Er will keine „positiven Vibes“ erzeugen, sondern aufschrecken. Dr. Konstantinos Tsetsos von der Universität der Bundeswehr München spricht diese Woche auf der protekt, der Konferenz zum Schutz kritischer Infrastrukturen im Themenstrang zu Ziviler Verteidigung. Im Interview mit der protekt–Redaktion umreißt er, worum es in seinem Vortrag gehen wird.

Seine Analyse der derzeitigen Sicherheitssituation lässt auch angesichts klimatischer Vulnerabilitäten der Gesellschaft mit Sorge auf die Zukunft blicken. Doch bringt er Gegenmaßnahmen und sogar etwas Zuversicht mit nach Leipzig.

Für einen vollumfänglichen Schutz kritischer Infrastrukturen bedarf es sowohl der Cybersicherheit als auch des physischen Schutzes. Mit diesem Anspruch trat die protekt 2016 erstmals an und wird genau dafür heute von früheren Teilnehmern geschätzt. Im Jahr 2024 adaptiert die Konferenz sich an die veränderte sicherheitspolitische Lage. Ein Beispiel ist der Vortrag von Dr. Konstantinos Tsetsos, der sich in dem komplett neuen Themenstrang der zivilen Verteidigung bewegt.

Der Grund für die thematische Erweiterung der protekt liegt auf der Hand: mit dem 24. Februar 2022 und dem russischen Angriff auf das gesamte Gebiet der Ukraine stellt sich auch in Deutschland die Frage, was wie im Zweifel verteidigt werden muss. Kritische Infrastrukturen gehören zweifelsohne dazu, damit gesellschaftliches Leben nicht auseinanderbricht.

Dystopische Szenarien …

Doch muss sich hier in Deutschland mit Szenarien auseinandergesetzt werden, wie sie die Ukrainer derzeit durchleben müssen? Dr. Tsetsos beschäftigt sich in seinem Vortrag vor allem mit hybriden Bedrohungen. Im Interview mit der protekt-Redaktion gibt er an, dass diese hybriden Bedrohungen inzwischen mit der Landes- und Bündnisverteidigung vermengt seien:

„Das Schlachtfeld ist nicht mehr nur das Feld, wo sich Panzer und Soldaten treffen, sondern auch in unseren Köpfen. Es manifestiert sich durch Einflussnahme, strategische Korruption – also das Schmieren von Schlüsselpersönlichkeiten – oder gezielte Desinformation. Das sind haptisch nicht greifbare Entwicklungen. Das Ziel ist hier immer die Schwächung des politischen Gegners. De facto werden wir angegriffen. Das zeigt sich in Wahlergebnissen, in Cyberangriffen auf Kommunen oder auf Krankenhäuser.“

Diese Angriffe können zwar häufig abgewehrt oder zumindest absorbiert werden, Dr. Tsetsos Job ist es jedoch, die Fähigkeiten gegnerisch eingestellter Akteure und deren Motivationen zu analysieren und auf dieser Grundlage Szenarien zu erstellen. Die Analyse fällt düster aus. Das liegt auch am Klimawandel. Der macht die Gesellschaft zusätzlich verwundbar und diese Verwundbarkeit wird vom Gegner ausgenutzt.

… und wie sie sich verhindern lassen

Dass sich diese dystopischen Entwicklungen verhindern lassen, diese Möglichkeit sieht Dr. Tsetsos durchaus. Nicht zuletzt der „Operationsplan Deutschland“, den ein Vertreter der Bundeswehr auf der protekt vorstellen wird, beschäftigt sich mit Gegenmaßnahmen und will militärische Maßnahmen und zivile Unterstützungsleistungen bündeln. Geht es nach Dr. Tsetsos, müssen sich Staat, Unternehmen und Bevölkerung deutlich besser auf die veränderte Situation einstellen, auch wenn es gleichwohl ein durchaus gesteigertes Problembewusstsein gebe.

Im Interview mit der protekt-Redaktion betont Dr. Tsetsos daher auch: „Betreiber der kritischen Infrastruktur sind durchaus sensibilisiert. Das sind essentielle Säulen des öffentlichen Lebens und deswegen finde ich Ihre Konferenz auch so wichtig! Denn die erlaubt es uns nicht, in so eine Gemütlichkeit zu fallen.“

Dr. Konstantinos Tsetsos wird am 06. November 2024 um 15.10 Uhr auf der protekt in der KONGRESSHALLE AM ZOO in Leipzig zum Thema „Hybride Bedrohungen und Klimakrise – Auswirkungen auf KRITIS?“ sprechen. Das gesamte Interview mit ihm finden Sie hier: https://www.protekt.de/de/interview-dr-konstantinos-tsetsos/

https://www.protekt.de/de/programm/fachprogramm/?limitSearchResults=10




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