Wie die Leipziger Volkszeitung online berichtet, hat der Aufsichtsrat des Galeria-Konzerns über dem letzten Universal-Kaufhaus in der weiter wachsenden Messestadt Leipzig den Daumen gesenkt. Dazu erklärt Sören Pellmann, Fraktionsvorsitzender im Leipziger Stadtrat:
„Es darf längst nicht das letzte Wort über die Schließungspläne des letzten Universal-Kaufhauses in der Messestadt Leipzig gesprochen sein. Auch wenn nach der Corona-Pandemie, durch die hohen Energiepreise sowie zunehmenden Online-Handel das Marktumfeld schwieriger wird, muss sich eine Standortentscheidung insbesondere an den standortgenauen betriebswirtschaftlichen Zahlen ausrichten.
Und diese sind nach internen Informationen für das Leipziger Warenhaus besser als für viele andere Standorte. Deshalb ist es unverständlich, dass das Galeria-Kaufhaus in der neben Berlin weiterwachsenden größten Stadt im Osten Deutschlands nun schließen soll.
Der Galeria-Konzern hat nicht nur eine Verantwortung für seine Aktionäre. Er trägt Verantwortung für die Beschäftigten. Ich erwarte, dass der Oberbürgermeister und die Sächsische Staatsregierung alles unternehmen, um einerseits das Kaufhaus in Leipzig, also dem ertragsträchtigen Standort zu halten und zum anderen die berechtigten Sorgen und Interessen der Beschäftigten in dem Konsolidierungsprozess berücksichtigt werden.
Die beabsichtigte Schließung des Galeria-Kaufhauses am Leipziger Neumarkt, in einer 1-A-Innenstadtlage, wäre nach der Schließung des Karstadt-Warenhauses ein weiterer Tiefschlag mit unvorhersehbaren Folgen für die Attraktivität der Innenstadt. Es muss dringend gehandelt werden.“
Es gibt 10 Kommentare
Hallo Tobias,
woran liegt es, dass Ihnen das “Schlechtreden” des Kaufhauses so am Herzen liegt? Sie sagten, dass das Sortiment ja “nur” (ich vermute, es ging um ein Diskreditieren) für Rentner sei, was einfach widerlegt werden konnte.
Sie sagten, dass es dort trist und dunkel sei, aber wie sollte in diesem Fall die Ware angemessen präsentiert werden?
Ich würde sofort sagen, dass das alte Karstadt bei uns schöner gestaltet war, und ich dort auch häufiger war als im Galeria, aber trist? Dunkel?
Sie sagten, dass Kaufhäuser groß seien, aber wo ist dabei das Argument? “Zeitgemäß” ist als Kriterium auch nicht unbedingt einfach zu diskutieren.
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> Eine Innenstadt darf nicht nur dem Konsumzweck dienen.
Aber das tut sie doch gar nicht. Es gibt eine Hand voll Kabaretts, es gibt den Kupfersaal, Gewandhaus und Oper, es gibt das Tonellis und die Thomaskirche. Dazu haufenweise Gastro.
Dass die Innenstadt “nur dem Konsumzweck” dienen würde steht doch gar nicht zur Debatte. Im Gegenteil, nach der Schließung von Karstadt und Conrad ist doch schon einiges weniger da als noch vor fünf Jahren.
Und inwiefern soll “Wohnen” die Innenstadt beleben? Wenn dort 100-200 Leute mehr wohnen als jetzt, was wäre denn der Effekt?
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Die “Höfe” am Brühl hätten nie genehmigt werden dürfen. Dort wäre, wenn man denn die alten Häuser so schlimm fand und wirklich hätte abreißen wollen, tatsächlich eine andere Lösung hin gekonnt. Und wenn es zeitgemäßeres Wohnen gewesen wäre.
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“Ich denke, es ein Großteil hat es satt, von Spezialladen zu Spezialladen zu laufen und kaufte dort ein, weil es ja alles in halbwegs guter Auswahl und zu moderaten Preise gab.”
Exakt meine Meinung. Mit einem Besuch kann man viel erledigen.
