Das sächsische Kabinett hat heute das neue Verkehrssicherheitsprogramm des Freistaates Sachsen beschlossen. Das Programm bündelt die Vielzahl wirksamer Maßnahmen und gibt Impulse für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Verkehrssicherheitsarbeit im Freistaat.
Auch wenn die Zahl der bei einem Verkehrsunfall getöteten Verkehrsteilnehmer kontinuierlich gesenkt werden konnte, gibt es für ein modernes Verkehrssicherheitsprogramm angesichts der weiterhin hohen Unfall- und Verletztenzahlen ein erhebliches öffentliches Interesse. Im Jahr 2023 gab es infolge von Verkehrsunfällen in Sachsen 188 Getötete, 3.411 Schwerverletzte und 12.790 Leichtverletzte. Etwa 35 Prozent der im Straßenverkehr Getöteten und Verletzten waren Gehende oder Radfahrende.
Die „Vision Zero“ ist daher oberstes Ziel des Verkehrssicherheitsprogramms, d.h. die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten und Schwerverletzten deutlich zu reduzieren und perspektivisch null Verkehrstote zu erreichen.
„Allein die Unfallzahlen des vergangenen Jahres zeigen, wie wichtig es ist, in die Verkehrssicherheitsarbeit zu investieren. Insbesondere für den Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer muss mehr als bisher getan werden. Solange Menschen aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, sind Fehler und Fehlverhalten nie ganz auszuschließen. Damit daraus keine schwerwiegenden Folgen für die Verkehrsteilnehmenden entstehen, müssen wir unsere Straßen und Verkehrssysteme verkehrssicher gestalten.
Jeder Einzelne ist dafür verantwortlich, sich an die Verkehrsregeln zu halten und sich für ein Miteinander statt Gegeneinander einzusetzen“, so Verkehrsminister Martin Dulig. „Denn, jeder Verletzte oder gar jeder Verstorbene auf Grund eines Verkehrsunfalls, ist einer zu viel!“
Die Neuaufstellung des Verkehrssicherheitsprogramms erfolgte durch den Lenkungsausschuss „Verkehrssicherheit in Sachsen“ unter Federführung des SMWA. Akteure aus Landesverwaltung, Landkreisen, Städten, Vereinen und Lobbyverbänden sowie aus der Forschung waren aktiv in diesen Prozess eingebunden. In die Entwicklung des Programms wurden im Sinne einer „Mobilität für Alle“ sämtliche Formen der Verkehrsteilnahme einbezogen.
Ein besonderer Fokus wurde auf die schwächeren nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer gelegt. Dies ergab sich sowohl aus den aktuellen Unfalldaten als auch aus den Gesprächen mit relevanten Akteuren.
Das Verkehrssicherheitsprogramm legt klare fest Ziele und regelt deren kontinuierliche Überprüfung. Es wird angestrebt, die Rahmenbedingungen für Landkreise und Kommunen zu verbessern, die Verkehrssicherheitsarbeit an der Infrastruktur zu stärken und den Stellenwert der allgemeinen Verkehrssicherheitsarbeit zu erhöhen. Dazu gehören u.a. Sicherheitsaudits, die Berücksichtigung der Verkehrssicherheit bei der Vergabe von Fördermitteln, Öffentlichkeitsarbeit sowie Aus- und Fortbildungsangebote.
Zur Umsetzung der daraus resultierenden Ableitungen und Handlungsempfehlungen wird der Freistaat ein Monitoring der Maßnahmen durchführen und über seine Arbeit alle zwei Jahre berichten. Auf Grundlage dieser Zwischenergebnisse werden Maßnahmen gegebenenfalls weiterentwickelt bzw. akzentuiert.
Handlungsfelder (Auswahl)
Sichere Mobilität – jeder trägt Verantwortung, alle machen mit
Die Verbesserung der Verkehrssicherheit stellt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar Es ist wichtig, alle Akteure von der Verwaltung über Vereine und Verbände bis hin zu jedem einzelnen Verkehrsteilnehmer und Bürger für das Thema ständig zu sensibilisieren. Über das gemeinsame Gremium des Lenkungsausschusses Verkehrssicherheit wird allen Beteiligten der Verkehrssicherheitsarbeit eine Plattform angeboten, um sich aktiv einzubringen, Wissen auszutauschen und sich zu informieren.
