Rund 160 Beschäftigte in der Holz-, Kunststoff- sowie Schreibwarenindustrie in Sachsen erhöhten heute den Druck auf die Arbeitgeber mit bis zu zweistündigen Warnstreiks. Sie unterstrichen damit die Forderungen der IG Metall in dieser Tarifrunde nach mehr Geld und einer gerechten Einkommensentwicklung. Eine Kernforderung lautet, die Einkommen in Sachsen an die von Sachsen-Anhalt anzugleichen. Es handelt sich in dieser Branche um den ersten Warnstreik in Sachsen seit Jahrzehnten.
Vorausgegangen waren zwei Tarifverhandlungen, die am 8. Februar von der IG Metall wegen des völlig unzureichenden Angebots der Arbeitgeber abgebrochen wurden. Während die Tarifrunde bundesweit nahezu abgeschlossen ist, haben die Arbeitgeber in Sachsen ein Angebot vorgelegt, das die Tarifergebnisse der übrigen Bundesländer ignoriert und den Konflikt weiter anheizt.
Statt den Abstand zu Sachsen-Anhalt zu verringern, würde die Lohn-Lücke mit diesem Angebot sogar vergrößert. Für die sächsischen Beschäftigten wollen die Arbeitgeber die Laufzeit von 23 Monaten, wie in anderen Bundesländern, um zwei auf 25 Monate verlängern.
In dieser Zeit soll es eine Erhöhung der monatlichen Entgelte in zwei Schritten geben: erst um 8,86 Prozent und im letzten Monat der längeren Laufzeit ein Prozent auf die Tabellenwerte. Bundesweit erhalten die Beschäftigten der Branche eine Inflationsausgleichsprämie bis zu 2600 Euro sowie acht Prozent mehr Geld in zwei Schritten mit einer gesamten Laufzeit von 23 Monaten.
Für die sächsische Holz- und Kunststoffwirtschaft ist für die IG Metall wichtig, den Einkommensabstand zu Sachsen-Anhalt schnellstmöglich aufzuheben. Das Monatseinkommen eines Facharbeiters beträgt in Sachsen derzeit 2.545,99 Euro und damit über 360 Euro weniger als in Sachsen-Anhalt. Auch die Auszubildenden erhalten rund ein Fünftel weniger als im Nachbarland.
„Diese Einkommensniveau ist nicht mehr konkurrenzfähig und gefährdet die ganze Branche. Fachkräftemangel und fehlender Nachwuchs wird so zementiert“, sagte Bodo Grzonka, Verhandlungsführer der IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Statt eines fairen Angebots boten sie uns eine Mogelpackung. Die Ergebnisse der anderen Bundesländer werden ignoriert und mit minimal höheren Prozentwerten der tatsächliche Zahlbetrag verringert.“
Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, betonte: „Mit großer Entschlossenheit zeigen die Kolleginnen und Kollegen den Arbeitgebern, dass sie sich nicht länger von der Branchenentwicklung in anderen Regionen abkoppeln lassen. Das verdient höchste Anerkennung. Die Arbeitgeber sollten wissen, dass wir Beschäftigte zweiter Klasse nicht akzeptieren!“
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