Um zu erfahren, wie sächsische Beschäftigte ihre Arbeitsbedingungen beurteilen, werden sie im Rahmen des DGB Index Gute Arbeit einmal jährlich befragt. Die neuesten Ergebnisse der Erhebung aus dem Jahr 2022 liegen jetzt vor. Schwerpunkt der Befragung war die Digitalisierung der Arbeitswelt.

Arbeitsqualität im Vergleich

Die Arbeitsqualität in Sachsen wie auch in Deutschland insgesamt hat sich nach einem leichten Rückgang im Jahr 2021 wieder verbessert, und das trotz Pandemie, Krieg in der Ukraine und einem Anstieg unbesetzter Stellen. Die regionalen Unterschiede bei der Arbeitsqualität bleiben allerdings bestehen.

Sachsen liegt nach wie vor unter dem Durchschnittswert für Ostdeutschland: 45 Prozent der sächsischen Befragten bewerten ihre Arbeitsqualität im oberen Mittelfeld und als gute Arbeit. In Gesamtdeutschland entfällt darauf eine Mehrheit von 55 Prozent und in Ostdeutschland sind es 48 Prozent.

Umgekehrt bewerten 45 Prozent der Beschäftigten in Deutschland insgesamt ihre Arbeitsbedingungen als schlecht bzw. im unteren Mittelfeld. In Ostdeutschland sind es 53 Prozent der Beschäftigten und in Sachsen 55 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hat in Sachsen vor allem die gute Arbeit leicht zugelegt (9 Prozent in 2021), dafür ist das untere Mittelfeld geschrumpft.

Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig: „Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Sachsen wünschen sich bessere Arbeitsbedingungen. Die Zufriedenheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist längst zu einem wichtigen Erfolgsfaktor geworden. Wer zufrieden ist, der bleibt und sagt es weiter. Zufriedene Mitarbeiter agieren außerdem deutlich produktiver. Unternehmen, die für ein gutes Arbeitsklima sorgen, haben damit bessere Chancen im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte.“

Vorsitzender des DGB Sachsen Markus Schlimbach: „Ein Hauptaugenmerk muss auf die Verbesserung der Arbeits- und Entlohnungsbedingungen von Frauen gelegt werden. In Branchen, in denen besonders viele Frauen arbeiten, ist die Arbeitszufriedenheit deutlich geringer. Es ist dringend eine Aufwertung der Tätigkeiten im Gesundheits- und Sozialbereich sowie im Handel notwendig, um die Beschäftigten in diesen für die Allgemeinheit so wichtigen Bereichen zu halten und neue zu gewinnen.“

Ausgewählte Ergebnisse

Geringere Arbeitszufriedenheit bei Frauen

Frauen in Sachsen sind deutlich unzufriedener mit der Arbeit als Männer. Der DGB-Index liegt bei Frauen bei 59 Prozent im Vergleich zu 64 Prozent bei den Männern. Das liegt vor allem an der Berufsstruktur. Sie arbeiten häufiger in stark belastenden und schlechter entlohnten Tätigkeiten. Zu den Berufen mit hohen Frauenanteilen und schlechten Bewertungen zählen Gesundheitsberufe, soziale und lehrende Berufe aber auch Berufe im Handel.

Aspekte der Arbeitsqualität

Die verschiedenen Aspekte der Arbeitsqualität unterscheiden sich dabei jedoch. Schichtarbeit spielt in Sachsen eine ausgesprochen große Rolle, mit 35 Prozent sind mehr als doppelt so viele Beschäftigte betroffen wie in Deutschland (16 Prozent) aber auch weit mehr als in Ostdeutschland (23 Prozent).

Ressourcen wie Gestaltungsmöglichkeiten im Betrieb, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, Führungsqualität und Sinn der Arbeit werden vergleichsweise gut eingeschätzt. Arbeitsbelastungen werden deutlich ungünstiger beurteilt, besonders Stress und Arbeitsintensität sowie körperliche Anforderungen. Gleichwohl steigen hier die Bewertungen in Sachsen im Jahr 2022 erstmals seit 2016 signifikant an.

