Spinnen, große Höhen, öffentliche Plätze – es gibt viele Dinge, die Menschen Angst bereiten können. Dabei ist Angst ein natürlicher Schutzmechanismus, der uns vor potentiell gefährlichen Situationen warnt. Wird diese Angst jedoch zum Selbstläufer und tritt vermehrt und ohne erkennbare Gründe auf, sprechen Expert:innen von einer Panik- oder Angststörung. Betroffene erleben diese sowohl psychisch als auch physisch sehr intensiv, was immer häufiger dazu führt, dass sie den Rettungsdienst rufen – auch wenn der ihnen nur für den Moment helfen kann.
Dieses Phänomen alarmiert Expert:innen wie Prof. Dr. med. Christine Rummel-Kluge. Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiterin der Psychiatrischen Institutsambulanz am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) mit angeschlossener Spezialambulanz für Angststörungen. Als solche weiß sie, was Betroffenen wirklich hilft. Auch darüber wird sie in ihrem Vortrag sprechen.
Die Symptome einer Angststörung könnten nicht körperlicher sein: Schweißausbrüche, Erbrechen, Atemnot, Herzrasen, Schwindel- oder Ohnmachtsgefühle. Kein Wunder, sagt Prof. Christine Rummel-Kluge, dass viele Betroffene in der Notaufnahme landen. „Die Symptome fühlen sich zu echt für die Betroffenen an, um nicht physisch bedingt zu sein. Dass sie auch psychische Ursachen haben können und ganz oft auch haben, kommt ihnen überhaupt nicht in den Sinn.“
Tatsächlich sind Angststörungen weiterverbreitet als gedacht: Mit einer 12-Monats-Prävalenz von 15,3 Prozent stehen sie an der Spitze der psychischen Erkrankungen. Schätzungsweise 9,8 Millionen Menschen sind in Deutschland davon betroffen – für Prof. Rummel-Kluge ein Grund, das Thema aufzugreifen. Ein weiterer sind die Aussichten für Betroffene, die sich zu einer Behandlung entschließen.
„Einmal diagnostiziert, können wir sie sehr gut unterstützen, sei es mit Psychotherapie, Medikamenten und psycho-edukativen Strategien, die ihnen in akuten Situationen helfen.“ Darüber hinaus setzt die Leiterin der Spezialambulanz für Angststörungen mit ihrem Team am UKL auf den Austausch von Betroffenen mit anderen Betroffenen. Das Gefühl, kein Einzelfall zu sein, helfe auch, das Thema Angststörungen zu enttabuisieren.
Voraussetzung dafür ist, sagt Prof. Rummel-Kluge, dass Betroffene, aber auch Angehörige von Betroffenen verstehen, woran sie wirklich leiden. Das Wissen um Angststörungen im Allgemeinen und im Besonderen, ihre Ursachen und Folgen sowie der Umgang damit stehen deshalb im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Medizin für Jedermann
Thema: „Nichts zu (be)fürchten!? – Angststörungen erkennen und verstehen“
Prof. Dr. med. Christine Rummel-Kluge, Leiterin der Psychiatrischen Institutsambulanz am Universitätsklinikum Leipzig (UKL)
Mittwoch, 10. April 2024
18.30 – 19.45 Uhr
Haus C, Liebigstraße 21, Universitätsklinikum Leipzig
Das Programm im Überblick: www.uniklinikum-leipzig.de/mfj
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