Sicherer Fußverkehr und Teilhabe für alle
Zu Fuß gehen ist eine umweltfreundliche Form der Mobilität, die zur Verkehrsentlastung beiträgt. Fußgänger sind jedoch im Straßenverkehr besonders gefährdet – vor allem beim Überqueren von Fahrbahnen. Der Freistaat Sachsen setzt sich dafür ein, sichere und barrierefreie Verkehrsanlagen zu schaffen und das Bewusstsein für die Bedürfnisse der Fußgänger zu schärfen. Die Kommunen werden angeregt, Fußverkehrsnetze mit breiten Gehwegen und sicheren Querungsstellen zu schaffen.
Auch der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln soll barrierefrei gestaltet werden. Um die Verkehrssicherheit für Fußgänger zu erhöhen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Verkehrsbehörden und Bürgerschaft unerlässlich. Darüber hinaus soll ein Beratungsangebot für Landkreise und Kommunen zu Fragen der Verkehrssicherheit aufgebaut werden.
Mobilität von Kindern und Jugendlichen
Etwa jeder fünfte Unfall im Fußverkehr in Sachsen betrifft Kinder und Jugendliche, vor allem auf dem Schulweg und in der Freizeit. Deshalb setzt sich der Freistaat Sachsen für eine sichere und eigenständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen ein. Wir fördern die Mobilitätserziehung an Schulen, um sicheres Verhalten im Straßenverkehr zu vermitteln.
Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern auf unterschiedlichen Ebenen ist ein zentrales Element der Verkehrserziehung und Schulwegsicherung. Mobilitätserziehung ist im pädagogischen Alltag verankert und soll durch den direkten Bezug zur Verkehrswelt und zur Lebenswelt der Kinder verständlich und erlebbar gemacht werden.
Sicherer Radverkehr
Der Freistaat Sachsen setzt sich für einen sicheren Radverkehr ein. Neue Radverkehrsanlagen werden auf ihre Verkehrssicherheit geprüft und instandgehalten. Darüber hinaus unterstützt der Freistaat die Landkreise und Kommunen beim Ausbau ihrer jeweiligen Radverkehrsinfrastrukturen. Die Radfahrausbildung in den Schulen wird weiter verbindlich umgesetzt und auch außerhalb der Schulen sollen Möglichkeiten zum Radfahrtraining angeboten werden. Verkehrsgärten und Fahrradparcours sollen zum sicheren Erlernen des Radfahrens genutzt werden.
Terminhinweis
Der 24. Sächsische Verkehrssicherheitstag findet am Sonntag, dem 11. August, auf dem Sachsenring statt. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein abwechslungsreiches Programm rund um das Thema Verkehrssicherheit. Hier präsentieren sich sächsische Akteure und Institutionen, die zur sicheren Mobilität in Sachsen beitragen.
Auf der Start- und Zielgeraden des Sachsenrings gibt es ganztägig Präsentationen, die Verkehrssicherheit erlebbar und begreifbar machen – von Vorführungen zu den Potenzialen von Fahrerassistenzsystemen oder vernetztem Fahren bis hin zu authentischen Unfallsimulationen. Aktuelle Mobilitätstrends können bei Testfahrten auf Teilen der Grand-Prix-Strecke selbst ausprobiert werden: von der Fahrt im Elektroauto, Wasserstoffauto oder Lastenrad bis zum Geschicklichkeitsparcours mit E-Bikes und Pedelecs ist alles dabei.
Und wer einmal die Perspektive wechseln möchte, hat die Möglichkeit, einen Bus oder Lkw über das Gelände und den Sachsenring zu steuern. Der Sächsische Verkehrssicherheitstag ist in dieser Form bundesweit einmalig und wird vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und vom Lenkungsausschuss „Verkehrssicherheit im Freistaat Sachsen“ in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Zwickau organisiert.
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