Rund 30 Prozent der Brandenburger Haushalte nutzen Fernwärme. Dabei haben sie aufgrund lokaler Monopole nicht die Wahl zwischen verschiedenen Anbietern. Die Preise sind hoch, Strukturen zur Kontrolle fehlen. Die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) fordert mehr Transparenz und eine effektive Aufsicht. Die seit dem Frühjahr bestehende Transparenzplattform einiger Anbieter reiche nicht aus, so Brandenburgs oberster Verbraucherschützer.

Preise für Fernwärme bleiben hoch

Seit den Höchstständen der Energiepreise im August 2022 sind zwei Jahre vergangen. Seitdem haben sich die Märkte erholt und die Preise sind auf ein Niveau gefallen, welches weit unter dem zu Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine liegt. Nur die Fernwärmepreise sind weiterhin hoch.

Trotz wachsender Nutzung: Transparenz und Aufsicht fehlen

Dabei nutzen bereits jetzt rund 30 Prozent der Haushalte in Brandenburg Fernwärme, und im Zuge der Wärmewende ist ein weiterer Netzausbau zu erwarten. „Eine effektive Aufsicht für einen verbraucherfreundlichen Fernwärmemarkt fehlt jedoch“, stellt Christian A. Rumpke, Chef der Verbraucherzentrale Brandenburg, fest.

„Wir fordern daher eine aktuelle Sektoruntersuchung des hiesigen Fernwärmemarktes und eine Stärkung der Landeskartellbehörde. Nur so kann das Land etwaige Gewinnmitnahmen durch Energieversorger verhindern und für faire Preise sorgen“, so Rumpke.

Auch an Transparenz fehle es. Gerade Unternehmen, die Aufgaben für die Allgemeinheit erbringen, sollten mit gutem Beispiel vorangehen und beispielsweise transparent machen, wie Preise für Strom, Gas und Fernwärme zustande kommen.

Online-Informationsplattform bietet nur unzureichende Lösung

Im Frühjahr dieses Jahres haben drei große Branchenverbände eine sogenannte Transparenzplattform gegründet, auf der Verbraucher:innen Preisübersichten verschiedener Anbieter im Internet finden und sich über preisbestimmende Faktoren vor Ort informieren können. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch den freiwilligen Charakter dieser Plattform sehen wir kritisch. Gerade Anbieter, deren Preise besonders hoch und erklärungsbedürftig sind, sind nicht verpflichtet, sich an der Plattform zu beteiligen“, sagt Rumpke.

Im Land Brandenburg gibt es mehr als 60 Fernwärmenetze. Davon sind Stand heute nur 17 auf der Plattform aufgeführt und deren Angaben sind zudem oft unvollständig. „Damit sind weniger Netze abgebildet, als es allein in den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und Oberhavel gibt“, so der Verbraucherschützer. Auch die Darstellung sei, beispielsweise ohne Filtermöglichkeiten, wenig nutzerfreundlich.

Landespolitische Forderungen der VZB

Die genannten Forderungen gehören zu insgesamt 14 verbraucherpolitischen Positionen der Verbraucherzentrale zur Landtagswahl 2024 und für die Legislatur bis 2029, veröffentlicht auf der Webseite der VZB.

Hintergrund

Fernwärme gelangt in Form von heißem Wasser oder Dampf per Rohrleitungen von Kraftwerken aus in Häuser und Wohnungen. Die Erzeugung kann neben der Verbrennung fossiler Brennstoffe auch mithilfe von Biomasse, Müll oder industrieller Abwärme umweltschonend erfolgen.

Den Ausbau der Rohre übernimmt ein Unternehmen allein, doppelte Arbeiten wären ineffizient. Deshalb ist Wettbewerb per se kaum möglich, lokale Monopole und Vertragslaufzeiten von bis zu zehn Jahren sind die Regel. Eine effektive Aufsicht für einen verbraucherfreundlichen Fernwärmemarkt ist in dieser Konstellation unabdingbar.

Es gibt 4 Kommentare

@Christoph
Wird auch nicht funktionieren. Je nachdem, woher ein Wärmeversorger seine Wärme bezieht, entstehen auch Kosten. Hat z.B. ein Versorger die Abwärme eines Industriebetriebes, und bekommt sie fast geschenkt, ist ein Versorger, der seine Wärme mit Gas oder Wasserstoff oder sonst wie erzeugt, kostentechnisch im “Nachteil”. Das kann man fairerweise dem “teureren Versorger” nicht anlasten und ihm dann nur einen Teil seiner Gestellungskosten bezahlen. Der geht dann irgendwann wirtschaftlich pleite und das wars. Da hat keiner was gekonnt.

@Christian
Das ist richtig. Es kann nur einen Versorger im FW-Bereich der Kommune geben. Wie man dem Artikel entnehmen kann, funktioniert leider die Transparentplattform nicht so wie man es sich wünscht.
Deshalb folgender Gedanke : Der örtliche Versorger liefert die FW an den Verbraucher. Der Verbraucher kann aber einen anderen FW-Anbieter wählen mit dessen Tarif. Dieser Preis wird dann dem örtlichen Versorger bezahlt, obgleich dieser einen anderen, höheren Tarif hat. Für die Bereitstellung der FW kann dann der örtliche Versorger noch eine Durchleitungsgebühr aufschlagen bis zur Hälfte des Preisunterschiedes zwischen örtlichem Versorger und FW-Tarif des Femdanbeiter der FW. Dieser Aufschlag wird im Laufe der Zeit reduziert, damit der örtliche Versorger seine Kosten der FW-Bereitstellung anpassen kann.

@Christoph
Funktioniert aber technisch nicht. Die Netze sind physikalisch getrennt.

Den Fernwärmeausbau in Leipzig sehe ich einerseits positiv, andererseits skeptisch.
Vielleicht kommt eine Wärmeplanung, welche dann einen Anschlusszwang vorsieht?
…Und schon darf jeder die überteuerten Preise für die Fernwärme zahlen.

Das wäre schade, weil Fernwärme an sich eine ökologische und ökonomische Sache ist.

Was eigentlich fehlt, ist die Möglichkeit für die Haushalte, sich den Anbieter für die Fernwärmeversorgung selbst auszusuchen, dh. die Fernwärme wird von einem Hersteller angeboten, aber bei der Abrechnung kann der Nutzer auf verschiedene Anbieter zurück greifen, so wie beim Strom. Alles andere ist Augenwischerei.

Schreiben Sie einen Kommentar