Auch die Zufriedenheit mit dem Aspekt Einkommen und Sicherheit liegt bereits seit 2020 auf einem deutlich gestiegenen Niveau. Allerdings wurden 2022 angesichts der Inflation, die im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine weiter stieg, sowohl das aktuelle Erwerbseinkommen als auch die zu erwartende gesetzlichen Rente als weniger auskömmlich für den Lebensunterhalt eingeschätzt als im Vorjahr.

Digitalisierung kommt voran – Schulungen der Beschäftigten wichtig – Freistaat fördert berufliche Weiterbildung

Die Digitalisierung der Arbeitswelt hat in Sachsen seit 2016 deutlich zugenommen. Die überwiegende Mehrheit der sächsischen Beschäftigten arbeitet heute bei Kommunikation und Projektkooperation, Arbeitsplanung oder in der Produktion digital. Dadurch verändern sich auch Beanspruchungen und Belastungen. So nahm durch Videokonferenzen die Zahl der Besprechungen zu, gleichzeitig wurde mobile Arbeit häufiger und Entscheidungsspielräume teils größer.

Negative Folgen wie Multitasking, digital bestimmtes Arbeitstempo, Bedienungsprobleme, gewachsene Arbeitsmenge und höhere Arbeitsbelastung betreffen viele Beschäftigte. Insgesamt 80 Prozent der Beschäftigten, die Schulungen zur digitalen Technik absolvierten, sagen, dass ihnen solche Schulungen in hohem oder sehr hohem Maß bei der Nutzung digitaler Technik helfen.

Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig: „Neue Technologien ermöglichen eine höhere Produktivität und sollten die Arbeit erleichtern, bringen jedoch oft neue Belastungen mit sich. Arbeitgeber und Beschäftigte können mehr erreichen, wenn sie zusammenarbeiten. Damit kann die Arbeitsqualität auch in Zeiten der Digitalisierung gesichert oder sogar erhöht werden. Wir unterstützen Betriebe und Beschäftigte bei ihrer beruflichen Weiterbildung mit unserem neuen Förderprogramm. Dabei übernimmt der Freistaat in der Regel die Hälfte der Weiterbildungskosten.“

DGB-Vorsitzender Markus Schlimbach
DGB-Vorsitzender Markus Schlimbach. Foto: Tilly Domian

Vorsitzender DGB Sachsen Markus Schlimbach: „Die Digitalisierung der Arbeit gelingt durch Mitbestimmung der Betriebs- und Personalräte besser. Die Beschäftigten sind mit den Veränderungsprozessen und den Ergebnissen deutlich zufriedener, wenn sie beteiligt werden. Klar ist, dass es bei der Digitalisierung Leitplanken geben muss, damit sich die Arbeitsbedingungen verbessern und nicht verschlechtern. Das ist unser Anspruch als Gewerkschaften.“

Folgen schlechter Arbeitsqualität

Die Bereitschaft zum freiwilligen Wechsel des Arbeitgebers lag 2022 in Sachsen und Deutschland auf einem vergleichbaren Level von 21 bzw. 19 Prozent der Befragten und veränderte sich kaum. Jüngere und niedrig Qualifizierte sind wechselbereiter. Verstärkend wirkt auch eine geringe Arbeitszufriedenheit.

In Sachsen ist knapp die Hälfte der Befragten der Meinung, unter den gegebenen Arbeitsbedingungen die aktuelle Tätigkeit bis zum gesetzlichen Rentenalter uneingeschränkt ausüben zu können, etwas weniger als in Deutschland insgesamt. Hohe Arbeitsbelastungen beeinträchtigen den Erhalt der Arbeitskraft. Im Gesundheits- und Sozialwesen gehen lediglich 28 Prozent der Befragten davon aus, bis zur Rente ihrem Beruf nachgehen zu können.

Hintergrund

Die jährliche Befragung für den DGB-Index Gute Arbeit ermöglicht seit 2016 Aussagen zu den wahrgenommenen Arbeitsbedingungen aus Sicht der Beschäftigten. Bei der Erhebung im Frühjahr 2022 wurden bundesweit 6.689 und im Freistaat 1.006 Beschäftigte telefonisch befragt.

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar