Die Ärztinnen und Ärzte des Städtischen Klinikums Dresden haben am gestrigen Donnerstag mit einem ganztägigen Warnstreik auf das inakzeptable Arbeitgeberangebot in den bundesweiten Tarifverhandlungen zwischen der Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) reagiert. Rund 150 Streikende forderten am Standort Friedrichstadt ein verhandlungsfähiges Angebot von Dirk Köcher, VKA-Verhandlungsführer und Kaufmännischer Direktor des Städtischen Klinikums Dresden (SKDD).

Starker Wind und Regen konnten der aufgeheizten Stimmung der Ärzteschaft des Städtischen Klinikums nichts anhaben: Sie forderten lautstark und kämpferisch in dem seit Monaten andauernden Tarifkonflikt echte Verhandlungsbereitschaft der Arbeitgeber. Die fünfte Runde der Tarifverhandlungen zwischen Marburger Bund und VKA war am 15. November ohne Einigung vorzeitig zu Ende gegangen.

„Die Arbeitgeber haben den Marburger Bund über Monate hingehalten und auf Zeit gespielt. In der letzten Verhandlungsrunde haben sie alle Einigungsmöglichkeiten vom Tisch gewischt – ein böses Foulspiel. Und dann machen sie uns auch noch für die verfahrene Situation verantwortlich. Das ist ein sehr schlechtes Schauspiel der VKA. Ein solches Verhalten werden wir den Arbeitgebern nicht durchgehen lassen“, sagte Dr. Peter Bobbert, Bundesvorstandsmitglied des Marburger Bundes, unter großem Beifall der Streikenden.

Felix Mittag, Arzt am Städtischen Klinikum und Mitglied der MB-Verhandlungskommission in der aktuellen Tarifrunde, betonte, die VKA habe es selbst in Hand, ob der heutige Warnstreik der Anfang einer größeren bundesweiten Streikaktion wird. „Wenn die VKA sich weiterhin so destruktiv verhält, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als den Druck weiter zu erhöhen.“

Franziska Kulling, Mitglied im Landesvorstand des MB Sachsen und der ärztlichen Streikleitung des SKDD, machte darauf aufmerksam, worum es den streikenden Ärztinnen und Ärzte vor allem geht: „Wir brennen für unseren Beruf, wir arbeiten Tag und Nacht, an Wochentagen, an Wochenenden und an Feiertagen, um jederzeit eine gute Versorgung für unsere Patientinnen und Patienten am Städtischen Klinikum Dresden gewährleisten zu können. Dafür brauchen wir gute Arbeitsbedingungen und natürlich erwarten wir für unsere Leistung auch eine faire Vergütung.“

Solidaritätsbekundungen kamen auch von vorbeifahrenden Rettungsfahrzeugen und Autos.

Durch den Warnstreik kam es zu Einschränkungen an allen drei Standorten des Städtischen Klinikums Dresden. Etwa 60 Prozent der OP-Säle standen still. Um die Notfallversorgung der Patientinnen und Patienten während des Warnstreiks sicherzustellen, hat der Marburger Bund Sachsen mit der Geschäftsführung des Städtischen Klinikums eine Notdienstvereinbarung abgeschlossen.

Die Arbeitgeber schlugen in ihrem Angebot in der letzten Verhandlungsrunde konkret vor, dass nach einer neunmonatigen Nullrunde die Entgelte erstmals zum 1. April 2025 linear um 2 Prozent steigen. Ein Jahr später soll es weitere 2 Prozent und zum 1. Dezember 2026 noch einmal 1,5 Prozent geben. Lediglich zu einer Erhöhung des Nachtzuschlages für Vollarbeit ab April 2025 um 5 Prozentpunkte sah sich die VKA in der Lage. Als Kompensation für neun Monate ohne Entgelterhöhung schlägt die VKA eine Einmalzahlung in Höhe von 500 Euro vor.

Neben der Reform der völlig veralteten Tarifregelungen zur Schichtarbeit fordert der MB eine lineare Gehaltserhöhung von 8,5 Prozent sowie Verbesserungen bei der Rufbereitschaft und den Bereitschaftsdienstentgelten, um der hohen Belastung der Ärztinnen und Ärzte Rechnung zu tragen.

Die Mitglieder des Marburger Bundes im Geltungsbereich des Tarifvertrages TV Ärzte-VKA, der für rund 60.000 Ärztinnen und Ärzte gilt, werden in der ersten Dezemberhälfte in einer bundesweiten Urabstimmung darüber befinden, ob es im neuen Jahr zu einem unbefristeten Vollstreik und damit zu umfangreichen Arbeitskampfmaßnahmen der Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Kliniken kommt.

Der mit der VKA verhandelte Tarifvertrag findet in Sachsen in den Muldentalkliniken in Grimma und Wurzen, dem Klinikum Obergöltzsch in Rodewisch, dem Städtischen Klinikum Dresden sowie dem Krankenhaus Landkreis Mittweida Anwendung.

Weitere Informationen zur Tarifrunde mit der VKA finden Sie unter: www.vka-tarifrunde.de<http://www.vka-tarifrunde.de/>.

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