Ein großer Teil der Ärztinnen und Ärzte des Städtischen Klinikums Dresden hat gestern die Arbeit niedergelegt. Rund 130 von ihnen waren auf der Kundgebung am Standort Friedrichstadt vor Ort. Sie richten ihre Forderungen damit unmittelbar an Dirk Köcher, VKA-Verhandlungsführer und Kaufmännischer Direktor des Städtischen Klinikums. Anlass des Arbeitskampfes sind die festgefahrenen Tarifverhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA).

Der 1. Vorsitzende des Marburger Bundes Sachsen, Torsten Lippold, sagte in Dresden: „Die VKA verspielt mit ihrer Verweigerungshaltung das Vertrauen ihrer Ärztinnen und Ärzte und spielt mit der Versorgungssicherheit der kommunalen Kliniken!“.

Felix Mittag, Arzt am Städtischen Klinikum Dresden und Mitglied der VKA-Verhandlungskommission, berichtete auf der Kundgebung von seinen Erfahrungen am Verhandlungstisch: „Seit Juni verhandeln wir, und was ist das Ergebnis? Nichts. Die Arbeitgeber verweigern sich jedem ernsthaften Dialog. Das ist nicht nur eine Ignoranz unserer Arbeit gegenüber, sondern auch eine Gefahr für die Zukunft der medizinischen Versorgung in diesem Land.“

Durch den Warnstreik kam es zu Einschränkungen an allen Standorten des Städtischen Klinikums Dresden. Etwa 60 Prozent der OP-Säle standen still. Um die Notfallversorgung der Patientinnen und Patienten während des Warnstreiks sicherzustellen, hat der Marburger Bund Sachsen mit der Geschäftsführung des Städtischen Klinikums eine Notdienstvereinbarung abgeschlossen.

Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes (Bundesverband) sagte auf der zentralen Kundgebung in Frankfurt vor rund 3.000 Streikenden, die VKA sollte den heutigen ganztägigen Warnstreik tatsächlich als Warnsignal begreifen.

„Die VKA setzt in den Tarifverhandlungen bisher einzig und allein auf Blockade. Diese Haltung treibt die Ärztinnen und Ärzte in den kommunalen Krankenhäusern nun auf die Straße, weil sie sich nicht wertgeschätzt fühlen. Die Arbeitgeber spielen mit dem Feuer, wenn sie weiterhin keine Bereitschaft zeigen, in konstruktive Verhandlungen einzutreten.“

In den Tarifverhandlungen für die rund 60.000 Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Krankenhäusern fordert der Marburger Bund eine lineare Erhöhung der Gehälter um 8,5 Prozent bezogen auf ein Jahr. Bei der angestrebten Reform der Schicht- und Wechselschichtarbeit will der MB die schwer zu kontrollierenden und teilweise manipulationsanfälligen Tarifregelungen durch ein deutlich vereinfachtes System ersetzen.

Die Gewerkschaft will damit auch Tendenzen an den kommunalen Kliniken begegnen, bestehende Bereitschaftsdienstmodelle durch vermeintlich günstigere Schichtdienstmodelle zu ersetzen. Ein weiterer Forderungsbestandteil ist die Ausweitung der Regelungen zur rechtzeitigen Dienstplanung auf die Arbeit in Schichten. Daneben stehen auch Verbesserungen für Ärztinnen und Ärzte, die regelmäßig Rufbereitschaft leisten, und eine deutliche Anhebung der Bereitschaftsdienstentgelte auf dem Plan.

Der Warnstreik der Ärztinnen und Ärzte findet unmittelbar vor der nächsten Verhandlungsrunde statt: Marburger Bund und VKA werden am 17. und 18. September in Berlin weiterverhandeln. Der mit der VKA verhandelte Tarifvertrag findet in Sachsen in den Muldentalkliniken in Grimma und Wurzen, dem Klinikum Obergöltzsch in Rodewisch, dem Städtischen Klinikum Dresden sowie dem Krankenhaus Landkreis Mittweida Anwendung.

 Weitere Informationen zur aktuellen Tarifrunde unter www.vka-tarifrunde.de.

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