Am Montag (18.3.) sind im westlichen Erzgebirge die ersten beiden Luchse ausgewildert worden. Es handelt sich um Nova, ein weibliches Tier, das im Schweizer Jura gefangen wurde und um Juno, einen männlichen Luchs („Kuder“), der einer Zucht des „Wildkatzendorfs Hütscheroda“ in Thüringen entstammt. Damit hat Sachsen begonnen, die Grundlage für eine weitere mitteleuropäische Teilpopulation zu legen. Im Rahmen des Projekts „RELynx Sachsen“ ist vorgesehen, bis 2027 rund 20 Tiere dieser hier einst wild vorkommenden Katzenart auszuwildern.
Sachsens Umweltminister Wolfram Günther: „Rund dreihundert Jahre nach ihrer Ausrottung in Sachsen holen wir den Luchs zurück. Das ist ein großer Meilenstein in unserem Kampf, Arten zu schützen und die Artenvielfalt zu erhalten. Der Luchs gehört in unsere Wälder. Perspektivisch sollen die Luchse das Erzgebirge und das Elbsandsteingebirge besiedeln und so eine Brücke bilden zwischen den Populationen im Harz und in Thüringen und Osteuropa.
Ich bin froh, dass die ersten Tiere nach intensiver Vorbereitung nun in ihrer neuen, alten Heimat angekommen sind. Ich wünsche Nova und Juno, dass sie sich gut einleben und hier gemeinsam mit weiteren Luchsen eine stabile Luchspopulation begründen.“
Die beiden Auswilderungen von Juno und Nova sind störungsfrei und gut verlaufen. Beide Tiere waren gesund und in guter körperlicher Verfassung. Während Kuder Juno die Transportkiste langsam verließ und sich noch umschaute bevor er im Wald verschwand, sprang das Luchsweibchen Nova sofort heraus und entfernte sich zügig über eine Forstschneise.
Nova kam nach dreiwöchiger Quarantäne nach Sachsen. Sie ist drei bis sechs Jahre alt und reproduktionsfähig. An der Beschaffenheit ihrer Zitzen ist erkennbar, dass sie bereits Nachwuchs hatte. Der Kuder Juno hat ein Alter von zwei Jahren und ist ebenfalls in der Lage, sich fortzupflanzen.
Für die wissenschaftliche Begleitung (Monitoring) der Wiederansiedlung wurden beide Tiere mit GPS-Senderhalsbändern ausgestattet. Zudem wurden Wildkameras in dem Waldgebiet angebracht. Darüber hinaus fließen Beobachtungen von Luchsen sowie Spuren- oder Kotfunde in das Monitoring ein.
Das Projekt siedelt mit dem Eurasischen Luchs der Unterart Karpatenluchs (wissenschaftlicher Name: Lynx lynx carpathicus) wieder eine Schlüsselart für naturnahe Ökosysteme an. Luchse finden im Erz- und im Elbsandsteingebirge geeignete Lebensräume. Gleichzeitig ist die mitteleuropäische Luchspopulation nach wie vor empfindlich und gefährdet. Die Wiederansiedlung in Sachsen stärkt den mitteleuropäischen Bestand und ordnet sich in eine bundesweite Strategie zur Stabilisierung der deutschen Luchsvorkommen ein.
Da vor allem weibliche Luchse neue Gebiete nur sehr zögerlich besiedeln, wird durch die Wiederansiedlung in Sachsen ein neuer Trittstein begründet. Der Ansatz ist, über mehrere benachbarte Teilpopulationen des Luchses eine Vernetzung zu ermöglichen. Mittelfristig soll das sächsische Vorkommen als Bindeglied zwischen den natürlichen Beständen in den Karpaten und den bislang isolierten Vorkommen im Böhmerwald, in Nordostbayern und im Harz fungieren.
Gestartet wurde das Projekt im September 2022. Beteiligt sind das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und die Professur für Forstzoologie der Technischen Universität Dresden. Die Projektleitung liegt beim Landesumweltamt (LfULG). Die praktischen Maßnahmen werden vom Staatsbetrieb Sachsenforst unterstützt. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf rund 1,8 Millionen Euro. Weitere Informationen finden sich unter Startseite – Luchs in Sachsen – sachsen.de.
Alle heutigen Luchspopulationen im westlichen Mitteleuropa gehen auf gezielte Wiederansiedlungen durch den Menschen zurück. Seit dem Beginn der 1970er Jahre gab es erste Auswilderungen. Im Ergebnis verschiedener Projekte beherbergt Deutschland heute drei Luchsvorkommen, namentlich im Bayerischen Wald, im Harz und im Pfälzerwald. Zudem laufen aktuell in Deutschland neben dem sächsischen Ansiedlungsprojekt weitere Projekte im Thüringer Wald sowie im Schwarzwald.
Für die Unterstützung bei der Bereitstellung der Tiere bedankte sich Staatsminister Wolfram Günther bei den Schweizer Partnern Bundesamt für Umwelt (BAFU), Stiftung KORA – Raubtierökologie und Wildtiermanagement, Universität Bern, Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit (FIWI) und dem Natur- und Tierpark Goldau sowie dem Wildkatzendorf Hütscheroda in Thüringen.
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