Die Ergebnisse des IAB-Betriebspanel Sachsen für das Jahr 2023 zeigen, dass sich die sächsischen Betriebe den Herausforderungen des veränderten Arbeitsmarktes stellen. Folgende positive Entwicklungen sind zu beobachten: es besteht eine hohe Nachfrage nach Arbeits- und Fachkräften, es wurde mehr Personal eingestellt als abgebaut und der Anteil der Beschäftigten, die nach Tarifvertrag bezahlt werden, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und hat nun den Durchschnitt Ostdeutschlands erreicht.

Außerdem haben sich die Lohnunterschiede zwischen verschiedenen Beschäftigtengruppen in den vergangenen drei Jahren spürbar verringert und es nehmen mehr Beschäftigte an Weiterbildungsmaßnahmen teil.

Insgesamt bleibt der Bedarf an Fachkräften hoch: 40 Prozent der sächsischen Betriebe waren auf der Suche nach qualifiziertem Personal. Jedoch konnten fast die Hälfte (46 Prozent) der offenen Fachkräftestellen in Sachsen in der ersten Jahreshälfte nicht besetzt werden. Im Vergleich zum Jahr 2010 ist der Anteil von Betrieben, die ihre Fachkräftestellen nicht besetzen konnten, deutlich angestiegen (28 Prozent).

Dazu Wirtschafts- und Arbeitsminister Dulig: „Qualifizierte Fachkräfte sind entscheidend für die sächsische Wirtschaft, das machen die Befragungsergebnisse erneut ganz deutlich. Die wirtschaftliche Entwicklung Sachsens hängt stark davon ab, wie gut vorhandene Fachkräftepotenziale genutzt und neue gehoben werden können. Die sächsischen Unternehmen erkennen zunehmend den Wert guter Arbeitsbedingungen. Das zeigt sich zum Beispiel an mehr Weiterbildungsmaßnahmen für Beschäftigte und nicht zuletzt an der höheren Zahl von Beschäftigten mit tarifgebundener Bezahlung.

Gleichzeitig sehen wir, wie wichtig der Mindestlohn bleibt. Zum Zeitpunkt der Befragung verdienten noch immer sieben Prozent der Beschäftigten weniger als 12,41 Euro pro Stunde, also unter dem heutigen Mindestlohn. Über 100.000 Beschäftigte sind schätzungsweise davon betroffen, das ist ein gesellschaftlicher Missstand.“

Betriebe in Sachsen und Ostdeutschland sind stärker auf qualifizierte Beschäftigte angewiesen als Betriebe in Westdeutschland. Damit könnte eine Ausweitung von Fachkräfteengpässen auf die Betriebe in Sachsen und Ostdeutschland insgesamt noch stärkere Auswirkungen haben. Sächsische Betriebe zeichnen sich weiterhin durch einen hohen Anteil an Facharbeit aus. Menschen ohne entsprechende Qualifikationen haben in sächsischen Betrieben möglicherweise weniger Beschäftigungsmöglichkeiten als in westdeutschen Betrieben.

Die Unternehmen wurden nach ihren wichtigsten Strategien zur Fachkräftesicherung befragt. Die meisten Betriebe (62 Prozent) sehen die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen als sehr wichtig an. Dies war die am häufigsten genannte Strategie. Etwas mehr als die Hälfte der sächsischen Betriebe (über 50 Prozent) legt großen Wert auf die Weiterbildung ihrer eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese Ergebnisse zeigen, dass sächsische Unternehmen vor allem auf gute Arbeitsbedingungen und Weiterbildung setzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Für 48 Prozent der Betriebe in Sachsen ist auch die längerfristige Personalentwicklung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von hoher Bedeutung. Die Zahlung von höheren Löhnen hatte für mehr als ein Drittel der sächsischen Betriebe (39 Prozent) eine hohe Bedeutung hinsichtlich der Deckung des Fachkräftebedarfs.

