Laut Deutschem Pflegerat werden im Jahr 2034 350.000 Pflegekräfte in Deutschland fehlen. Schon heute können 115.000 Vollzeitstellen nicht besetzt werden. Diesem Mangel an qualifiziertem Fachpersonal begegnet Helios in seinen beiden Kliniken am Standort Leipzig, dem Herzzentrum Leipzig und dem Helios Park-Klinikum Leipzig, durch systematisches Integrationsmanagement.
Neben dem Integrationsteam, das sich seit 2020 häuserübergreifend gezielt um die Anwerbung und Einarbeitung internationaler Fachkräfte kümmert, hat Helios am Standort Leipzig mittlerweile eine interne Sprachschule mit zwei festangestellten Deutschlehrerinnen eingerichtet. Die Sprachschule bildet eine weitere Säule im umfassenden Aus- und Weiterbildungsprogramm des Bildungszentrums am Standort Leipzig.
Der Deutschunterricht ist zeitlich und inhaltlich mit der praktischen Einarbeitung der internationalen Fachkräfte verzahnt, um sie möglichst gezielt auf ihren zukünftigen Arbeitsbereich vorzubereiten. Nach einer Willkommenswoche erhalten die neuen Kolleg:innen zunächst drei Monate Sprachunterricht, der parallel zu sogenannten „Skills Trainings“ erfolgt: Diese Trainings fokussieren sich auf einzelne Pflegemodule wie beispielsweise Waschen und Grundpflege, Vitalwerte oder Reanimation. Der Sprachunterricht greift diese Inhalte auf und vermittelt das entsprechende Vokabular bereits im Vorfeld des Fachmoduls auf Station.
Im Anschluss absolvieren die Pflegenden einen so genannten Vorbereitungskurs, der sie auf die Abnahme der Kenntnisprüfung vorbereitet – die Voraussetzung, um in Deutschland als Pflegekraft anerkannt zu werden. Die bestehenden fachlichen und sprachlichen Kompetenzunterschiede der einzelnen Pflegekräfte werden im Laufe der acht Kursmonate ausgeglichen – durch die Einarbeitung auf Station, mit Hilfe der Praxisanleiter:innen und durch begleitenden Fachsprachunterrricht während und nach der Anerkennungsphase.
Kontinuierliches Angebot und enger Austausch
Um diesen fachspezifischen, auf die Pflege zugeschnittenen Sprachunterricht kontinuierlich anbieten zu können, wurden im Helios Bildungszentrum des Standorts zwei Deutschlehrerinnen fest angestellt. Natalia Kemler, Dozentin für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, und Petra Susanne Wiedemann, Deutschlehrerin für Erwachsenenbildung und spezialisiert auf Fachspracherwerb im medizinischen Bereich, unterrichten aktuell 20 Lernende, die aus Brasilien nach Leipzig kamen.
Beide Lehrerinnen sehen klare Vorteile darin, den Deutschunterricht klinikintern zu organisieren: „Wenn man den Deutschunterricht an externe Dienstleister auslagert, haben die eingesetzten Lehrer:innen oft keine Erfahrungen mit Fachsprache geschweige denn mit Pflege. Wir haben den großen Vorteil, dass wir unsere Lernenden lange begleiten, ihren zukünftigen Arbeitsbereich gut kennen und im engen Austausch mit ihren Praxisanleiter:innen stehen“, beschreibt Natalia Kemler.
„Im Deutschunterricht arbeiten wir auf Augenhöhe zusammen: Ich bin die Sprachexpertin, die Lernenden sind die Pflege-Expert:innen. Ich erkläre ihnen Dinge, und sie mir. Im Laufe der Zeit sind so Sprachkurse entstanden, die perfekt auf ihren Arbeitsalltag abgestimmt sind“, ergänzt Petra Susanne Wiedemann.
Die richtige Balance finden
Das Integrationsteam und die Sprachschule betreuen internationale Fachkräfte für beide Häuser im Leipziger Südosten – das Herzzentrum Leipzig und das Helios Park-Klinikum. „Eine hohe fachliche und sprachliche Kompetenz des Pflegepersonals ist essentiell für eine optimale Patientenbetreuung“, kommentiert Julian Zimmer, Geschäftsführer des Helios Park-Klinikums Leipzig. „Am besten läuft es nach unserer Erfahrung, indem man die richtige Balance findet aus der Weiterentwicklung bestehender Mitarbeiter:innen, dem Recruiting in Deutschland und dem Recruiting im Ausland.“
„Als hochspezialisiertes Fachzentrum sind wir darauf angewiesen, dass die neu angeworbenen Pflegekräfte zeitnah in das herzspezifische Vokabular eingearbeitet werden“, so Matthias Hirsekorn, Geschäftsführer des Herzzentrums Leipzig. „Das ist schon für Pflegende mit Deutsch als Muttersprache nicht einfach. Für die Kolleg:innen aus anderen Ländern ist es essentiell, dass sie beim Erlernen der deutschen Pflegesprache intensiv begleitet und unterstützt werden.“
Momentan liegt der Fokus der Sprachschule auf Fachsprachkursen für die Pflege. Punktuell werden jedoch auch sprachliche Einzeltrainings für ärztliches Personal angeboten. Im Herbst wird eine neue Gruppe Lernender den Sprachunterricht besuchen: Dieses Mal handelt es sich um Pflegekräfte aus der Ukraine, die sich in Leipzig ein neues Leben aufbauen möchten.
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