Sachsen verzeichnet einen neuen Höchststand beim Unterrichtsausfall. Im letzten Schuljahr fand mehr als ein Zehntel der Unterrichtsstunden nicht wie geplant statt – etwa zwei Millionen Unterrichtseinheiten fielen also weg oder wurden fachfremd vertreten. An manchen Schulen ist der Ausfall noch viel größer. Dazu sagt Luise Neuhaus-Wartenberg, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion:
„Die neue Koalition muss umgehend bessere Akuthilfe leisten. An allen Schulen müssen schnellstens multiprofessionelle Teams aufgebaut werden, damit die Lehrkräfte sich auf den Unterricht konzentrieren können. Fachkräfte für Verwaltung, IT, Schulsozialarbeit und Psychologie sollen sie überall entlasten. Lehramtsstudierende sollten viel häufiger den Schulalltag kennenlernen und unterstützen. Wir fordern zudem Rahmenlehrpläne, die mehr Freiraum für Lehrende und Lernende lassen.
Um die Situation wenigstens mittelfristig zu entspannen und einen neuen Notstand auszuschließen, sind große Entscheidungen nötig. Wir wollen das Lehramtsstudium daher stärker in die Regionen bringen und es praxisnäher machen, etwa in Form eines Dualen Studiums. Es kommt vor allem darauf an, Studienabbrüche zu vermeiden. Die Studierenden sollen nicht für eine wissenschaftliche Karriere, sondern für den Bildungsberuf ausgebildet werden.
Wer beispielsweise Mathematik studiert, um später Kinder im Grundschulalter zu unterrichten, muss sich nicht auf demselben fachlichen Niveau ausgebildet werden wie jemand, der Mathematikprofessor werden möchte. Lehrkräfte sollten zudem nicht mehr für Schularten, sondern für Schulstufen ausgebildet werden, damit sie flexibel einsetzbar sind und altersgerecht unterrichten können.
Auch Gemeinschaftsschulen helfen dabei, den Lehrkräftemangel zu lindern. Allerdings hat die Kretschmer-Koalition hohe Hürden für solche Schulgründungen errichtet, weshalb heute, fünf Jahre nach der Änderung des Schulgesetzes, erst zwölf der mehr als 1.500 allgemeinbildenden Schulen längeres gemeinsames Lernen ermöglichen. Wir wollen, dass mehr Gemeinschaftsschulen entstehen und die Familien die Schulart frei wählen können.
Sachsen soll zudem dafür eintreten, dass die 16 Bildungssysteme in Deutschland möglichst zu einem System werden. Wir wollen Bildung als Gemeinschaftsaufgabe im Grundgesetz verankern und streben einen Staatsvertrag an, der den Konkurrenzkampf der Bundesländer um Lehrkräfte beendet. Alle Bundesländer sollen sich dazu verpflichten, genug Lehrkräfte auszubilden, und gemeinsame Standards festlegen.“
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