Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, hat auf der Bezirkskonferenz der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen in Potsdam politische Versäumnisse bei der Gestaltung der industriellen Zukunft beklagt. „Die Politik erfüllt auf vielen Feldern derzeit nicht den Anspruch an eine soziale, ökologische und demokratische Gestaltung der Transformation. Dafür brauchen wir dringend eine noch aktivere Industriepolitik, Förderung von Qualifizierung und eine stärkere Mitbestimmung“, sagte Hofmann.
Bezirksleiter Dirk Schulze forderte mehr Anstrengungen gerade für Ostdeutschland. „Wir haben hier in der Region alle Chancen, die industrielle Basis zu sichern und auszubauen. Die Politik muss die Voraussetzungen schaffen, dass diese genutzt werden. Nur so können wir auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Osten stärken“, so Schulze.
Unter dem Motto „Die IG Metall in einer neuen Zeit“ beraten die Delegierten auf der Bezirkskonferenz der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen an diesem Donnerstag in Potsdam über die Zukunft der Arbeit und der Industrie im Osten Deutschlands.
In seiner Rede betonte Jörg Hofmann: „Wir wollen eine Transformation in eine Arbeitswelt, die sicher, gerecht und selbstbestimmt ist.“ Dabei ging der IG Metall-Vorsitzende auch auf den aktuellen Höhenflug der AfD in den Umfragen ein. Dabei profitiere sie von der aktuellen Verunsicherung in der Bevölkerung, so Hofmann.
Die Regierung müsse, statt öffentlich Gezänk auszutragen, die Bürgerinnen und Bürger in ihren Entscheidungen mitnehmen. Das gelänge aber nur, wenn notwendiger Klimaschutz nicht zur sozialen Spaltung führe und die vorgeschlagenen Maßnahmen erläutert würden und nachvollziehbar seien. Es bedürfe darüber hinaus einer aktiveren und gestaltenden Industriepolitik, einer Investitionsoffensive und einer Stärkung von Mitbestimmung und Tarifbindung.
Der IG Metall selbst sei es gelungen, ihre Handlungsmacht und Gestaltungskraft weiter auszubauen. Bis Anfang Juni habe die IG Metall 2023 bundesweit die Zahl der Neuaufnahmen gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um fast die Hälfte gesteigert. „Bei der positiven Mitgliederentwicklung dürfen wir nicht nachlassen“, sagte Hofmann. „Damit können wir die nötig gewerkschaftliche Kraft entfalten – im Betrieb genau wie in der Tarifpolitik und in den politischen Auseinandersetzungen.“
Der neue Bezirksleiter Dirk Schulze, seit Anfang Juni im Amt, betonte: „Wir müssen sicherstellen, dass wir auch in 20 oder 30 Jahren noch gute Arbeitsplätze mit guten Arbeitsbedingungen im Osten Deutschlands haben. Der Wandel durch Energiewende und Digitalisierung kann nur mit den Beschäftigten gehen und nicht über deren Köpfe hinweg.“ Daher werde er sich als Bezirksleiter „dafür einsetzen, den Flächentarifvertrag zu stärken“.
Schulze weiter: „Gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten zeigt sich, wie wichtig Flächentarifverträge sind, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Löhne zu erhöhen. Eine lebendige Tarif- und Sozialpartnerschaft gibt den Beschäftigten in einer instabilen Zeit Sicherheit. Und damit stärkt sie auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft.“
Dirk Schulze hat am 1.6.2023 die Bezirksleitung übernommen. Zuvor hatte Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, den Bezirk kommissarisch geleitet. Der 52-jährige Dirk Schulze ist in Wolfsburg geboren und aufgewachsen. Bei Volkswagen in Wolfsburg lernte er Industriekaufmann und studierte später berufsbegleitend Arbeitswissenschaft an der Uni Hannover.
Frühzeitig engagierte er sich in der IG Metall in der Jugend- und Auszubildendenvertretung. In der IG Metall war er in verschiedenen Funktionen für die Geschäftsstellen Wolfsburg und Hannover und für die Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt tätig, zuletzt seit 2012 als Erster Bevollmächtigter in Hannover. Dirk Schulze ist verheiratet und Vater dreier erwachsener Kinder.
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