Große Sorge machen sich Vogelfreunde vom Naturschutzbund NABU um die Weißstörche in der Region. Gummibänder, die Störche auf Feldern, auf Kompostieranlagen und Mülldeponien sammeln, werden von ihnen mit Regenwürmern verwechselt und als Nahrung zum Nachwuchs gebracht – mit fatalen Folgen.

Nachdem bereits in den Jahren 2021 und 2023 junge Störche am Balditzer Horst von ihren Eltern mit Gummibändern gefüttert wurden, ist es 2021 zumindest gelungen, die Gummis mit Abführmittel aus dem Jungstorch zu bekommen. Im letzten Jahr hingegen sind mehrere Störche mit dem Müll im Magen verendet.

In diesem Jahr haben ehrenamtliche Vogelschützer die Störche wieder lange Zeit beobachtet und festgestellt, dass erneut Gummibänder verfüttert wurden. Am Boden unterhalb des Horstes waren die Gummis auch zu finden. Kaum hatten die Naturschützer diese weggeräumt, lagen am nächsten Tag neue dort. Wenn Altvögel diese vermeintliche Nahrung auswürgen, streiten die Jungvögel um das Futter, dabei fällt immer etwas über den Nestrand nach unten.

Eines der drei Jungtiere wurde Ende letzter Woche immer schwächer und am Samstag lag es nur noch. Leider ist es am Sonntag gestorben. Am Montag hat der NABU den Storch vom Horst geholt und zur Untersuchung in die Vogelklinik der veterinärmedizinischen Fakultät der Uni Leipzig gebracht. Beim Öffnen des Magens zeigte sich das gleiche Problem wie in den Vorjahren: Der Mageninhalt bestand vollständig aus Gummibändern, insgesamt sind es 145 Gummiteile.

In der Vogelklinik wurde der Magen des toten Jungstorchs geöffnet. Foto: NABU Leipzig
In der Vogelklinik wurde der Magen des toten Jungstorchs geöffnet. Foto: NABU Leipzig

Die beiden Nestgeschwister, die bereits kurze Strecken fliegen können, sind noch nicht außer Lebensgefahr. Die jungen Störche können noch längere Zeit von ihren Fettreserven aus besserer Futterversorgung zehren. Wenn dann die Fütterung mit Gummibändern einsetzt, wird die Menge zur Gefahr. Sollte sich die Masse an Gummis zu einem Klumpen verdichten, blockiert dieser den Zugang zum Darm und neue Nahrungsaufnahme wird unmöglich, die Störche verhungern dann mit vollem Magen.

Der NABU bittet Anwohner aufmerksam zu beobachten und die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig zu informieren, falls Störche in Bad Dürrenberg am Boden gesehen werden. Telefon 0341 927 62 027 mit Anrufbeantworter.

Der NABU hat mit Ornithologen aus Sachsen und Sachsen-Anhalt die „Soko Adebar“ gegründet und dokumentiert sämtliche Funde im Internet: www.nabu-leipzig.de/gummibaender. Auf dieser Seite ist auch ein Flyer zum Download verfügbar. Viele dieser Flyer wurden in der Region verteilt, doch weitere Aufklärung zur richtigen Entsorgung und Lagerung von Abfällen scheint nötig zu sein. Gummibänder gehören in den Restmüll! Der NABU ruft alle Menschen auf, sämtliche Abfälle richtig zu trennen und Gummi nicht in den Biomüll zu werfen.

Der NABU möchte außerdem herausfinden, wo im Saalekreis solche Mengen Gummi liegen, die für die Störche frei zugänglich sind. Hinweise bitte an vogelschutz@nabu-leipzig.de

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