Geschlechtergerechtigkeit als ein Wettbewerbsvorteil für Sachsen. Am gestrigen Freitag fand darum das 1. Fachgespräch „Entgeltgleichheit – geschlechtergerechte Arbeitsbewertung“ statt. Dazu eingeladen hatte das Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) und der DGB-Bezirk Sachsen. Teilgenommen haben mehr als 30 Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, Vereinen und Verbänden, aus der Wissenschaft, den Kammern und der Politik.
Die Vorträge und Diskussionen beschäftigten sich mit rechtlichen Rahmenbedingungen, den Ansätzen und tatsächlichen Möglichkeiten, gleiches Gehalt für gleiche oder gleichwertige Arbeit zu erreichen und den sogenannten Gender-Pay-Gap zu verringern und perspektivisch abzuschaffen. Das Fachgespräch ist das erste von insgesamt drei geplanten Runden.
Gleichstellungsministerin Katja Meier: „Gleiche Bezahlung für gleiche oder gleichwertige Arbeit sollte eine Selbstverständlichkeit sein. In Sachsen ist die Lohnlücke, der Gender-Pay-Gap, zuletzt gewachsen. Das können wir uns nicht leisten, wenn der Freistaat als Wirtschaftsstandort für alle Menschen ansprechend sein soll. Wir brauchen dringend Fach- und Arbeitskräfte, und die gewinnen wir, indem wir Entgeltgleichheit herstellen.
Mit unseren jetzt aufgenommenen Fachgesprächen stellen wir den Teilnehmenden aus unterschiedlichen Professionen einen guten Rahmen für ihren Austausch zu diesem komplexen Thema zur Verfügung. Denn nur gemeinsam finden wir hier eine Lösung.“
Tarifverträge und Mitbestimmung sind Schlüssel für mehr Entgeltgleichheit in den Betrieben und Verwaltungen. „Für uns ist zentral, dass mehr Beschäftigte von Tarifverträgen profitieren, denn sie sind ein probates Mittel gegen Entgeltdiskriminierung. Mit einer Tarifbindung von lediglich 43 Prozent der Beschäftigten und nur 17 Prozent der Unternehmen steht Sachsen aber bundesweit gar nicht gut da. Das wollen wir ändern und fordern eine Tarifwende für Sachsen“, sagt Daniela Kolbe, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bezirk Sachsen.
Die Referentinnen des Auftaktgesprächs waren Heike Lehmann, DGB-Bundesvorstand, und Dr.in Andrea Jochmann-Döll, freiberufliche Wissenschaftlerin und Beraterin mit dem Schwerpunkt „Gleichstellung und Entgeltgleichheit“ sowie Mit-Entwicklerin des Prüfinstrumentariums Entgeltgleichheitscheck (eg-check.de). Als Vorbild im kommunalen Bereich stellte sich das Bündnis Equal Pay Day aus Dresden vor.
In anschließenden Gesprächen tauschten die Teilnehmenden Praxiserfahrungen aus, identifizierten mögliche Stellschrauben und thematisierten den Transfer in die sächsische Wirtschaft im Rahmen der europäischen Entgelttransparenzrichtlinie. Gemeinsam soll die Zusammenarbeit gestärkt werden und mit weiteren Fachgesprächen im Rahmen des Modellprojektes Entgeltgleichheit die Grundlage für mehr Lohngerechtigkeit geschaffen werden.
Zum Hintergrund
Geschlechtergerechte Arbeitsbewertung ist ein zentrales Merkmal, um den bereinigten Gender Pay Gap zu verändern. Arbeitsplatzbewertungen werden teilweise, gerade bei tariflich gebundenen Unternehmen, nach klaren Bewertungskriterien durchgeführt. So ist allerdings oftmals das Kriterium „Schwere der Arbeit“ höher bewertet und psychische Aspekte werden weniger berücksichtigt. Gerade diese psychischen Aspekte, wie psychisch herausfordernd eine Arbeit sein kann, betrifft oftmals die Berufe, die vor allem von Frauen ausgeübt werden. Somit ist in diesen Berufen der Verdienst geringer.
Von 2022 bis 2023 veranstaltete das Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) und dem DGB-Bezirk Sachsen die Workshopreihe „Gender Pay Gap in Sachsen“. Eingebettet war die vierteilige Workshopreihe in das Modellprojekt Entgeltgleichheit des SMJusDEG. Folgende Workshops wurden angeboten:
- Workshop „Gender Pay Gap in Sachsen – regional betrachtet“* Workshop „Gender Pay Gap in Sachsen – betriebliche Handlungsmöglichkeiten“
- Workshop „Gender Pay Gap in Sachsen – individuelle Handlungsmöglichkeiten für Beschäftigte“
- Workshop „Gender Pay Gap in Sachsen – Lösungsansätze: an den richtigen Stellschrauben drehen“
Mit dem „Maßnahmenkatalog – Entgeltgleichheit in Sachsen“ wurde ein gemeinsames Papier mit Lösungsansätzen erarbeitet. Dieses befindet sich aktuell in der Umsetzung. Die Abschlussdokumentation kann hier als pdf heruntergeladen werden.
Ausgangspunkt für das Modellprojekt Entgeltgleichheit des SMJusDEG ist eine Studie zu geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden in Sachsen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur (IAB) von 2022. Die Analysen des IAB hat das SMJusDEG als interaktive Gender-Pay-Gap-Landkarte für Sachsen anschaulich virtuell umgesetzt und aktualisiert diese regelmäßig: https://lsnq.de/GPGSachsen
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