Aktuell dauern Sprach- und Integrationskurse für geflüchtete Menschen zwischen 9 bis 15 Monaten, da diese mangels Lehrkräfte meist in Teilzeit angeboten werden. Die Integration Geflüchteter auf dem Arbeitsmarkt zieht sich in die Länge während Betriebe händeringend nach Arbeitskräften suchen. Diese Unzufriedenheit, so Landrat Henry Graichen, war die Triebfeder für ein Projekt, das frühzeitig den Kontakt zu potentiellen Arbeitgebern herstellt.
Entstanden ist so Kurs.Arbeit.Integration, kurz KAI, das die Volkshochschule des Landkreises Leipzig entwickelt hat und gemeinsam mit Unternehmen und dem Kommunalen Jobcenter des Landkreises Leipzig umsetzt. „Wir nutzen den engen Kontakt in den Kursen, um die Fähigkeiten und Ressourcen der Menschen kennen zu lernen und geeignete Praktikumsplätze zu finden“, so VHS-Leiter Dr. Ralph Egler. Und weiter: „Sprache ist wichtig aber auch Persönlichkeit und die Fähigkeit sich in Arbeitsprozesse zu integrieren gehört zu einer gelingenden Integration.“ Dabei brauche nicht jeder das Sprachniveau B1.
Positive Reaktion der Unternehmen
Mit einer Briefaktion hatte Landrat Henry Graichen vorige Woche das Projekt den Unternehmen im Landkreis Leipzig vorgestellt und um Praktikumsplätze geworben. Der Wurzener Nahrungsmittel GmbH konnte mit dem 52jähirgen Oleg T. der erste Praktikant vermittelt werden. Der gelernte Elektriker aus der Ukraine wird zusätzlich zum Sprachkurs in 20 Wochenstunden das Unternehmen und die dortigen Arbeitsbereiche kennen lernen.
Den Geschäftsführern Sascha Höckendorff und Ralph-Michael Richter kommt diese Kombination entgegen. Das Unternehmen beschäftigt bereits 20 Menschen mit ausländischen Wurzeln und hat die Erfahrung gemacht, wie wichtig der Abbau von Sprachbarrieren ist. Beide bewerten das Projekt dreifach sinnvoll, für die Geflüchteten, die Unternehmen und die Gesellschaft.
Nicht warten bis jemand ein Zertifikat in der Hand hat
Auf eigene Erfahrungen kann der Bennewitzer Bäckermeister Ken Schwarze verweisen, der im kleinen Kreis bereits Spracherwerb und Arbeit verknüpft hat. In der Beschäftigung Geflüchteter sieht er auch für das Handwerk große Chancen.
Für dem Bereich Tourismus und auch Landwirtschaft sieht Rene Kreutzmann, Geschäftsführer Ferien- und Freizeitpark „Vorwerk Auenhain“ GmbH viele unterschiedliche Einsatzgebiete. Über ein Praktikum oder Arbeitsverhältnis lassen sich schneller Kenntnisse erlangen als auf der Schulbank, findet er und weiter: „Ankommen heißt, feste Strukturen haben“. Auch im Team könne integriert werden, dies sei für alle eine Win-Win-Situation.
„Im Grunde eine simple Idee“, fasst Landrat Graichen zusammen: „Schneller auf dem Arbeitsmarkt ankommen, bedeutet schnellere Integration. Die Betriebe können auf die Menschen zukommen, die bereits im Land sind. Die Geflüchteten können besser im Land ankommen und über eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung der Gesellschaft wieder etwas zurückgegeben, wofür diese in Vorleistung gegangen ist.“
Sprache lernen und im Betrieb anwenden
Das Projekt Kurs.Arbeit.Integration (KAI) wurde durch die Volkshochschule des Landkreises Leipzig entwickelt. Vier Arbeitsberaterinnen stellen den frühzeitigen Kontakt Geflüchteter mit potentiellen Arbeitsgebern her. Die Praktikanten können im Betrieb ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zeigen sowie ihre Sprachkenntnisse anwenden. Die Erfahrung zeigt, dass motivierte Geflüchtete auch mit einfachen Sprach- und Fachkenntnissen unter entsprechender Anleitung in der Berufspraxis schnell gute Leistungen erbringen können.
Damit soll der Weg Geflüchteter in den Arbeitsmarkt geebnet und eine nachhaltige Integration erreicht werden. In der Umsetzung arbeitet sie dem Kommunalen Jobcenter Landkreis Leipzig zusammen, das den finanziellen und rechtlichen Rahmen der Praktika sichert. Mit im Boot sind auch die regionale Fachkräfteallianz und die Wirtschaftsförderung des Landkreises.
Weiter Informationen finden Sie unter https://www.vhs-lkl.de/projekte/kai-kurs-arbeit-integration
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