Die Entscheidung ist gefallen: Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute im indischen Neu Delhi die „Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine“ in Deutschland (Herrnhut), in den USA (Bethlehem in Pennsylvania) und in Nordirland (Gracehill) in die Welterbeliste aufgenommen. Gemeinsam mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark sind sie nun eine grenzüberschreitende Welterbestätte. Herrnhut ist zugleich die dritte Welterbestätte in Sachsen.
Ministerpräsident Michael Kretschmer: „Herrnhut ist Weltkulturerbe! Ich freue mich sehr. Einen herzlichen Glückwunsch und einen großen Dank an alle, die dabei mitgeholfen haben, dass diese Entscheidung so getroffen worden ist. Die Menschen, die hinter diesem Erfolg stehen, haben viel erreicht. Der gesamte Freistaat profitiert davon. Wir haben ab heute in Sachsen drei Weltkulturerbe-Stätten – und alle drei sind grenzüberschreitend.
Diese besonderen Orte ziehen viele Besucherinnen und Besucher an. Es sind Orte der Begegnung und Inspiration. Und Orte, die Zuversicht und Kraft geben für die nächsten Aufgaben. Wer etwas so Großartiges hinbekommen hat, Welterbe zu werden, der schafft noch viel mehr. Das Gefühl, Teil des kulturellen Erbes der Menschheit zu sein, ist unbeschreiblich – und macht die Verantwortung, dieses Erbe zu bewahren, zu einer wahren Freude. Ich bin stolz darauf, dass Herrnhut den Welterbe-Titel geholt hat und gratuliere von Herzen!“
Eine Delegation unter Führung des Auswärtigen Amtes verfolgte das freudige Ereignis vor Ort. Für den Freistaat Sachsen war Staatskanzleichef Conrad Clemens, selbst Mitglied der Herrnhuter Brüdergemeine, anwesend.
Staatskanzleichef Conrad Clemens: „Heute ist ein besonderer Tag für Herrnhut und die Oberlausitz, auf den viele Menschen hingearbeitet haben. In Neu Delhi erfahren wir viel Unterstützung. Die gemeinsame Bewerbung mit den USA und Nordirland zeigt das weltweite, vielfältige Netzwerk der Herrnhuter. Die Herrnhuter Siedlungen zeichnet eine schlichte, klare Architektur aus mit einem Fokus auf das gemeinsame Leben, Arbeiten und Glauben. Als Herrnhuter und Mitglied der Brüdergemeine freue ich mich über die Wertschätzung und hoffe auf viele neugierige Besucher in der Oberlausitz.“
Thomas Schmidt, Staatsminister für Regionalentwicklung: „Ein Ort, der zum Weltkulturerbe erklärt wird, ist nicht nur ein Fleck Erde, sondern ein Herzschlag der Menschheit. Er erzählt die Geschichten unserer Vorfahren, bewahrt Traditionen und verbindet uns alle über Generationen und Kontinente hinweg. Dass die kleine oberlausitzer Stadt Herrnhut sich ab heute mit dem Welterbetitel rühmen darf, der in die ganze Welt strahlt, erfüllt mich mit größtem Stolz.
Diese höchste denkmalpflegerische Anerkennung ist nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch Ansporn, die Geschichte und Kultur der Herrnhuter Brüdergemeine für zukünftige Generationen lebendig zu erhalten. Als für Denkmalpflege zuständiger Minister bin ich mir der Verantwortung bewusst, den Schutz, den Erhalt und die Entwicklung dieses besonderen städtebaulichen Ensembles nun auch in einem internationalen Kontext zu gewährleisten.“
Barbara Klepsch, Staatsministerin für Kultur und Tourismus: „Ich gratuliere der Herrnhuter Brüdergemeine ganz herzlich zur Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO. Mit der gemeinsamen Bewerbung der Siedlungen in Sachsen, Nordirland und den USA können wir jetzt stolz sein auf insgesamt drei UNESCO-Welterbestätten im Freistaat. Die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří und der Muskauer Park sind bereits zwei bedeutende UNESCO-Welterbestätten in Sachsen, die jeweils eine reiche Geschichte und kulturelle Bedeutung aufweisen.
Welterbestätten sind aber nicht nur einmalige Zeugnisse unseres kulturellen Erbes, sondern auch Orte, die einzigartig und außergewöhnlich sind. Damit wirken sie wie Magneten auf viele Gäste aus dem In- und Ausland. Als weitere grenzüberschreitende Welterbeeinrichtung eröffnet die Herrnhuter Brüdergemeine damit neue Möglichkeiten für die weltweite Werbung um Besucher für die Oberlausitz und ganz Sachsen.“
Hintergrund
Die Bewerbung der „Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine“ war Anfang 2023 in Paris abgegeben worden. Seit 2017 war an der Bewerbung gearbeitet worden. Es handelt sich um einen Antrag zur Erweiterung der bereits 2015 eingetragenen Welterbestätte Christiansfeld, einer Siedlung der Herrnhuter Brüdergemeine in Dänemark. Gemeinsam mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark sollen sie zu einer grenzüberschreitenden Welterbestätte zusammengeführt werden.
Die sächsische Stadt Herrnhut ist Gründungsort der Herrnhuter Brüdergemeine. Sie stellt ein Modell für die religiöse und gesellschaftliche Organisation des Ortes dar und spiegelt sich in der Raumplanung und Architektur von über 30 Siedlungen weltweit wider.
Die Welterbeliste umfasst Kultur- und Naturstätten von außergewöhnlicher universeller Bedeutung. Bislang standen 1.154 Stätten in 167 Ländern auf der Liste, darunter 52 Welterbestätten in Deutschland, zwei davon in Sachsen, die jeweils grenzüberschreitend sind (Muskauer Park/Park Mużakowski seit 2004 und die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří seit 2019).
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