Das Projekt „Geschichts- und Naturlehrpfad Ehrenhain Zeithain“ steht vor dem Aus. Die dafür durch Beschluss des Sächsischen Landtags freigegebenen 500.000 € werden nach jetzigem Kenntnisstand dem Projekt entzogen und anderen Vorhaben innerhalb der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, die nicht im Landkreis Meißen angesiedelt sind, zugeführt.
Frank Richter: „Ich bin entsetzt, dass mit dem Geschichts- und Naturlehrpfad Ehrenhain Zeithain eines der bedeutendsten und größten gedenkpolitischen Projekte im Freistaat Sachsen gescheitert ist. Als Mitglied des SPD-Fraktion habe ich mich mit Kollegen anderer Fraktionen dafür eingesetzt, dass die notwendigen Finanzen bereitgestellt werden.
Ich fordere eine umfassende Aufklärung über die Ursachen für das Aus. In der Verantwortung stehen zuerst die Stiftungsratsvorsitzende und Staatsministerin Barbara Klepsch, darüber hinaus der Leiter der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Herr Dr. Markus Pieper, der Leiter der Gedenkstätte, Herr Jens Nagel sowie die zuständigen Genehmigungsbehörden.“
„Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, dass die Umlenkung der für die Gedenkstätte in Zeithain vorgesehenen Gelder auf andere Projekte schon im Frühjahr 2024 geplant und dies dem Stiftungsrat vorenthalten wurde, wäre dies eine grobe Illoyalität auch gegenüber den Abgeordneten des Landtags, die sich für den Geschichts- und Naturlehrpfad eingesetzt und sich regelmäßig über den Stand der Arbeiten erkundigt haben.“
Zum Hintergrund
In jedem Jahr, immer am 23. April, dem Tag der Befreiung des Lagers durch die Rote Armee, versammeln sich Menschen aus vielen Nationen in Zeithain, um an das Leid der Gefangenen zu erinnern und der Opfer zu gedenken. Die im Kriegsgefangenenlager massenhaft verübten Menschenrechtsverletzungen kamen denen gleich, die in den von der SS geführten Konzentrationslagern verübt wurden.
Frank Richter: „Die Realisierung des geplanten Geschichts- und Naturlehrpfades wäre geeignet gewesen, die Qualität des Erinnerns auf eine neue Stufe zu heben. Sie war gedacht als Zeichen der angemessenen Würdigung, die den Angehörigen der Opfer gebührt und uns Heutigen verpflichtet. Eine große Chance wurde vertan.“
„Das Aus des Projektes trifft vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte und die engagierten Mitglieder des Fördervereins. Das ‚Nie wieder ist jetzt!‘ wird durch die Arbeit an der Gedenkstätte täglich gelebt und praktisch umgesetzt. Dass die Nachricht vom Aus des Lehrpfades zeitlich zusammenfällt mit dem morgen beginnenden internationalen Freiwilligen-Camp ist besonders bitter.
Junge Menschen aus mehreren europäischen Ländern werden nach Zeithain kommen und gemeinsam am Ort des Gedenkens arbeiten. Ihnen dürfte schwer zu erklären sein, warum die politisch Verantwortlichen trotz bereit gestellter Finanzen nicht in der Lage waren, die Gedenkstätte weiter zu entwickeln.“
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