Zu den Ergebnissen der Studie „Arbeitszeit und Arbeitsbelastung von Lehrkräften an Schulen in Sachsen 2022“ erklärt Christin Melcher, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag: „Die Studie bestätigt erneut: Sächsische Lehrerinnen und Lehrer arbeiten deutlich mehr als vertraglich vereinbart und mehr als im bundesdeutschen Durchschnitt. 36 Prozent der Lehrkräfte geben an, während der Schulwochen mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten.
Für das Kerngeschäft ‚Unterricht‘ wird nur etwa ein Drittel der Arbeitszeit genutzt. Zentraler Treiber der Arbeitszeitmehrbelastung sind mit bis zu einem Drittel neue Tätigkeiten. Es zeigt sich ein Mal mehr: Mehrarbeit und eine hohe Arbeitsbelastung sind keine Ausnahme, sondern die Regel. Individuelle Überforderung und gesundheitliche Gefährdungen sind die Folge.“
Für Christin Melcher zeigt die Studie deutlich: „An einem Ausbau der Assistenzsysteme führt kein Weg vorbei. Das Delegieren von Aufgaben an andere Beschäftigtengruppen birgt unverändert hohes Entlastungspotenzial, vor allem in der Schulverwaltung und bei der Betreuung der Technik. Daneben wird die Teamarbeit unter Lehrkräften (als Unterstützung bei der Klassenführung/Zweitlehrer-Prinzip) und der gezielte Einsatz digitaler Medien zur Belastungsregulierung genannt. Ich begrüße es, dass die Diskussion um die notwendige Entlastung der Lehrkräfte damit substanziell Futter bekommt.“
„Die Studie warnt mit Blick auf die große Streuung der individuellen Arbeitszeiten der Lehrerinnen und Lehrer vor einem möglicherweise wachsenden Gerechtigkeitsproblem. Die Lehrkräfte werden angesichts neuer gesellschaftlicher Herausforderungen an das Schulsystem und damit verbundener Aufgaben mit der Anpassung ihrer Tätigkeiten und Arbeitszeiten alleine gelassen. Damit stiehlt sich der Freistaat aus der Verantwortung und kommt seiner Fürsorgepflicht als Arbeitgeber nicht in ausreichendem Maße nach.
Das Deputatsystem, also die Bezahlung von Lehrkräften für eine bestimmt Anzahl von Unterrichtsstunden, muss vor diesem Hintergrund kritisch hinterfragt werden. Es scheint nicht geeignet, Aufgaben und Arbeitszeiten fair zu verteilen, da viele Aufgaben ungeregelt bzw. unberücksichtigt bleiben. Ich erwarte, dass neben der reinen Erfassung und Dokumentation der Arbeitszeit diese Frage in der Arbeitszeitstudie des Kultusministeriums näher beleuchtet wird.“
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