Mit fast 350.000 Beschäftigten – das sind 16,9 Prozent aller Erwerbstätigen in Sachsen – zählt die Gesundheitsbranche zu den größten Wirtschaftszweigen im Freistaat. Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig widmet dieser strategisch wichtigen Wachstumstreiberin heute seinen ersten Thementag des Jahres.
Das Programm stellt ihr Innovations- und Zukunftspotenzial für den Hochtechnologiestandort Sachsen heraus. Dulig wird fünf Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Dresden, Leipzig und Markkleeberg besuchen, die mit dem Einsatz von 3D-Verfahren, Künstlicher Intelligenz, Robotik und 6G fortschrittliche Medizintechnik entwickeln.
Im Jahr 2020 erzielte die sächsische Gesundheitswirtschaft eine Bruttowertschöpfung von rund 13,9 Milliarden Euro. Die Branche erwirtschaftete damit 12,1 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung im Freistaat. Zwischen 2011 und 2020 belief sich ihr durchschnittliches Wachstum auf 3,7 Prozent. In der Gesamtwirtschaft waren es 2,9 Prozent.
Allein im „Life Sciences“-Cluster, das die Biotechnologie, Medizintechnik und Pharmazie vernetzt, erwirtschaften rund 15.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Jahresumsatz von etwa 1,9 Milliarden Euro. Darunter nimmt die Medizintechnik (10.400 Beschäftigte, Umsatz von 1,2 Milliarden Euro) eine herausragende Stellung ein.
„Die Dynamik, die Innovationskraft und der hohe Beschäftigungsgrad der Gesundheitswirtschaft sind für Sachsens wirtschaftliche Entwicklung von hoher Bedeutung“, betont Minister Dulig.
„Die Digitalisierung treibt Innovationen voran. So gelangt noch schnellere, präzisere Medizintechnik von Sachsen aus auf den heimischen und internationalen Markt. Meine Gespräche mit Ausstellern und möglichen Kunden auf der Fachmesse Arab Health in Dubai haben kürzlich gezeigt: Sachsen ist in den Life Sciences erstklassig aufgestellt, unsere Exportchancen sind groß“, so Martin Dulig.
Sachsen ist als aufstrebender Biotechnologie- und Life-Sciences-Standort für Wissenschaft, Forschung und Unternehmen attraktiv. Dulig weiter: „Die zur Jahrtausendwende gestartete sächsische Biotechnologie-Offensive hat den Freistaat in diesem Bereich zu einer der dynamischsten Regionen in Deutschland gemacht. Bis heute investierte Sachsen rund eine Milliarde Euro in den Aufbau des Life-Sciences-Clusters.“
Die etwa 300 Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen kooperieren erfolgreich mit mehr als 30 Forschungseinrichtungen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Gebieten Regenerative Medizin/Therapie/Diagnostik, Molekulares Bioengineering, Bioinformatik, Nano-Biotechnologie sowie Pharmakogenetik.
Erst kürzlich haben 15 sächsische Unternehmen, darunter zwei der für den heutigen Thementag ausgewählten Firmen, ihre neuesten Technologien und Innovationen auf der „Arab Health“ in Dubai, einer der weltweit größten und wichtigsten Medizintechnikmessen, präsentiert.
Die Ministertour startet in der Schubert und Braun Prothesenwerk GmbH in Dresden. Sie fertigt mit digitalen Technologien täuschend echt aussehende und individuell angepasste Prothesen. Den Dresdner Spezialisten ist es als weltweit ersten gelungen, spezielle medizinische Silikone bei hohen Temperaturen im 3D-Drucker zu verarbeiten.
Dadurch können sie hochwertige Prothesen ohne größere Materialverluste im additiv-generativen Verfahren, also Schicht für Schicht, herstellen. Die so erzeugten künstlichen Gliedmaßen sind bis zu 40 Prozent leichter als herkömmliche Prothesen. 2023 hat sich das Unternehmen auf der Messe „Arab Health“ in Dubai präsentiert.
