Einige unserer Nachbarländer wurden in den vergangenen Tagen von verheerenden Regenfällen heimgesucht. Der Regen ist nun zwar abgezogen, das katastrophale Hochwasser, das bereits Menschenleben gefordert hat, hält die Länder aber weiterhin in Atem. In nur wenigen Tagen fielen über 400 Liter Regen pro Quadratmeter. Doch wie kam es dazu?
Tief ANETT hat in unseren Nachbarländern gewaltige Wassermassen und zerstörerische Hochwasser gebracht. Für die enormen Regenmengen, die sich tagelang fast stationär über den betroffenen Gebieten entladen haben, waren zum einen die rekordverdächtig hohen Wassertemperaturen des Mittelmeers im Sommer verantwortlich. Zum anderen bestimmten Hochs das Wetter über Nord- und Westeuropa und blockierten den Abzug des Tiefs nach Norden und Osten.
Niklas Weise, Meteorologe bei WetterOnline, erklärt: „Je höher die Wassertemperaturen sind, desto mehr Wasserdampf kann in die Luft gelangen und in Regenwolken umgewandelt werden.
Die Wassertemperaturen des Mittelmeers waren auch Mitte September immer noch auf einem für diese Jahreszeit sehr hohen Niveau. Je wärmer das Mittelmeer ist, desto mehr Wasserdampf ist in der Luft. Folglich steigt auch das Potenzial für Unwetter mit Starkregen.
Noch schlimmer wird es, wenn sich ein Tief über dem Mittelmeer mit diesem Wasserdampf ‚vollsaugt‘ und über Norditalien weiter nach Osteuropa zieht. Nicht selten entsteht dann eine Hochwasserlage.“
Großwetterlage über Europa: Worstcase-Szenario ist eingetroffen
Das Schlimmste, was hätte passieren können, ist eingetreten: Ein mächtiges Tief, das mit enormen Mengen feuchter Mittelmeerluft vollgesogen war, wurde auf seinem Weg auf einer sogenannten Vb-Zugbahn von Norditalien über Polen Richtung Ostsee von blockierenden Hochs am Weiterziehen gehindert. Es regnete sich dadurch immer wieder über denselben Gebieten ab. Durch die stationäre Lage konnte das Tief in der Folge sogar feuchtwarme Luft vom Schwarzen Meer „anzapfen“. Hier lag die Wassertemperatur ebenfalls mehrere Grad über dem jahrestypischen Durchschnitt.
Extremregen stellt zahlreiche Rekorde auf
Besonders in Tschechien und Österreich fielen innerhalb von wenigen Tagen regional rekordverdächtige Mengen von 300 bis über 500 Liter Regen pro Quadratmeter. Dass so viel Regen normalerweise in mehreren Monaten fällt, zeigt eindrucksvoll ein Rekord aus Österreich: In St. Pölten in Niederösterreich wurde mit über 360 Litern in nur 4 Tagen ein neuer Herbstrekord aufgestellt. Im bisher nassesten Herbst im Jahr 1950 kam innerhalb von drei Monaten weniger Niederschlag zusammen.
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