Der Seume-Verehrerin und Grimmaer Museumleiterin, Renate Sturm-Francke, wird eine besondere Ehrung zuteil. An iihrem Geburtshaus in Störmtal, ein Ortsteil der Gemeinde Großpösna, lässt die Internationale Johann-Gottfried-Seume- Gesellschaft „Arethusa“ eine Gedenktafel anbringen. Am 22. April um 17.00 Uhr erfolgt die feierliche Enthüllung.

Götz-Ulrich Coblenz teilt einige persönliche Erinnerungen Das ehemalige Pfarrhaus befindet sich in der Dorfstraße 48. Thorsten Bolte,  Museumsleiter des Göschenhauses, spricht im Anschluss über die Geschichte des Museums und über die Zukunft. Der Arethusa-Verein bittet um eine kurze Anmeldung (per Mail an lutz.simmler@seumeverein-arethusa.de), da Plätze im Café reserviert werden müssen.

Hintergrund:

Kaum eine Persönlichkeit der Nachkriegszeit ist so stark im kulturellen Gedächtnis Grimmas verankert, wie Renate „sf“ Sturm- Francke (1903-1979). Durch die vielfältigen Aktivitäten, die sf im Laufe ihres Lebens umsetzte, sind an der Mulde bis heute Erinnerungen an sie wachgeblieben, etwa ihre längst legendären Beiträge für den „Rundblick“, ihr denkmalpflegerisches Engagement (z. B. rund um die Hospitalkapelle) oder ihr museales Vermächtnis, wobei hier besonders das Museum Göschenhaus zu nennen ist.

Ein paar Worte über die Bedeutung von Renate Sturm-Francke: Der 26. Juni 1934 – dieses Datum reicht aus, um die Lebensleistung von Renate Sturm-Francke, die lieber mit dem einfachen sf angesprochen werden wollte, darzustellen. Dieses Datum ist wesentlich für die Stadtchronik Grimmas: An jenem Juni-Tag kaufte sf das heutige Göschenhaus zusammen mit dem Göschengarten.

Damit beginnt ein neues Bewusstsein für Georg Joachim Göschen Früchte zu tragen, der in Grimma nie ganz in Vergessenheit geraten war. sf schaffte es, dass heute das Göschenhaus ein fester Begriff und eine achtbare Institution in Grimma und der Umgebung ist. Dass sf Johann Gottfried Seume mit „ins Boot“ holte, zeigt die Weitsicht dieser bemerkenswerten Frau: Seume war eben auch eine Grimmaer Persönlichkeit, der als Angestellter Göschens eng mit der Familie und dem Hohnstädter Anwesen verbunden war.

Die vielen Besucher, die das Göschenhaus seit der Gründung besucht haben, können mit dem Gefühl das Haus wieder verlassen, etwas mehr über Personen der Goethezeit – oder vielmehr der Göschenzeit – erfahren zu haben, über die selbst Fachleute in der Regel nur wenig zu berichten wissen.

Das Leben Göschens kann uns da einiges zeigen: Da der immer ein wenig nörgelnde und schlecht zu verkaufende Goethe, da der permanent nach Vorschuss fragende Schiller, oder Klopstock, der mit einem „normalen“ Mitarbeiter wie Seume erst gar nicht verhandeln wollte. Die Besucher des Göschenhauses erfahren davon! Und das ist auch das Verdienst von sf, die noch heute das Tun und Handeln des Museums postum mitprägt.

Ihr Lebenswerk Göschenhaus ist eine Mahnung an alle, die Kultur nicht nur als „Beiwerk“ sehen wollen: Das Museum Göschenhaus wirkt fort, lässt begreifen und erklärt, wie Vergangenheit zur Zukunft werden kann. Oder mit Worten von sf aus dem Jahre 1976: „Und wenn ich als einzige meinen Idealismus bewahre und wenn nur ein Prozent der Besucher auf den Wege bringe, der (…) sozusagen Kultur zum Lebensinhalt macht, dann bin ich schon zufrieden.“

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