Die Leipziger Sonovum GmbH, die zweite Station des Tages und ebenfalls ein Aussteller auf der Arab Health 2023, entwickelt Medizinprodukte mit einem hohen Anteil Künstlicher Intelligenz. Zum Einsatz kommen sie bei der nicht-invasiven Zustandsüberwachung des Gehirns, insbesondere im Akutbereich.
Mit „nicht-invasiv“ sind Untersuchungen und Behandlungen gemeint, bei denen kein Gewebe verletzt wird und die nötigen Instrumente nicht in den Körper eingeführt werden. Die Ingenieure haben dafür die Ultraschalltechnik so abgewandelt, dass sich Hirngewebe „mobil“ in Echtzeit und ohne Eingriff untersuchen lässt. Das Unternehmen war ebenso ein Aussteller auf der Arab Health.
Anschließend besucht Martin Dulig in Leipzig die Tediro GmbH. Sie entwickelt eine mobile Robotikplattform für verschiedene Anwendungen im Gesundheitswesen, vor allem in der Therapie, Diagnostik und Rehabilitation. „Tediro“ – der autonome Therapie- und Diagnostikroboter – unterstützt Patienten nach Operationen an den unteren Extremitäten beim Gangtraining an Unterarmstützen. Das innovative Unternehmen wurde 2021 beim Sächsischen Gründerpreis, für den man sich in diesem Jahr noch bis zum 8. März bewerben kann, mit dem dritten Preis ausgezeichnet.
Im Leipziger Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI informiert sich der Minister über Qualitätsprüfungen und die Herstellung klinischer Prüfpräparate gemäß Richtlinien der GMP (Good Manufacturing Practice, deutsch: Gute Herstellungspraxis). Das Institut ist im Konsortium des Zukunftsclusters „SaxoCell“ vertreten.
In dem von der TU Dresden, der Universität Leipzig und dem Fraunhofer IZI gegründeten Netzwerk werden neuartige, personalisierte Gen- und Zelltherapeutika entwickelt. SaxoCell will die Bereiche Gen- und Zelltherapie, Künstliche Intelligenz und Automatisierung aus Wissenschaft und Industrie zusammenbringen und eine einzigartige Wertschöpfungskette in Sachsen etablieren.
Am Nachmittag nehmen Staatsminister Martin Dulig und Petra Köpping, Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, an der Eröffnungsveranstaltung des 6G Health Institute (6GHI) in Markkleeberg teil. Das 6GHI entwickelt neue innovative Medizinprodukte unter Anwendung der 6G-Funktechnologie. Im Raum Leipzig soll ein Hochleistungs-Cluster entstehen, was die Ansiedlung weiterer relevanter Industrieunternehmen sowie kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU) ermöglicht.
„Die Entwicklung vernetzter Medizinprodukte unter Berücksichtigung neuester Mobilfunktechnologien bietet ein enormes Innovations- und Wachstumspotenzial für den Raum Leipzig und für Sachsen insgesamt. Als Europas führendes IKT-Cluster hat der Freistaat die notwendigen Voraussetzungen, sich in diesem Zukunftsmarkt der digitalen Medizintechnik auch im globalen Wettbewerb behaupten zu können“, so Dulig.
Zur Eröffnung wird eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) zwischen dem 6GHI und Telefónica Germany unterzeichnet. Diese gemeinsame Initiative ist ein Schritt in Richtung Zusammenarbeit, um die Weiterentwicklung von Netzwerktechnologien an den Schnittstellen zwischen Gesundheitswesen und Medizintechnologie zu beschleunigen und so dem globalen Bedarf an innovativen Lösungen in diesem Segment gerecht zu werden.
Der Bund unterstützt das 6G Health Institute im Rahmen der „Förderrichtlinie zur Stärkung der Transformationsdynamik und Aufbruch in den Revieren und an den Kohlekraftwerkstandorten“ („STARK“) mit rund sechs Millionen Euro.
Keine Kommentare bisher