In Sachsen wurde innerhalb eines Jahres bereits bei mehr als 4.300 Jungen und 3.900 Mädchen im Alter bis 19 Jahre eine Schlafstörung diagnostiziert. Das belegen Daten des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung.
„Langfristig können Schlafstörungen die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen negativ beeinflussen, was sich unter anderem in einem höheren Risiko für psychische Störungen und in schlechteren Schulleistungen niederschlagen kann. Deshalb ist es wichtig, eine Schlafstörung zu erkennen und zu behandeln“, sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen.
Eine Schlafstörung sei dann behandlungsbedürftig, wenn sie innerhalb eines Monats mindestens dreimal wöchentlich auftrete und sie das Verhalten und die Leistungsfähigkeit des Kindes am Tage negativ beeinflusse. Aber auch wenn die Schlafstörung mit Schnarchen, Zähneknirschen oder Atemaussetzern einhergehe, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.
In der Pubertät werden Kinder automatisch zu Eulen
Das Schlaf-Wach-Verhalten des Menschen verändert sich im Laufe des Lebens. Während beispielsweise 6-Jährige im Schnitt etwa elf Stunden Schlaf pro Nacht benötigen, sind es bei 10-Jährigen etwa acht bis zehn Stunden. Im mittleren
Jugendalter sinkt der Schlafbedarf weiter auf durchschnittlich etwa achteinhalb Stunden und erreicht dann im späten Jugendalter etwa sieben bis acht Stunden. In der Pubertät bildet sich auch der Schlaftyp aus, das heißt dann entscheidet sich, ob aus den Kindern Frühaufsteher („Lerchen“) oder Langschläfer („Eulen“) werden.
Doch bevor das passiert, werden in der Pubertät erst einmal alle Jungen und Mädchen automatisch zu Eulen. „In keiner anderen Lebensphase geht der Mensch abends später zu Bett und schläft morgens länger als in der Pubertät. Das liegt nicht nur, aber vor allem an der hormonellen Umstellung“, so BARMER-Landeschefin.
Was den Schlaf stören kann
Häufig sind die Schlafprobleme bei Kindern und Jugendlichen entwicklungsbedingt und treten nur vorübergehend auf. Oft stecken aber auch falsche Angewohnheiten und eine schlechte Schlafhygiene dahinter. „Unregelmäßige Essens- und Schlafenszeiten, übermäßiger Medienkonsum, Spielen am Computer, Tablet oder Smartphone, in Verbindung mit mangelnde körperliche Aktivität, können zu Schlafräubern werden“, sagt die BARMER-Landeschefin.
Gerade bei Teenagern spiele auch der Konsum von Genussmittel eine Rolle. „Wenn etwa zu viel Koffein in Form von Cola, Mate oder Energydrinks getrunken wird. Auch Alkohol, Partydrogen und Aufputschmittel können sich negativ auf die Nachtruhe auswirken“, so Welfens weiter. Schulstress, Leistungsdruck, familiäre Konflikte, Probleme im Freundeskreis oder auch Liebeskummer könne den Nachwuchs ebenfalls am Einschlafen oder Durchschlafen hindern.
Was tun bei Schlafstörungen?
Eine gute Schlafhygiene könne nicht nur Schlafstörungen vorbeugen, sondern sie in vielen Fällen auch beheben. Aufforderungen, Regeln und Ratschläge der Eltern, zu regelmäßigen Schlaf-, Wach- und Essenszeiten, einem geregelten Tagesablauf und ausreichender Bewegung, könne jüngeren Kindern eine Struktur geben, Teenager allerdings würden diese nur ungern befolgen. Es könne daher hilfreich sein, wenn man älteren Kindern ruhig erkläre, welche Angewohnheiten und Faktoren einen guten Schlaf fördern beziehungsweise verhindern.
„Eltern sollten berücksichtigen, dass viele Jugendliche mit weniger Schlaf auskommen und sich ihr Schlaf-Wach-Rhythmus nach hinten verschiebt. Es nützt daher wenig, einen Teenager um neun Uhr ins Bett zu schicken, wenn er dann regelmäßig bis Mitternacht wach im Bett liegt“, sagt die BARMER Kassen-Chefin und empfiehlt, nach sinnvollen Kompromisse zu suchen, die den Bedürfnissen und Wünschen des Teenagers entgegenkämen und trotzdem für ausreichend Schlaf sorgten.
Bei anhaltenden Schlafstörungen und wenn diese mit körperlichen Phänomenen einhergehen, reiche eine gute Schlafhygiene allerdings nicht aus. Dann empfehle es sich, die Hausärztin, den Hausarzt, die Kinderärztin oder den Kinderarzt um Rat zu fragen.
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