Vorgestern hat die EU-Kommission mit der Einrichtung der „EU-Beobachtungsstelle für Landwirtschaft und Lebensmittelkette“ begonnen. In dem ersten Treffen der Mitgliedstaaten, des EU-Parlaments und diverser Verbände wurde deutlich, die EU-Kommission und auch einige Vorreiter-Mitgliedsländer wie Frankreich, Spanien und Belgien haben ein ernsthaftes Interesse, die Erzeuger:innen in der Wertschöpfungskette zu stärken.

Elmar Hannen, AbL-Milchbauer und im Vorstand des European Milk Board (EMB), ist Mitglied der Beobachtungsstelle und kommentiert: „Die Stimmen aus EU-Mitgliedsstaaten, die bereits wirksame Instrumente für ihre Erzeugerinnen und Erzeuger gesetzlich umgesetzt haben, werden immer lauter. Vorgestern hat Agrarkommissar Janusz Wojciechowski deutlich gemacht, dass es bei der EU-Beobachtungsstelle der Lebensmittelkette zu 100 Prozent um die Erzeuger und deren Stärkung in der Wertschöpfungskette gehen müsse. Das kann die Ampelregierung jetzt umsetzen, indem sie als ersten Schritt die wirksame Anwendung Vertragspflicht vor Lieferung für uns Milchbäuerinnen und -bauern als Einstieg anwendet.“

Ottmar Ilchmann, AbL-Milchsprecher, führt weiter aus: „Die Milchpreise decken nach wie vor nicht die Kosten. Die wirtschaftliche Situation auf den Höfen verbessert sich nicht, viele Milcherzeugerfamilien hören auf zu melken. Die Molkerei Friesland Campina vermeldet Milchknappheit und macht Lockangebote für Milchbetriebe. Tatsächlich ist unsere flächendeckende regionale Milcherzeugung in Gefahr. Aber nicht in erster Linie wegen der höheren Auflagen für Tierwohl und Umweltschutz, wie ständig behauptet wird, sondern weil wir Bäuerinnen und Bauern am Markt eine viel zu schwache Position haben, um kostendeckende Preise durchzusetzen.

Diese veraltete Marktpolitik zugunsten der Verarbeiter ruiniert uns wirtschaftlich. Die Ampelregierung ist jetzt aufgefordert marktpolitische Rahmen einzuziehen. Das ist die Voraussetzung für die Sicherung der Milchversorgung. Gleichzeitig ermöglichen kostendeckende Preise uns Bäuerinnen und Bauern mehr Klimaschutz und Tierwohl – die teurer in der Produktion sind – umzusetzen.

Links:

  • Infos zur „EU-Beobachtungsstelle der Lebensmittelkette“: https://agriculture.ec.europa.eu/news/commission-starts-setting-agriculture-and-food-chain-observatory-2024-04-09_en?prefLang=de&etrans=de

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