Auch wenn längst noch nicht alle Zugvogelarten aus dem Süden zurückgekehrt sind: In der Bergbaufolgelandschaft des Naturschutzgebietes (NSG) Werbeliner See hat das Brutgeschäft nach den zuletzt sehr warmen Frühlingstagen bereits vielfach begonnen. Was die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Nordsachsen dabei besonders freut: Ausgerechnet auf dem südwestlich des Sees gelegenen Betriebsgelände der Mitteldeutschen Umwelt- und Entsorgung GmbH (MUEG) haben sich einige besonders seltene Brutvögel niedergelassen.

Umweltdezernent Dr. Eckhard Rexroth kann das Phänomen erklären: „Bei stark spezialisierten Arten wie dem Steinschmätzer oder dem Brachpieper handelt es sich um sogenannte Rohbodenpioniere, die in vegetationsarmen Offenlandschaften leben und ihre Nester auf großräumigen Sand- und Kiesflächen anlegen. Solche Pionierstandorte sind eher selten, kommen auf dem MUEG-Gelände durch den laufenden Betrieb aber regelmäßig vor.

Mit dem Unternehmen wurde daher abgestimmt, dass immer nur auf einem Teil der Flächen bestimmte Erdstoffe und Bauschutt angefahren und abgelagert werden, während alle anderen Bereiche bis zur nächsten Saison unberührt bleiben. Dadurch entsteht genügend Platz und Ruhe für die Brutstätten.“

Auch andere störungsempfindliche Arten würden das Betriebsgelände als Rückzugsort dankbar annehmen. „Freilaufende Hunde oder lärmende Besucher abseits der vorgeschriebenen Wege im Naturschutzgebiet machen den Tieren jedenfalls mehr zu schaffen als die Betriebsgeräusche auf einem Teil des nicht öffentlich zugänglichen MUEG-Areals.“

Der Betrieb der Firma MUEG am Werbeliner See erfolgt nach Bergrecht im Rahmen der Sanierung eines Teils der Bergbaufolgelandschaft. Genehmigungsbehörde ist das sächsische Oberbergamt. Dass sich MUEG und NSG nicht ausschließen, hatten naturschutzfachliche Untersuchungen bereits vor einigen Jahren ergeben. „Steinschmätzer, Brachpieper und andere sind dafür inzwischen ein schöner Beweis“, so Dr. Rexroth.

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