In dieser Woche startet die alljährliche Bodenschutzkalkung in den sächsischen Wäldern. Bis Ende Oktober werden auf 5.935 Hektar eigentumsübergreifend insgesamt 17.800 Tonnen Kalk per Helikopter exakt dosiert und lagegenau ausgebracht. Die zu kalkenden Flächen reichen von den linkselbischen Bereichen der Sächsischen Schweiz über das Erzgebirge bis ins Vogtland.
Das natürliche Kalkgesteinsmehl neutralisiert Säureeinträge aus Industrieanlagen, die sich in Form von saurem Regen in den Waldböden über Jahrzehnte angereichert haben und bis heute wirken. Für die Bodenschutzkalkung 2023 werden insgesamt rund 2,5 Millionen Euro investiert, gefördert durch das ELER-Programm der Europäischen Union.
„Mit dem Kalk sanieren die Forstleute die Böden und heilen die Wunden der Vergangenheit“, erläutert Sachsens Forstminister Wolfram Günther. „Insbesondere im vergangenen Jahrhundert haben Kraftwerke und Industrie riesige Mengen an Schwefelverbindungen ausgestoßen. Die Folge war saurer Regen, der unsere Wälder über viele Jahre stark geschädigt hat. Nicht umsonst haben wir vom Waldsterben gesprochen.“
Die Schwefelbelastung wirkt aber bis heute nach: „Mittlerweile ist der saure Regen Vergangenheit. Viele Böden sind aber immer noch und teils tiefgreifend versauert.“
Das hat Folgen: In versauerten Böden sind Nährstoffe für Pflanzen und Bäume nur eingeschränkt verfügbar, das Bodenleben ist stark eingeschränkt. Schwermetalle oder Aluminium können durch die Säuren ausgewaschen werden und das Trinkwasser belasten. Forstminister Günther:
„Indem wir die Waldböden kalken, schützen wir letztlich auch unser Trinkwasser und unsere Gesundheit. Und wir helfen dem Wald, der wegen der Klimakrise erneut unter Druck steht. Wir brauchen intakte Böden, damit der Waldumbau zu gesunden und stabilen Mischwäldern gelingt. Ich bitte daher die Menschen in den betroffenen Regionen um Verständnis für kurzzeitige Einschränkungen.“
Langsame und nachhaltige Wirkung
Die Bodenschutzkalkung erfolgt nach einem wissenschaftlich begründeten Leitfaden in Federführung durch das Kompetenzzentrum Wald und Forstwirtschaft von Sachsenforst. Es werden nur nachweislich durch den Menschen versauerte Böden gekalkt.
Die Beachtung von Natur- und Wasserschutzaspekten hat bei der Bodenschutzkalkung einen hohen Stellenwert: In Abstimmung mit den Naturschutz- und Wasserbehörden werden wertvolle Flächen und Schutzgebiete umfassend geprüft. Offene Wasserflächen oder sensible Bereiche werden von der Kalkung ausgenommen.
Die Kalkung erfolgt sehr schonend. Zwar sind für eine wirksame Neutralisation oft mehrere Wiederholungen erforderlich, jedoch wird eine Fläche höchstens alle zehn Jahre gekalkt. Pro Quadratmeter werden im Durchschnitt 300 Gramm kohlensaure Magnesiumkalke aus Thüringen und Bayern ausgebracht.
Das Material entfaltet seine Wirkung auf den Waldboden langsam und langanhaltend. Die Bodenschutzkalkung erfolgt eigentumsübergreifend. Neben 3.408 Hektar Staatswald werden auch 2.527 Hektar Privat- und Körperschaftswald beflogen.
Kurzzeitige Einschränkungen für Waldbesuchende
Während der Befliegung müssen die betroffenen Waldflächen kurzzeitig für einen oder höchstens wenige Tage gesperrt werden. Über anstehende Sperrungen informieren die Forstbezirke von Sachsenforst. Weiterhin können alle Kalkungstermine im Internet eingesehen werden. Das natürliche Gesteinsmehl birgt keine Gefahren für Menschen, Tiere oder Pflanzen und ist gesundheitlich unbedenklich.
Eventuelle Kalkauflagerungen auf Pilzen oder Beeren lassen sich mit Wasser leicht abspülen. Die Einhaltung der Kalkqualität wird während der Ausbringungszeit durch Analysen bei der Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft kontrolliert.
Die Bodenschutzkalkung wird in Sachsen seit nunmehr 37 Jahren durchgeführt. Seitdem wurden rund 423.000 Hektar Wald gekalkt, die meisten Flächen bereits zum wiederholten Male. Die Bodenschutzkalkung entspricht sowohl den Anforderungen der PEFC- als auch der angestrebten FSC-Zertifizierung. Ihre Wirkung wird unter anderem auch im Rahmen der Bodenzustandserhebung analysiert.
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