Kultusminister Christian Piwarz zeigte sich zu dem aktuellen „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ und dem „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule“ der Bertelsmann Stiftung mehr als verwundert.
„In Sachsen können wir den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz erfüllen, wenn auch nicht immer in der Wunsch-Einrichtung. Sachsen hat genügend Plätze und Fachkräfte, um auch den geplanten Rechtsanspruch im Grundschulalter bis 2030 umzusetzen“, machte er deutlich – entgegen den statistischen Berechnungen der Bertelsmann Stiftung, die von einem zusätzlichen Bedarf von 6.100 Kita-Plätzen ausgeht. Der Bertelsmann Vorschlag, für die Platzbedarfe die Kita-Öffnungszeiten auf sieben Stunden täglich zu verkürzen, zeige wie realitätsfremd die Studie sei.
„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird durch den Vorschlag von verkürzten Kita-Zeiten torpediert. Unter diesen Bedingungen wäre kein Vollzeitjob für Eltern denkbar. Das hätte auch für die Gesellschaft und Arbeitswelt insgesamt schwerwiegende Folgen, wo schon heute in allen Bereichen Fachkräftemangel herrscht“, machte Piwarz deutlich.
Zugleich stellte der Minister klar: „Die Forderungen zum Personalschlüssel in den Kindertageseinrichtungen sind völlig überzogen“. Bertelsmann empfiehlt für den Krippenbereich ein Verhältnis von 1:3 und in den Kindergartengruppen von 1:7,5. „Sicherlich wünschen wir uns alle eine optimale Betreuung für unsere Kinder. Aber es muss in der Realität umsetzbar sein“, erklärte der Minister.
Eine Verbesserung von derzeit 1:5,4 auf 1:3 in der Krippe würde allein fast 400 Millionen Euro zusätzlich kosten und über 6.800 neue Vollzeitstellen bedeuten. In den Kindergartengruppen würde eine Verbesserung des Personalschlüssels von 1:11,2 auf 1:7,5 um die 440 Millionen Euro und über 7.400 neue Vollzeitstellen nach sich ziehen.
„Richtig ist, dass die frühkindliche Bildung und Erziehung den Grundstein für die weitere Entwicklung des Kindes in der Schule legt. Deswegen müssen wir in die Qualität der Kindertageseinrichtungen investieren. Das haben wir in Sachsen getan. Wenn wir die Qualität weiter stärken wollen, sollten wir an dem Personaltableau in den Kindertageseinrichtungen festhalten, um den Rückgang der Kinderzahlen als demografische Rendite zu nutzen. Eine bessere kindbezogene Förderung wäre die Folge“, erklärte Piwarz mit Blick auf die sinkenden Kinderzahlen.
Im Jahr 2022 wurden in den 3.072 Einrichtungen insgesamt 317.981 Kinder betreut. In den vergangenen zehn Jahren ist deren Anzahl um mehr als 50.000 Kinder angestiegen. Der Scheitelpunkt dieser Entwicklung ist inzwischen jedoch überschritten. Der bisherige Höchstwert der Kinder im System der Kindertagesbetreuung im Freistaat Sachsen lag im Jahr 2020 bei 326.227. Nach der 7. Regionalisierten Bevölkerungsprognose wird die Zahl der unter 6-Jährigen weiter zurückgehen – bis 2025 um etwa zehn Prozent.
Der Kultusminister verwies darauf, dass die wissenschaftlichen Darstellungen zur Betreuungsqualität allein auf nackten Zahlen beruhe und nicht die Qualität der sächsischen Erzieherinnen und Erzieher sowie die hohen Betreuungsquoten im Osten berücksichtigen. Die Betreuungsquoten in Sachsen sind deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. Der Betreuungsgrad bei den unter Dreijährigen in Sachsen liegt bei 53 Prozent (Bund: 36 Prozent) und bei den ab Dreijährigen bei 95 Prozent (Bund: 92 Prozent).
Bei der Betreuungsqualität muss die Ausbildung des Kita-Personals mit betrachtet werden. So hat sich deutschlandweit der Anteil der Kita-Teams, dessen sozialpädagogisch qualifiziertes Personal auf Fachschul- oder Berufsfachschulniveau durch akademisch qualifizierte Fachkräfte erweitert wurde, in den vergangenen 10 Jahren mehr als verdoppelt.
Bundesweit haben die Teams mit mindestens einer sozialpädagogisch qualifizierten Akademikerin oder einem sozialpädagogisch qualifizierten Akademiker in einigen Ländern inzwischen Anteile zwischen 40 und 60 Prozent erreicht. Der Freistaat Sachsen liegt mit 59 Prozent akademisch erweiterten Teams an der Spitze vor Hamburg (52 Prozent) sowie Bremen und Hessen (45 Prozent bzw. 44 Prozent).
Auch hat in Sachsen mehr Kita-Personal einen Fachschulabschluss als Erzieher als im Bundesvergleich. So liegt der durchschnittliche Anteil von Erzieherinnen und Erziehern in den Kindertageseinrichtungen bundesweit bei rund 72 Prozent, in Sachsen sind es ca. 82 Prozent. Hinzu kommt, dass die Horte in Sachsen durch die Ganztagesangebote an den Grundschulen entlastet werden. In Sachsen haben fast alle Grundschulen Ganztagesangebote.
Personalschlüsselverbesserungen in sächsischen Kitas: Zwischen 2013 und 2020 hat sich die Personalausstattung in sächsischen Kitas insgesamt erheblich verbessert. Details sind auf unserem Blog abrufbar: https://www.bildung.sachsen.de/blog/index.php/2023/07/31/neues-in-der-kindertagesbetreuung-ab-1-august-2023-mehr-erzieherstellen-mehr-geld-und-mehr-qualitaet/
Die Ausbildungskapazitäten für Erzieher wurden in Sachsen stetig erweitert. So befanden sich im Schuljahr 2021/2022 insgesamt rund 1.700 Schülerinnen und Schüler mehr in einer Erzieherausbildung als noch im Schuljahr 2017/2018. Dabei hat sich die Zahl der Schüler in berufsbegleitender Ausbildung seither mehr als verdoppelt.
Schüler in berufsbegleitender Ausbildung haben bereits mit Beginn ihrer Ausbildung einen Teilzeit-Arbeitsvertrag mit dem Träger der Einrichtung und sind entsprechend dem Arbeitsumfang in der Kita tätig. Seit 2013 stehen den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, darunter auch Krippen, Kindergärten und Horten, jährlich 2.000 Absolventen zur Verfügung.
Sachsen wendet 2022 rund 873 Millionen Euro zur Finanzierung der Kindertageseinrichtungen (Krippe, Kindergarten und Hort) und der Kindertagespflege für die Betreuung der Kinder meist ab dem ersten Lebensjahr bis zum Ende der vierten Klasse auf.
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