Weitere wichtige Befunde des IAB-Betriebspanel 2023 Sachsen:

Schwierige Rahmenbedingungen

74 Prozent der Betriebe in Sachsen gaben an, dass die Verknappung von Rohstoffen, Vorleistungen und Preissteigerungen zu negativen wirtschaftlichen Effekten führte. Hierbei belasteten die Unternehmen insbesondere die gestiegenen Kosten für Energie und Treibstoffe.

Schutzsuchende aus der Ukraine

9 Prozent der Betriebe gaben an, dass sich ukrainische Geflüchtete um einen Arbeits-, Ausbildungs- oder Praktikumsplatz bei ihnen beworben hatten. Von den Betrieben, die kontaktiert worden waren, gaben 30 Prozent an, Geflüchtete aus der Ukraine aktuell zu beschäftigen bzw. zeitweilig beschäftigt zu haben.

Ausbildung

57 Prozent aller ausbildungsberechtigten Betriebe in Sachsen boten individuelle Unterstützungsleistungen für ihre Auszubildenden an. Dabei setzten ausbildungsberechtigte Betriebe in Sachsen mit 38 Prozent am häufigsten auf Prämien oder Sonderzahlungen. Mit 29 Prozent der ausbildungsberechtigten Betriebe war auch die (vollständige oder teilweise) Übernahme von Fahrtkosten im öffentlichen Personennahverkehr weit verbreitet.

Weiterbildung

Im ersten Halbjahr 2023 lag der Anteil der Betriebe mit Weiterbildung bei 51 Prozent und damit sieben Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Die Weiterbildungsquote der Beschäftigten hat sich um vier Prozentpunkte erhöht und erreichte 35 Prozent. Trotz der Zuwächse lagen die aktuell erzielten Quoten noch unter dem hohen Niveau, welches in den Jahren vor der Corona-Pandemie erreicht wurde.

Tarifbindung und Betriebliche Interessenvertretung

Tarifverträge und Betriebsräte sind wichtige Säulen im bundesdeutschen System der Gestaltung von Arbeitsbedingungen. Die weiterhin geringe Tarifbindung in Sachsen ist unverändert, bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass Tarifverträge nur bei einer Minderheit der Betriebe Anwendung finden. Tatsächlich orientiert sich ein nicht unerheblicher Teil der nicht tarifgebundenen Betriebe an geltenden Flächentarifverträgen. In Sachsen sind insgesamt 31 Prozent aller Beschäftigten in Betrieben mit Tarifvertrag und Betriebsrat tätig.

Investitionen

Der Anteil investierender Betriebe liegt in Sachsen höher als in Ost- und Westdeutschland, wobei die Investitionsintensität niedriger ist. Im Geschäftsjahr 2022 tätigten 54 Prozent aller Betriebe Sachsens Investitionen. Damit stieg der Anteil im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozentpunkte. Das durchschnittliche Investitionsvolumen je Beschäftigtem (in Vollzeitäquivalenten) fiel geringer aus als in den Vorjahren.

Hintergrund

Das IAB-Betriebspanel stellt jährlich repräsentative Ergebnisse zur Lage auf dem sächsischen Arbeitsmarkt und zur Beschäftigungssituation aus der Perspektive der Betriebe zur Verfügung. Ausgewertet wurden Befragungsdaten von insgesamt rund 15.200 Betrieben bundesweit, darunter von rund 1.200 Betrieben aus Sachsen. Die Grundgesamtheit des IAB-Betriebspanels umfasst alle Betriebe, die mindestens eine sozialversicherungspflichtig beschäftigte Person.

Die Erhebung fand schwerpunktmäßig im zweiten Halbjahr 2023 statt. Der Bericht bildet zudem die Kernthemen „Betriebliche Rahmenbedingungen“, „Beschäftigungsentwicklung“, „Fachkräftebedarf“, „Betriebliche Ausbildung“, „Betriebliche Weiterbildung“, „Entwicklung der Tarifbindung“, „Löhne und Gehälter“ sowie „Investitionen und Innovationen“ ab.

Die Kurz- und Langfassung des IAB-Betriebspanels Sachsen 2023 finden sich unter den angegebenen Links.

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