@Tobias
Nun werden die Argumente interessanter: Einerseits meinen Sie, gäbe es all die Sachen im Umkreis, andererseits waren es “nur Markenshops” und “man merkt keinen Unterschied”.
Na was denn nun?
Nicht zeitgemäß? Rentnertempel?
Also immer wenn ich dort war, fand ich mich inmitten jeder Menge “jungen Gemüses”.
Die Artikel, wenn sie sich ja nicht unterscheiden, können also keine Rentner als Zielgruppe gehabt haben.
Die Etagenkassen wären dann ja maximal nachhaltig / ökonomisch, statt in jedem Laden eine Kasse, oder?
Ich denke, es ein Großteil hat es satt, von Spezialladen zu Spezialladen zu laufen und kaufte dort ein, weil es ja alles in halbwegs guter Auswahl und zu moderaten Preise gab.
Würde schon sagen, ich empfinde das als Verlust für die Innenstadt.
Ich gebe Ihnen aber Recht, dass wir einer privaten Geldverdienmaschine, welche es nicht schafft, wirtschaftlich zu arbeiten, noch Geld in den Rachen werfen.
Und ein Museum oder Parkhaus sollte es auch nicht werden.
Ich bin mit Kaufhäusern groß geworden – Samstags ist die ganze Familie in den Benz gestiegen (mein Vater genervt) und ab zum Breuninger nach Stuttgart, Shopping. Das war in den 60ern.
Das hat an sich überall so funktioniert, das Sortiment war gut aber nicht so gut wie in den Spezialgeschäften drumrum, da ist man dann eben auch hin.
Aber die großen Kaufhäuser waren überall ein Magnet, von dem alle profitiert haben.
Nicht nur Amazon hat dieser Kultur das Genick gebrochen, es waren vor allem die extrem gestiegenen Mieten in Innenstädten. Dadurch fielen zuerst die Spezialgeschäfte drumrum weg, und Kettenläden zogen ein.
Und daher rührt auch das Konzept der Trennung von Kaufhausimmobilie und Kaufhaus – nur so konnte maximal viel aus der Lage gesogen werden.
Schneider hat damals in Frankfurt das Konzept des Shop-in-Shop begonnen, und erklärtermaßen ist dies auch das Ziel von Benko.
In Leipzigs Galeria Kaufhpf funktioniert das nicht, das Gebäude ist viel zu unflexibel. Ich kann mich an die Eröffnung erinnern und eine Enttäuschung, wie weiträumig und leer ohne Raumgefühl dieser Betonkotz innen ist – kein Vergleich zu Chemnitz, oder auch nur zum alten Karstadt. Ein Abriß wäre nicht schade.
Schade ist es natürlich um die Arbeitsplätze, aber das war auch beim Centrum (Horten) schon so, und nun halten sich dort die Brühlaarkaden als Samstagsattraktion über Wasser.
Zumal die Kaufhäuser ja eh nur noch Markenshops innerhalb einer Abteilung waren und man keinen Unterschied mehr merkt zu den Spezialshops außenherum.
Zudem noch Etagenkassen, das war maximal unkomfortabel
@Sebastian
All diese Sachen wie Sportartikel, Haushaltswaren, etc. gibt es im Umkreis des Galerias in Spezialgeschäften, mit besserer Beratung zum vergleichbaren Preis. Warum dann in ein Kaufhaus gehen, was groß und trist ist. Die Warenpräsentation in dunklen Konsumtempeln ist halt nicht mehr zeitgemäß.
Beleben würde die Innenstadt mehr Kultur, Wohnen und Interaktionsorte.
Eine Innenstadt darf nicht nur dem Konsumzweck dienen.
Ich nehme an, die Majorität in Leipzig denkt – inzwischen – wie User “Tobias”. Und die Minorität weiß es zwar besser, aber tempi passati, und meine Mutter, die gestern 98 geworden wäre, hätte gesagt “Die wärrn schonn noch dorrhindr gomm.” Da seien wir also mal gespannt, wie lange es dauern wird und ob wir es noch erleben werden, wann ein neues Kaufhaus aufmacht.
