Ein neues Kunstwerk wurde am 28. Oktober am Ringelnatz-Geburtshaus in Wurzen eingeweiht. Die Stahlplastik „Auf den Wellen“ des Berliner Metallbildhauers Achim Kühn erhielt im Ringelnatz-Kunstpark hinter dem Haus ihren dauerhaften Ankerplatz. Das Grass-Haus in Lübeck hat einen Skulpturengarten mit dem „Butt im Griff“ und auch das Ringelnatz-Geburtshaus sollte ein Kunstwerk haben, das eng mit Aufbruch, Reiselust, Freiheit und Gefahr verbunden ist“, meint Vereinsvorsitzende Viola Heß.
Das Kunstwerk „Auf den Wellen“, entdeckt in einer Galerie an der Ostsee, rief sofort Verbindung zu Ringelnatz-Gedichten wach: „Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. -/Natur gewordene Planken /Sind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhellt /Und weitet unsre Gedanken“ – so Ringelnatz in seinem Gedicht „Segelschiffe“.
Und es erinnert mit seiner fast grafischen Struktur vor Himmel und Landschaft an die Fragilität des Lebens des reisenden Artisten Ringelnatz. „Das Kunstwerk passt zum Geburtshaus in Wurzen, das der Verein als literarisches Echo-Haus für Ringelnatz versteht. Zwischen dem Wohnhaus und der Stadtsilhouette mit Dom und Schloss setzt es im Kunstpark einen deutlichen und für jedermann nachvollziehbaren künstlerischen Akzent.
Der Preis des Kunstwerkes überschritt in hohem Masse die finanziellen Möglichkeiten des Vereins, der sich gerade mit der Ausstattung des Geburtshauses als Veranstaltungshaus finanziell verausgabt hatte. Als jedoch der Berliner Bildhauer Achim Kühn nicht nur seine Freude über den möglichen Standort Wurzen äußerte, sondern auch über die künstlerische Nähe zu Ringelnatz, der in der Kunst seiner Familie einen festen Platz habe, bat der Verein die Unternehmer der Standortinitiative Wurzen um Hilfe.
Eberhard Lüderitz und Katrin Weist übernahmen es, die Unternehmen anzusprechen. Als die Hälfte des Kaufpreises beisammen war, erklärte sich der Künstler bereit, das Schiff als Leihgabe bis zur endgültigen Bezahlung in Wurzen aufzustellen. Das wiederum regte weitere Spender an, so dass das Kunstwerk zur Einweihung vollständig in Wurzener Besitz ist und auf seinem Platz fest verankert bleibt.
Gemeinsam mit den Spendern und der Stadtverwaltung wurde das Kunstwerk am 28.Oktober feierlich eingeweiht.
Achim Kühn und seine Frau Helgard nahmen an der Einweihung teil, die der Ringelnatz-Verein als symbolische Schiffstaufe vorbereitet hatte. Statt der Leinen wurden bunte Bänder gelöst. Isabell und Bernd Brückner begleiteten die Einweihung, Andreas Bunk von den TheaterMacher(n) machte Ringelnatz als Seemann lebendig. Der Verein löse mit diesem zweiten Kunstwerk sein Versprechen ein, den viel bewunderten kleinen Barockgarten hinter dem Geburtshaus zu einem Kunstpark zu machen, sagt Viola Heß.
Achim Kühn über sein Werk:
„Die Arbeit mit dem Material Stahl erfordert zwei Seelen: eine die ordnet, nach Regelmäßigkeit verlangt, Exaktheit und Klarheit zum Inhalt hat; und die andere die nach Ursprünglichkeit, dem Dynamischen, auch Chaotischen sucht.
In meinen Arbeiten, besonders in den freien plastischen Werken, versuche ich, diese Seelen durch „die Sprache des Stahls“ zu prägen. Erst der glühend-weiche Stahl auf dem Amboß eröffnet die Kreativität, die Entwicklung ursprünglicher Kräfte.
Jedes meiner Werkzeuge hinterlässt bei der Bearbeitung Spuren auf dem Material. Es entsteht eine individuell durch den Schmied geprägte Oberfläche. Der Schmied muss sein Material von innen her erfahren, sich einlassen, sich mit ihm messen und seinen Widerstand begreifen.
Bei der Verwendung verschiedener Materialien entsteht aus der innewohnenden Spezifik des Einzelnen eine Symbiose: Raum, Transparenz, Licht und Reflexion werden in einer Form vereinigt.“ Achim Kühn
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