In kleinem Kreis zusammenkommen, um Kunst zu erleben: das gibt es häufiger. In Kunstvereinen oder Freundeskreisen von Museen etwa. Ein Salon aber ist – historisch betrachtet – ein Ort, an dem wir, wenn wir Glück haben, Zeitgeist erhaschen. Weil die Kunst, die wir dort als Kunstwerke, als Buch, als performativer Akt frisch und unverstellt erleben, Relevanz hat. Über sich hinausreicht. Dem Publikum Anlass gibt, sich aufzuregen, inspiriert zu sein oder innezuhalten. Ein Ort an ungewöhnlichen Orten für Menschen, die einmal etwas ungewöhnliches erleben wollen und der Kunst in ihren verschiedenen Diszplinen näher kommen möchten als üblich.

„Ich hatte den Raum und seit vielen Jahren die Vision von mir als Gastgeberin eines kulturellen Salons“, erklärt Anja Mutschler, die Gastgeberin des neuen Kunstsalons am Plagwitzer Bahnhof, den sie unter ihrem Label Mutschler & Friends gegründet hat.

In einer „Künstlerfamilie“in Süddeutschland großgeworden, hat Mutschler selbst „ein Herz aus Buchstaben“ und kennt entsprechend viele Künstlerinnen und Künstler der Bildenden Künste und Literatur. Und so gründete Mutschler den Kunstsalon in ihrem Büro am Bahnhof Plagwitz, in dem sie an anderen Tagen ihre wissenschaftliche Beratung 20blue führt.

Anderes Gewerbe, ähnliches Konzept: Auch dort geht es ihr um neue Perspektiven. Dass Menschen mal über den Tellerrand schauen, Blickwinkel erweitern. „Wir leben in einer Zeit, in der wir uns alle verändern müssen, selbst die, die sich für fortschrittlich halten“, so Mutschler. Die Gesellschaft bewege sich derzeit in verschiedene Richtungen. Welcher Fortschritt, in welche Richtung es gehe solle, sei derzeit nicht klar. „Dafür müssen wir wohl erst wieder lernen, zu verstehen, wer wir sein wollen“, so die Kunsthistorikerin und Politikwissenschaftlerin.

Der Kunstsalon ist auch ein „Club für gute Leute“

Setzt ihre Beratung bei Unternehmen an, so will sie mit ihrem Kunstsalon die Gesellschaft erreichen. „Gute Kunst in guter Gesellschaft“ ist das Motto ihres Kunstsalons. Für sie bedeutet es. „Der Kunstsalon funktioniert als Community. Mein Versprechen ist, dass ich allen eine gute Zeit mache. Was ich dafür möchte, ist, dass die Leute mit einer gewissen gespannten Erwartung auftauchen und die Kunstschaffenden auch Bock auf Publikum haben“.

„Salons waren nie nur Orte der Inspiration, sondern als Art Mini-Messe auch ein Ort für Mäzene und Sammlerinnen.“ Dazu gesellen sich Veranstaltungen, in denen der Kunstsalon „Co-Host“ sei, also Unternehmen, Verlage oder Vereine einen guten Rahmen für künstlerische Experimente anbiete. „Der Kunstsalon ist vor allem ein Ort, ein Gefäß, das ich hingestellt habe.“

Bereits jetzt erreichten Mutschler Anfragen von Unternehmen für eine etwas andere Firmenpräsentation und natürlich Empfehlungen für auzustellende Künstler*innen. „Immer her damit“, freut sich Mutschler, so sei es ja gedacht. Ein Leihprogramm für Privatleute und Unternehmen sei ebenfalls geplant. Ein aus ihrer Sicht brillanter Leipziger Künstler ist „Künstler des Jahres“: Jürgen Meier, für Mutschler ein „Hidden Champion“ der Leipziger Kunstszene, dessen Forensic Art auch in einer großen Ausstellung im Tapetenwerk im Frühjahr diesen Jahres zu besichtigen ist.

Meier, dessen Werke derzeit im Salon zu zu sehen sind (Besichtigung nach Absprache), wird übers Jahr verteilt, verschiedene Möglichkeiten zur Präsentation bekommen. Wer als Friend oder FRIEND Mitglied im „Club für gute Leute“ wird erhält außerdem ein erstes Sammelobjekt: einen Linoldruck von Jürgen Meier. Und kann die Jahresgabe erwerben, die der Kunstsalon jährlich herausgeben will. Bei Interesse für eine Mitgliedschaft, kann man ihr über die Webseite einfach schreiben.

