Bestes Frühlingswetter lockte am langen Wochenende vom 9. bis 12. Mai zum Vögelzählen in Gärten, Parks und auf dem Balkon. Insgesamt haben mehr als 58.000 Menschen an der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ teilgenommen und über 1,2 Millionen Vögel gemeldet. Jetzt liegen die Ergebnisse von Deutschlands größter Citizen-Science-Aktion vor, die bereits zum 20. Mal vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV organisiert wurde. Auf Platz eins der am häufigsten gesichteten Vögel landete – wie fast immer – der Haussperling, gefolgt von Amsel, Kohlmeise und Star.
In Sachsen wurden 69.737 Vögel bei 2094 Beobachtungen gezählt. Im Freistaat nehmen Haussperling, Star und Kohlmeise die ersten drei Plätze ein. „Wir sind begeistert, dass sich wieder so viele Menschen in Sachsen an der Aktion beteiligt haben und damit ihre Verbundenheit mit der Natur gezeigt haben. Das ist eine wirklich tolle Gemeinschaft!“, freut sich Dr. Maria Vlaic, Vorsitzende des NABU Sachsen.
Das überdurchschnittlich warme Frühjahr hat sich offenbar in der Vogelwelt bemerkbar gemacht, indem einige Arten früher zurückgekehrt oder mit der Brut gestartet sind. Daran hat auch der kurze Kälteeinbruch im April nichts geändert. So wurde beispielsweise der Zilpzalp in Deutschland um 14 Prozent häufiger gesichtet als im Vorjahr. Als Mittel- und Kurzstreckenzieher ist er, wie auch einige andere Arten, etwas früher aus seinem Winterquartier zurück nach Deutschland gekommen.
Ein weiterer Profiteur des milden Winters könnte der Zaunkönig sein. Er wurde bundesweit um acht Prozent häufiger gemeldet als im Vorjahr. Die Art ist anfällig für lange Kälteperioden, die es im vergangenen Winter nicht gegeben hat. Das könnte die Population in Deutschland gestärkt haben.
Weniger gute Nachrichten gibt es von den Insektenfressern zu vermelden. Mehlschwalbe (minus 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und Rauchschwalbe (minus 18 Prozent) stürzen nahezu ab. Das könnte vor allem mit dem winterlichen Intermezzo während der Zugrückkehr im April zu tun haben. Nur bei den Mauerseglern gibt es ein Plus von sieben Prozent bei den Sichtungen. Damit pendeln sich die diesjährigen Beobachtungen in den recht stabilen Trend der letzten Zählaktionen ein. Im Rückblick der letzten 20 Jahre ist der Trend aber auch bei den Mauerseglern rückläufig.
Aus der langjährigen Auswertung der Zählungen ergibt sich ein realistisches Bild von der Bestandsentwicklung der Arten. Diese Trends haben die Ornithologen des NABU zum 20. Geburtstag der Vogelzählung für die 18 häufigsten Gartenvögel zusammengestellt. So nahmen die Sichtungen bei Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube zu, während sie bei Grünfink, Amsel und Hausrotschwanz immer weiter abnahmen.
Typische Waldvögel wie Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube haben in den vergangenen 20 Jahren den Siedlungsraum erobert, weil sie hier offenbar in Gärten und Parks ein gutes Nahrungsangebot und sichere Bedingungen vorfinden. Die starken Rückgänge bei den insektenfressenden und gebäudebrütenden Arten dürften eine Folge des Insektensterbens sowie von fehlenden Nistmöglichkeiten sein.
Wichtige Info: Auf der Webseite des NABU Sachsen findet man Tipps für Vögel in Not. Einfach „Wildvogelhilfe NABU Sachsen“ googeln.
Die nächste Vogelzählung findet mit der „Stunde der Wintervögel“ vom 10. bis 12. Januar 2025 statt.
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