Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Welchen Ansprüchen muss schulische Bildung künftig gerecht werden? Das Projekt „Bildungsland Sachsen 2030“, dass Kultusminister Christian Piwarz ins Leben gerufen hat, soll diesen Fragen nun sehr grundsätzlich und umfassend nachgehen.
„Ziel des Projektes ist es, bis Ende 2023 eine Strategie zu erarbeiten, um die wesentlichen strukturellen und inhaltlichen Rahmenbedingungen für die sächsischen Schulen so fortzuentwickeln, dass diese ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag auch in Zukunft bestmöglich mit Leben füllen können“, so Kultusminister Christian Piwarz.
Der Minister verwies dabei auf Megatrends in Gesellschaft und Wirtschaft, die Schulen immer stärker herausfordern. Gemeint sind Trends wie etwa die Digitalisierung, welche immer stärker in das private und berufliche Leben Einzug gehalten hat und sich nicht zuletzt auch in der Möglichkeit von künstlicher Intelligenz zeigt.
Piwarz nannte aber auch die durch Krisen, Kriege oder Klimawandel verstärkte Migration, das gesteigerte Bewusstsein für die Endlichkeit von Ressourcen und den Trend der Individualisierung in der Gesellschaft, der sich in einer zunehmenden Heterogenität der Schülerschaft ausdrückt. Dadurch würden sich für Schulen neue Fragestellungen ergeben.
„Wie müssen Schulen aufgestellt sein, um in einer komplexen und von Krisen geprägten Welt kurzfristig geeignete Lösungen vor Ort zu finden? Wie können wir die Möglichkeiten der Digitalisierung für einen effizienten Umgang mit unseren Ressourcen oder für individuelle, personalisierte Lernphasen nutzen? Welche weiteren Professionen über Lehrkräfte hinaus braucht es künftig an den sächsischen Schulen? Wie können wir interdisziplinäres und vernetztes Lernen stärker fördern und dafür geeignete Lernformate schaffen?
Diese Fragen und noch viel mehr wollen wir nicht allein diskutieren. Für die dafür notwendigen strategischen Schritte wollen wir uns gemeinsam mit Experten und Vertretern der schulnahen Öffentlichkeit beraten“, so der Minister.
Die Beratung wird in zwei Schritten erfolgen. In einer ersten Phase werden ausgewiesene Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kirchen, Schulpraxis und Schulträger bis zum Sommer 2023 konkrete Empfehlungen zur Weiterentwicklung schulischer Bildung in vier Handlungsfeldern erarbeiten.
Daran anknüpfend folgt eine zweite Beratungsphase, in der Lehrkräfte, Schulleitungen, aber auch Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Partner der schulnahen Öffentlichkeit die Empfehlungen der Experten in fünf regionalen Bildungsforen bis zum Herbst 2023 einem Praxis-Check unterziehen können. Ende 2023 soll eine abschließende Strategie vorliegen und ab 2024 schrittweise umgesetzt werden.
Die vier Handlungsfelder wurden zuvor von einer eigens ins Leben gerufenen Projektgruppe erarbeitet und mit Vertreterinnen und Vertretern des Landesschülerrates, des Landeselternrates, des Landesbildungsrates sowie mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kultusverwaltung und ausgewählten Schulleiterinnen und Schulleitern der verschiedenen Schularten beraten.
Im Mittelpunkt steht das Handlungsfeld „Lernen“. Hier soll zum Beispiel über Lehrpläne, den Sinn von Benotungen und Hausaufgaben oder über die notwendigen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in einer sich wandelnden und digitalen Welt diskutiert werden.
Im Handlungsfeld „Steuerung“ werden Fragen erörtert, wie etwa in welchen Bereichen Schulen mehr Gestaltungsspielraum benötigen, um eigenverantwortlich passende Lösungen entwickeln zu können oder wie Partner dies unterstützen können. Aber auch über das Flexibilisieren von Stundentafeln soll gesprochen werden.
Im Handlungsfeld „Professionalisierung“ beschäftigen sich die Expertinnen und Experten mit Fragen wie etwa multiprofessionelle Teams die wachsenden Aufgabenspektren der Schulen in hoher Qualität absichern können oder wie das Selbstverständnis und der Anspruch der Lehrkräfte zu aktiver Professionalisierung gestärkt werden kann. Auch über die Verbindlichkeit von Fortbildungsangeboten soll gesprochen werden.
Im Handlungsfeld „Infrastruktur“ sollen folgende Fragen diskutiert werden: Wie können sich Schulen weiter öffnen und als Teil einer großen sächsischen Bildungslandschaft integriert werden? Welche räumlichen Bedingungen braucht eine Schule, die ihr Konzept eigenverantwortlich und umsetzen möchte? Wie muss eine nachhaltige digitale Infrastruktur aussehen? Wie kann die Zusammenarbeit unterschiedlicher Träger besser verzahnt werden?
Weitere Informationen zum Bildungsland Sachsen 2030, der Vorgeschichte, den Handlungsfeldern, der Zusammensetzung der Expertenräte und Bildungsforen sowie zum Prozessverlauf sind auf der Website www.bildungsland2030.sachsen.de zu finden. Dort können sich auch Interessierte ab dem 10. Mai für die Teilnahme an den fünf Bildungsforen anmelden.
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