Am 28. Oktober 2024 fand die Strategiekonferenz Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig zum dritten Mal statt. 80 Personen aus dem Stadtrat, von Trägern der Wohnungsnotfallhilfe und Jugendhilfe, der Wohnungswirtschaft, der Polizei, aus Haftanstalten und Kliniken sowie aus der Stadtverwaltung nahmen daran teil. Im Mittelpunkt stand der Austausch zu strategischen Fragen der Wohnungsnotfallhilfe.
Die Zahl der Menschen, die in Leipzig notuntergebracht werden, steigt jährlich an: 2019 wurden im täglichen Durchschnitt 237 Personen notuntergebracht, 2023 waren es 599 Personen. Dagegen ist die Zahl der Räumungen aufgrund Räumungsklagen von 751 im Jahr 2019 auf 532 im Jahr 2023 gesunken. Im Jahr 2023 wurden durch den Sozialdienst Wohnungsnotfallhilfe 3.357 Wohnungsnotfälle bzw. Haushalte betreut – 626 Haushalte bzw. 22,9 % mehr als im Vorjahr.
Um Wohnungslosigkeit zu bekämpfen und die Situation wohnungsloser Menschen zu verbessern, hat die Stadt Leipzig den von 2023 bis 2026 gültigen „Fachplan Wohnungsnotfallhilfe“ beschlossen. Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst betonte, dass 11 der 36 Vorhaben dieses Fachplans umgesetzt werden konnten.
Beispielsweise wurde das Housing-First-Angebot verstetigt und eine weitere Notunterkunft für Männer in Betrieb genommen. Ein neues Objekt in der Nähe des Bahnhofes ist in Planung. Die Notunterkunft für Frauen soll in die Georg-Schumann-Straße umziehen: mit mehr Platz und barrierefreiem Zugang. Etliche Maßnahmen sind noch in Arbeit, wie beispielweise eine Wohnschule für junge Menschen.
„Es ist unsere Aufgabe als Kommune, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen – schnell und unkompliziert. Deshalb hinterfragen wir regelmäßig unser Handeln und tauschen uns mit Betroffenen und Fachleuten aus. Die Strategiekonferenz, die wir alle zwei Jahre organisieren, bietet eine gute Gelegenheit dazu“, so Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst.
Dr. Ralf Jordan, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, spannte in seinem Vortrag den Bogen zum Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit und machte deutlich, was dieser für die Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig bedeutet.
Die Konferenz-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer kamen zu folgenden Ergebnisse:
- In Leipzig gibt es gute Hilfsangebote für wohnungslose Menschen. Die Stadt sollte ihre Erfahrungen noch stärker als bisher in landes- und bundespolitische Diskussionen zum Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit einbringen, um das Bewusstsein für kommunale Herausforderungen zu stärken und erforderliche Fördergelder von Land und Bund einzufordern.
-  Wichtigste Aufgabe in der Wohnungsnotfallhilfe ist zu verhindern, dass Menschen ihre Wohnung verlieren. Hier ist eine aktive Öffentlichkeitsarbeit nötig, die Menschen frühzeitig informiert und sie dazu motiviert, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Peer-Beratung kann Zugänge zur Zielgruppe erleichtern.
- Menschen in Wohnungsnot brauchen schnelle Hilfe und ein abgestimmtes Handeln der verschiedenen Akteure wie Vermieter, Sozialamt, Jobcenter, Sozialdienste oder Polizei. Damit dies gelingen kann, ist ein regelmäßiger Austausch und eine verbindliche Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten nötig.
- Damit Menschen aus Einrichtungen wie Haftanstalten oder Krankenhäusern nicht in die Obdachlosigkeit entlassen werden, braucht es genügend Wohnungen oder betreute Wohnangebote. Für obdachlose Menschen mit Pflegebedarf wird ein kombiniertes Wohn- und Pflegeangebot als Lösung gesucht.
- Obdachlose Menschen können nur eingeschränkt digital teilhaben. Es fehlt an kostenlosem, öffentlich zugänglichem W-LAN und öffentlichen Computern mit Internetzugang, Druckmöglichkeiten und fachlicher Anleitung – im öffentlichen Raum und in sozialen Einrichtungen. Wichtig ist, dass auch nicht-digitale Kommunikationswege erhalten bleiben, nicht nur bei Behörden.
- Besondere Aufmerksamkeit sollten junge Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, erhalten. Sie brauchen eine gezielte Förderung und eine an ihren Bedürfnissen orientierte Hilfe. Die Angebote der Jugendhilfe und Wohnungsnotfallhilfe müssen eng zusammenarbeiten.
Die nächste Konferenz findet 2026 statt. Bis dahin sollen alle Maßnahmen des Fachplans umsetzt werden.
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