Zum ersten Mal haben sich Tesla-Beschäftigte offen im Werk in Grünheide zur ihrer Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen und zur IG Metall bekannt. Unter dem Motto „Wir zeigen: Wir sind Viele“ erschienen sie in der Nachtschicht auf Montag und in der heutigen Frühschicht gemeinsam mit IG Metall-Aufklebern auf den T-Shirts. Die Aktion geht an diesem Montag über alle Schichten weiter.
„Was die Tesla-Kolleg*innen heute gemacht haben, das ist Gewerkschaft: Sie sind zusammen aufgestanden und haben mit ihrer kollektiven Aktion die vom Management geschürte Atmosphäre der Angst durchbrochen“, sagte IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. Parallel zu der Aktion nutzt die IG Metall in dieser Woche ihr gewerkschaftliches Recht, sich im Werk mit Tesla-Beschäftigten auszutauschen.
„Gemeinsam für sichere & gerechte Arbeit bei Tesla“, steht auf den Textilaufklebern. Darunter ist das rote IG Metall-Logo zu sehen. Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Beschäftigte in Deutschland mit solchen Botschaften für ihre Überzeugung eintreten, insbesondere in Automobilwerken. Bei Tesla aber übt das Management einen so starken Druck auf die Kolleg*innen aus, dass Einzelnen dieser Schritt schwerfällt. Daher entschieden sich die Metaller*innen bei Tesla dafür, gemeinsam in großer Zahl zu zeigen, dass sie Teil der Gewerkschaftsbewegung bei Tesla sind.
Nils Kummert, Arbeitsrechtsexperte der Kanzlei dka, stellte klar: „Die IG Metall-Aufkleber im Werk auf ihrer Kleidung zu tragen, ist das gute Recht der Beschäftigten. Das Bundesverfassungsgericht und das Bundesarbeitsgericht betonen immer wieder das wichtige Recht der Gewerkschaften, im Betrieb zu informieren und zu werben. Dazu gehört auch das Recht, solche Aufkleber zu tragen. Interessen des Arbeitgebers haben in diesem Fall ganz klar hinter dem Recht zur Werbung zurückzustehen. Niemand, der sich an der Aktion beteiligt hat, darf deshalb vom Management benachteiligt werden (Art. 9 Abs. 3 Satz 2 GG).“
Parallel zu der Aktion im Werk veranstaltet die IG Metall eine große Unterstützungsaktion um das Werk herum. Auf dem Weg zu Arbeit oder auf dem Heimweg können Tesla-Kolleg*innen an den Bahnhöfen Fangschleuse und Erkner sowie vor dem Werkstor mit erfahrenen Gewerkschafter*innen über ihre Probleme, Sorgen, Wünsche und Forderungen sprechen. Dabei informiert die IG Metall auch über die Vorteile für alle, die sich als Mitglieder in der IG Metall organisieren.
Seit langem beklagen sich zahlreiche Tesla-Beschäftigte in den Gesprächen mit der IG Metall über schlechte Arbeitsbedingungen und eine extreme Arbeitsbelastung aufgrund kurzer Taktzeiten, Personalmangel und überzogener Produktionsziele. Zudem weisen sie auf gravierende Mängel beim Gesundheitsschutz und bei der Arbeitssicherheit hin, die nicht selten zu Krankenständen um die 30 Prozent und einer hohen Zahl von Arbeitsunfällen führten.
Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen: „Niemand in Deutschland muss seine Gewerkschafts-Mitgliedschaft verheimlichen. Auch bei Tesla haben Beschäftigte das Recht, sich zu organisieren und ihre Meinung frei zu äußern. Mit ihrer starken Aktion zeigen die Tesla-Kolleg*innen: Sie sind bereit, für ihre Rechte einzutreten. Sie wollen, dass ihr Werk endlich auch für sie läuft und nicht nur für die Gewinne des Konzerns.
Dabei ist es immer gut, gemeinsam und solidarisch vorzugehen. Wenn Einzelne Verbesserungen einfordern, bekommen sie entweder Probleme oder es passiert nichts. Gemeinsam aber ist es möglich, Forderungen durchzusetzen. Diese Solidarität macht die Stärke der IG Metall aus. Klar ist: Die Koalitionsfreiheit nach Artikel 9, Absatz 3 des Grundgesetzes gibt allen Beschäftigten das Recht, sich in einer Gewerkschaft zu organisieren und offen auch am Arbeitsplatz dafür einzutreten. Das gilt auch bei Tesla in Brandenburg.“
Keine Kommentare bisher