Um die Notfallversorgung für 630.000 Menschen zu verbessern, plant die Stadt Leipzig ein neues Projekt zur Unterstützung des Rettungsdienstes. Wie aus der Sitzung der Verwaltungsspitze hervorgeht, sollen die Rettungs- und Notfallsanitäter ab dem Jahr 2025 bei ihren Einsätzen telemedizinisch unterstützt werden. Für das Pilotprojekt sind seitens der Stadt 7,45 Millionen Euro eingeplant.
Bundesweit ist die Zahl der Rettungsdiensteinsätze kontinuierlich angestiegen. Grund dafür ist neben demografischen Faktoren eine nicht optimale Patientensteuerung und Vernetzung der Versorgungsebenen. Auch in Leipzig steigt der Anteil sogenannter „niedrigprioritärer Einsätze“ stark an und bindet Rettungsteams, die dann für lebensbedrohlich erkrankte oder verletzte Patientinnen und Patienten nur zeitverzögert zur Verfügung stehen.
Hier setzt die „Telemedizinische Einsatzunterstützung“ an. Mit dem Telenotarzt, dem Einsatzsichter und dem Koordinator vorbeugender Rettungsdienst sollen ab dem kommenden Jahr drei neue Versorgungskomponenten eingeführt werden, die im Zusammenspiel den Rettungsdienst und die bedarfsgerechte Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellen.
„Die Novellierung des sächsischen Rettungsdienstgesetzes ermöglicht den Rettungsdienstträgern, im Rahmen der ,Experimentierklausel‘ seit Beginn des Jahres 2024 neue notfallmedizinische Versorgungsformen zu erproben“, erläutert Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal. „Wir starten deshalb jetzt ein sachsen- und bundesweit einmaliges Projekt zur telemedizinischen Einsatzunterstützung.“
Axel Schuh, Leiter der Branddirektion: „In den letzten Jahren haben wir die Zahl der einsatzfähigen Rettungswagen stetig erhöht. Leider sorgte dies nur kurzfristig für eine verbesserte Hilfsfrist, also ein zeitgerechtes Erreichen der Patienten. Für eine nachhaltige, bedarfsgerechte und wirtschaftliche notfallmedizinische Versorgung, müssen wir neue Formen etablieren.“
Den Rettungs- und Notfallsanitätern soll künftig ein Tele-Notarzt oder eine Tele-Notärztin in der Integrierten Regionalleitstelle Leipzig zur Verfügung stehen, welche per Videochat die Einsatzkräfte vor Ort unterstützen.
Dr. Ralph Schröder, Projektleiter Telemedizin in der Branddirektion: „Die Versorgungskomponente Tele-Notarzt oder Tele-Notärztin wird durch sogenannte Einsatzsichter ergänzt, welche wir ressourcenschonend anstelle von Rettungswagen entsenden. Die dritte Komponente ist mit dem Vorbeugenden Rettungsdienst ein präventiver Arbeitsbereich, mit dem wir gemeinsam mit anderen lokalen Versorgern und dem Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst ermöglichen wollen, Hilfesuchende frühzeitig einer geeigneten Versorgungsform zuzuführen.“
Die sächsischen Krankenkassen finanzieren den Rettungsdienst und refinanzieren auch die „Telemedizinische Einsatzunterstützung“.
„Wir möchten mit der Stadt Leipzig, als Träger des Rettungsdienstes, neue Wege in der Versorgung von Notfällen gehen. Die Stadt und die gesetzlichen Krankenkassen haben das gemeinsame Ziel, die Versorgungssicherheit und die Behandlungsqualität für die Menschen zu gewährleisten und zu verbessern. Uns ist es wichtig, Patientinnen und Patienten entsprechend ihres Krankheitsbildes gut zu versorgen, rettungsdienstliches Personal bedarfsgerecht einzusetzen sowie Kliniken und Notaufnahmen zu entlasten“, erklärt Mike Stolle, Fachbereichsleiter Rettungsdienst/Fahrkosten bei der AOK PLUS, das Engagement der gesetzlichen Krankenkassen.
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