ver.di-Mitglieder am Schauspiel Leipzig äußern Bedenken wegen desgeplanten Auftritts der Band Camerata Mediolanense.

Sehr geehrte Frau Dr. Jennicke, sehr geehrte Intendanz, sehr geehrte Damen und Herren,

wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schauspiel Leipzig, sehen uns heute gezwungen, uns mit diesem offenen Brief an Sie zu wenden, um unsere Bedenken wegen des bevorstehenden Auftritts der Band Camerata Mediolanense am morgigen (heutigen, Red.) Samstag zum Ausdruck zu bringen. Dies tun wir nicht nur als Mitarbeitende, sondern auch als aktive ver.di-Mitglieder, die die grundlegenden Werte von Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Solidarität vertreten.

Als Menschen, die Tag für Tag gemeinsam an diesem Ort arbeiten, empfinden wir einen starken Zusammenhalt untereinander und stehen gemeinsam für Werte ein, die für eine menschenwürdige Gesellschaft essenziell sind. Die Idee, dass in unseren Räumlichkeiten nun eine Band auftritt, die in der Vergangenheit – aus unserer Sicht – mit rechtsextremen oder neonazistischen Zusammenhängen in Erscheinung getreten ist und unter anderem bereits Aufsehen erregte, als sie dem „Blood&Honour Magazin Deutschland“ ein Interview gab,* beunruhigt uns zutiefst und entspricht in keiner Weise unseren Werten.

Als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für das Wohl unserer Gäste, also der breiten Gesellschaft verantwortlich sind, können wir nicht einfach ignorieren, welche Botschaften der Auftritt dieser Band möglicherweise vermitteln kann und welche Art von Publikum sie sogar anziehen könnte.

In Zeiten von steigender rechter Gewalt und der Zunahme von Bedrohungen der Demokratie in einem der Bundesländer, welches vor bedeutenden Wahlen steht, kann eine Unterstützung dieses Auftritts nicht im Sinne des Schauspiel Leipzig als Eigenbetrieb der Stadt Leipzig sein. Damit möchten wir unsere Besorgnis zum Ausdruck bringen, wie ein solcher Auftritt unser Ansehen als Schauspiel Leipzig beeinträchtigen könnte.

Wir sind stolz darauf, in einer Kultureinrichtung zu arbeiten, die Vielfalt, Toleranz und Inklusion fördert. Die Assoziation mit einer solchen Band steht im krassen Widerspruch zu diesen Werten und könnte potenziell langfristige Schäden für unser Ansehen und unsere Beziehung zu unserer Gesellschaft bedeuten.

Es ist uns bewusst, dass die Entscheidung, einen solchen Auftritt abzusagen, nicht leichtfertig getroffen werden kann und möglicherweise rechtliche und finanzielle Konsequenzen mit sich bringt. Dennoch möchten wir Sie nachdrücklich dazu ermutigen, dahingehend alle verfügbaren Optionen zu prüfen, um sicherzustellen, dass unser Schauspiel Leipzig ein Ort bleibt, an dem wir uns sicher und respektiert fühlen können und der die Werte widerspiegelt, die wir als Mitarbeitende und ver.di Mitglieder vertreten.

Wir hoffen sehr, dass Sie unsere Bedenken ernst nehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen werden.

Mit freundlichen Grüßen

ver.di Mitglieder und Mitarbeitende des Schauspiel Leipzig

*Quelle: www.endstation-rechts.de/news/nacht-und-nebel

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