Im März startet der Kunstsalon: mit Vernissage und Veranstaltungsort bei „Leipzig liest“

Im März startet der erste Kunstsalon, der sich ihrer eigenen Familie widmet: der „Künstlerfamilie Mutschler“. Damit die Leute wüssten, warum sie überhaupt auf die Idee gekommen sei, so etwas zu gründen, so die Gastgeberin. Denn die Werke ihres Großvaters Rudolph Mutschler (1909-1990) ihres Vaters Michael Mutschler (1947) und ihrer Tante Eva Petzold (1945) könnten verschiedener nicht sein. „Aber gut sind sie eben alle“, findet Mutschler, die unter anderem in Leipzig Kunstgeschichte studiert hat.

Am 17. März um 13 Uhr ist Vernissage – musikalisch eingerahmt von einem musikalischen Duo, das selbstverständlich auch aus der Familie komme. Die Ausstellung sei auch zugänglich für das Buchmessenpublikum Denn zur kommenden Leipziger Buchmesse feiert der Salon eine ganz besondere Premiere: Kunstsalon @ Buchmesse Leipzig heißt es dann innerhalb des Rahmenprogramm „Leipzig liest”

„Ich freue mich außerordentlich, den Kunstsalon im ersten Jahr gleich bei meiner Lieblingsmesse als Leseort platzieren zu können. Es ist wunderbar, auch so kurzfristig noch diese wunderbaren Autor*innen im Salon zu hören, wie sie lesen, diskutieren, antworten oder performen“, sagt Anja Muscher.

Das Programm kann illustrer nicht sein: Vom Politthriller von Wolfgang Ainetter bis zum Sex-Gespräch mit Christine Koschmieder … Der Salon zeigt wie kaum ein anderer Leipziger Leseort die ganze Spannbreite von Literatur und deren Themen und Protagonisten.

Das Programm im Einzelnen:

  • Leipzig liest Donnerstag 21. März, 19 Uhr, Wolfgang Ainetter: Geheimnisse, Lügen und andere Währungen – Haymon Verlag, Lesung & Gespräch (Eintritt frei) – Reservierung erbeten
  • Leipzig liest Freitag 22. März, 15 Uhr, Axel Pfefferkorn: Werkgespräch und Vorstellung des aktuellen Werkkatalogs (Eintritt frei) – TV-Team anwesend! – Reservierung erbeten
  • Leipzig liest Freitag 22. März 16 Uhr, Gerdt Fehrle liest aus: Die zwei Gesichter der Mona Lisa, Glockenbach Verlag, Lesung & Gespräch (Eintritt frei) – Reservierung erbeten
  • Leipzig liest Freitag 22. März, 19 Uhr, Hans-Christian Dany: Hans-Christian Dany: Schuld war mein Hobby | EDITION NAUTILUS (edition-nautilus.de), Lesung (Eintritt frei) – Reservierung erbeten
  • Leipzig liest deluxe Samstag 23. März 17 Uhr, Christine Koschmieder: Christine Koschmieder – Schambereich – Kanon Verlag (kanon-verlag.de): Lesung & Gespräch und Diskussion zum Thema “weibliche Scham” mit dem Publikum (Women only), danach Ausklang bis ca. 20 Uhr. Tickets für Club-Mitglieder & Buchmessen-Special
  • Leipzig liest deluxe Sonntag 24. März 11 Uhr, Leipziger Salonkultur 18. – 21. Jahrhundert, Gespräch mit Dr. Claudia Langosch und poetischen Interventionen von Anne Seubert (bis ca 13 Uhr). Tickets für Club-Mitglieder & Buchmessen-Besucher*innen

Weitere Informationen unter: www.mutschlerandfriends.de/kunstsalon

Programm und Tickets unter http://mutschlerandfriends.eventbrite.com

Der Kunstsalon ist auch ein Live Lab

Vieles sei noch im Experimentierstadium“, gibt Mutschler zu, die nach eigenen Angaben Eventorganisation bislang eher vermieden hat. „Ständig fällt mir auf, was ich wieder vergessen habe – damit gehe ich offen um, das gehört ja auch zum Community-Aspekt dazu“, so Mutschler.

Darin unterscheidet sich der Kunstsalon am Plagwitzer Bahnhof dann doch von seinen historischen Vorbildern. Denn diese Salons wurden einst von reichen Damen gegründet. „Soweit bin ich noch nicht“, lacht Mutschler. Sie sei froh, wenn das erste Jahr mit einer schwarzen Null endete.

Weitere Informationen unter: www.mutschlerandfriends.de/kunstsalon

Programm und Tickets auch unter http://mutschlerandfriends.eventbrite.com

Kontakt: anja@mutschlerandfriends.de 0341-44282101

Der Ort: Der Kunstsalon Mutschler & Friends befindet sich im Plagwitzer Bahnhof: c/20 20blue, Engertstraße 36, 04229 Leipzig

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