten Schritte zu gehen und Strukturen zur besseren Behandlung der krankheitsbedingten Mangelernährung zu schaffen.“
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