Sachsen ist mit insgesamt 30 Gießereien das stärkste Land dieser Branche in Ostdeutschland. Im Jahr 2023 beschäftigten die Unternehmen rund 5.100 Menschen und erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von 1,08 Milliarden Euro. Die Dekarbonisierung der Industrie, der hohe Strombedarf bzw. die hohen Energiekosten, steigende Kohlenstoffdioxid-Preise, lange Umsetzungszeiten für den Ausbau erneuerbarer Energien und die wirtschaftliche Lage der Automobilindustrie stellen die Traditionsbranche vor einen großen Anpassungsdruck.

Deshalb hat sich der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig heute in Dresden mit Vertretern des Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie e.V. (BDG) sowie elf sächsischer Gießereiunternehmen aus Annaberg-Buchholz, Chemnitz, Coswig, Dresden, Elsterberg, Krauschwitz, Leipzig, Lößnitz, Pirna, Freiberg und Schmiedeberg getroffen.

Die Gießereibranche spielt eine bedeutende Rolle für die Wirtschaftskraft des Freistaates. In Sachsen sind 20 Eisen-/ Stahlgießereien und zehn Nichteisen-Gießereien ansässig. Seit 2019 ist Sachsen zudem Mitglied in der Allianz der Stahlländer, die sich auch um die Belange der Nicht-Eisenmetaller kümmert. Die Metallerzeugung und -verarbeitung bildet das Fundament für sämtliche andere Industriezweige wie den in Sachsen starken Automobilsektor sowie den Maschinen- und Anlagenbau. Zudem sind Gießereien ein wesentlicher Bestandteil der Kreislaufwirtschaft und Ermöglicher klimaneutraler Technologien (z. B. Gussteile in Windkraftanlagen).

Wirtschaftsminister Martin Dulig, BDG-Hauptgeschäftsführer Max Schumacher und die Geschäftsführer der Unternehmen erörterten heute im sächsischen Wirtschaftsministerium (SMWA) die Lage der Branche.

Nicht zum ersten Mal treffen sich die Vertreter der Gießereibranche mit dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig: „Die wirtschaftliche Transformation und die Dekarbonisierung sind für energieintensive Branchen wie die Gussindustrie eine Mammutaufgabe. Es ist mir ein persönliches Anliegen, ihnen zuzuhören und sie auf ihrem Weg zu unterstützen. Mit Innovationsgeist und einem noch breiter aufgestellten Produktportfolio kann es den Unternehmen gelingen, den technologischen Wandel erfolgreich zu gestalten und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Der Windenergiesektor und die Elektromobilität bieten etwa vielfältige Zulieferoptionen für Spezialgussteile. Der Freistaat und der Bund fördern ihrerseits den Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffinfrastruktur. Die Umstellung der Produktion auf grünen Wasserstoff kann die Energiebilanz der Gießereiunternehmen verbessern und die Energiekosten senken. Wir haben uns als Wirtschaftsministerium erfolgreich dafür eingesetzt, dass Sachsen ans Wasserstoffkernnetz des Bundes angeschlossen wird – etwa der Industriebogen Meißen.“

Max Schumacher, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie e.V. (BDG), betonte: „Als Pioniere der Kreislaufwirtschaft und Lieferanten zentraler Komponenten etwa für die Windenergie oder Wärmepumpen gelingt der Kampf gegen den Klimawandel nur mit dem Gusseuropameister Deutschland. Insbesondere in Zeiten von Lieferkettenproblemen erwiesen sich die Nähe zum Kunden und das lösungsorientierte Denken und Handeln deutscher Gießereien als entscheidend für das Funktionieren der komplexen Wertschöpfungsketten.

Wir brauchen hierfür aber auch eine Industrie- und Energiepolitik, die die deutsche Gießerei-Industrie als Partner sieht und die den industriellen Mittelstand weder mit hohen Kosten noch mit bürokratischen Lasten überfordert. Wir befinden uns mitten in der Dekarbonisierung unserer Prozesse, das ist eine unumgängliche Aufgabe, die wir nur gemeinsam mit der Politik und verlässlichen Rahmenbedingungen erfolgreich meistern können. Wir freuen uns daher über die Fortsetzung des seit langem bestehenden Dialogs mit der sächsischen Landesregierung.“

Max Jankowsky’ Geschäftsführer der GL Gießerei Lößnitz GmbH und Präsident der Industrie- und Handelskammer Chemnitz, erklärte: „Die Gießereiindustrie ist eine Schlüsselindustrie Deutschlands und bildet das Fundament vieler Industriegüter. Gerade in der aktuellen Phase der Energiewende stehen vor allem mittelständische Gießereien vor existenziellen Herausforderungen. Es ist von größter Bedeutung, dass wir sicherstellen, dass die Energiewende diese wichtige Branche nicht überfordert. Der Erhalt der Gießereikompetenz ist essenziell für die industrielle Souveränität unseres Landes.“

Ein weiterführender Workshop zum Thema „Dekabonisierung der Gießereiunternehmen“, der im Rahmen des Ostdeutschen Gießereitags am 7. November 2024 in Chemnitz stattfinden soll, ist bereits in Planung.

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