Von Hexenprozessen, Mordfällen und Umweltverbrechen: Eine neue Podcast-Reihe des Instituts für Geschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) geht zehn Kriminalfällen aus der Landesgeschichte auf den Grund. Monatlich wird künftig eine Folge veröffentlicht, in der Historikerinnen und Studierende die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine Reise in die Vergangenheit mitnehmen.
Den Auftakt macht eine Folge zu dem im frühen 20. Jahrhundert völlig neuen Phänomen des Kaufhausdiebstahls, die ab sofort online zu hören ist. Die Reihe startet anlässlich des Tags der Stadtgeschichte, der am Samstag, 18. November, im Stadtarchiv Halle stattfindet.
Der Podcast „True Crime History and more“ geht auf eine Initiative der beiden Historikerinnen Dr. Katrin Moeller und Dr. Anne Purschwitz von der MLU zurück. „Wir befassen uns beide schon seit vielen Jahren mit Kriminalität und wollten Interessierten einen neuen Zugang zur Landesgeschichte Sachsen-Anhalts geben“, sagt Moeller, die selbst zur Geschichte der Hexerei promoviert wurde.
Zunächst präsentierten die Forscherinnen ihre Erkenntnisse im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften. Da der Andrang bei den Veranstaltungen groß war, kamen sie auf die Idee, das Thema einem noch größeren Publikum zu präsentieren – als historischen True-Crime-Podcast.
Studierende recherchierten im Rahmen von Seminaren verschiedene Kriminalfälle aus der Geschichte des heutigen Sachsen-Anhalts, die teilweise bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Sie reisten in verschiedene Archive und suchten dort nach passenden Quellen, da über die meisten Fälle bisher wenig bekannt war.
„In der Regel handelt es sich bei den Quellen um handschriftliche Überlieferungen, die zunächst einmal entziffert und verstanden werden müssen. Das ist eine sehr intensive Arbeit, die eine übliche Hausarbeit übersteigt“, sagt Moeller.
Im Podcast berichten die Studierenden und die beiden Seminarleiterinnen über ihre Recherchen, erzählen Details zu den einzelnen Fällen und ordnen sie in größere historische Zusammenhänge ein. Anders als bei bekannten Formaten liegt der Fokus des MLU-Podcasts aber nicht allein auf Mord und Totschlag. Zwar gibt es Folgen zu eher klassischen Themen wie Giftmord, Folter und Hexerei – andere Beiträge widmen sich jedoch auch Umweltverbrechen oder der Jugendkriminalität in der DDR.
Die erste Folge befasst sich mit einem für das 20. Jahrhundert neuen Phänomen, dem Kaufhausdiebstahl und der kontroversen Diskussion darüber. „In dieser Zeit waren es wohlhabende Frauen, die in Kaufhäusern Dinge stahlen. Es gab eine breite Diskussion darüber, ob das wirklich eine Straftat ist oder vielmehr der Ausdruck einer Krankheit. Man konnte sich schlicht nicht erklären, warum die Frauen mit dem Stehlen begannen“, sagt Moeller.
Die Arbeit an den Podcasts gab im Übrigen die Idee für das Thema des diesjährigen Tags der Stadtgeschichte, der am Samstag, 18. November, im Stadtarchiv in Halle stattfindet und die Reihe unterstützt. Dieser wurde von Moeller organisiert und steht unter dem Titel „Abseits der Norm. Widerstand oder Kriminalität in der Stadtgesellschaft Halles?“.
Zur ersten Podcast-Folge: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/tch_warenhausdiebstahl
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