@Sebastian: Es ist wirklich schade, dass dieser Standort nicht der Stadt gehört. Mein erster Gedanke war: ein wunderbares Gebäude für eine Bibliothek! (Die großen Bibliotheken dieser Stadt sind allerdings bereits in anderen schönen Gebäuden untergebracht, tja.) Oder für ein Museum …. über die Kosten reden wir gerade nicht, das ist natürlich utopisch. Aber unter der Prämisse “was ich mir wünschen würde” wäre ein Gebäude in städtischem Besitz zur öffentlichen Nutzung das Erste, was mir einfiele.
Sind Spielzeug, Sportartikel (Schläger, Bälle, passende Kleidung), Geschirr, Haushaltskleingeräte und Kochzubehör denn Artikel vornehmlich für Rentner?
Gesetzt dem Fall, dem wäre so, wäre dann nicht gerade angesichts der aktuellen Altersverteilung in unserem Land DAS ein tragfähiges Konzept?
Ist der Entzug der gesellschaftlichen Relevanz von Rentnern ein tragfähiges Konzept in der Diskussion, die uns “Jüngeren” Mut macht für unsere eigene Position in der Zukunft, wenn wir mal alt sind?
Sind Lieferdienste, die das gute alte “Essen auf Rädern” Modell für Senioren und Unbewegliche in ein hippes, salonfähiges Bequemlichkeitsverhalten für die breite, immer breitere, Bevölkerung umgewandelt haben, ein tragfähiges und nachhaltiges Konzept?
Sind weitere Barbershops, “Handyläden”, Euroshops und Nanu-Nanas eine wünschenswerte Zusammenstellung in unserer Innenstadt, wenn sich das “ausgestorbene” Konzept des Universalkaufhauses dann “endlich” erledigt hat?
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> Es gibt doch genug Möglichkeiten die Innenstadt lebendig zu gestalten.
Ich denke, an Cafés und Kneipen mangelt es nicht.
Was würden Sie sich wünschen, oder vorstellen können?
Warum muss ein Konzept aus dem vorvorletzten Jahrhundert mit einem Warenangebot für eine Zielgruppe, welche schon 10 Jahre unter der Erde liegt eigentlich noch mit richtig viel Steuergeld am Leben erhalten werden?
Wäre es nicht besser eben jenes Geld in die Hand zu nehmen, um die Mitarbeitenden in andere, zukunftsfähigere Jobs zu überführen?
Muss ein jammernder Austro-Milliardär weiter gepampert werden, obwohl er und das obere Management die Trends der letzten 20 Jahre verpennt haben?
Nein. Man kann nicht alles zum Museum machen.
Es gibt doch genug Möglichkeiten die Innenstadt lebendig zu gestalten. Da passt ein ausgestorbenes Konzept Universalkaufhaus mit einem Angebot für Rentner einfach nicht rein.
Als Karstadt bei uns geschlossen wurde, da war das Argument: na wir haben ja noch Galeria. Dieser Standort gehört uns selbst, da müssen wir nicht an irgendwen überteuerte Miete zahlen. Denn DAS war ja damals der Grund den Karstadt-Standort aufzugeben. Jetzt heißt es in der LVZ, dass der Galeria-Standort der RFR-Holding mit Sitz in New York gehöre.
Manchmal denke ich mir, würde ein klein wenig Protektionismus ganz gut tun.
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Ich hab überlegt, ob die Stadt das Gebäude nicht kaufen könnte. Die innerstädtische Funktion eines Kaufhauses dieser Art finde ich nicht unwichtig, auf der anderen Seite müsste man ja trotzdem die ortsübliche Miete verlangen, um nicht Ziel von Gerichtsverfahren wegen irgendwelcher Marktverzerrungen und Bevorzugungen zu werden. Das würde dem Unternehmen nicht helfen.
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Was mich sehr erstaunte war, wie viel negative, abfällige Kommentare unter dem entsprechenden ZEIT-online-Artikel gestern waren. Es gab auch ein paar, die von dem Schicksal der Mitarbeiter dort schrieben, aber davon auch viele, die sagten “dann machen sie eben was anderes in einem anderen Geschäft – Fachkräftemangel überall!”.
Als ob egal und austauschbar wäre, wo man arbeitet. Als ob es das Gleiche wäre, mit einer Art Tarifvertrag beim Kaufhausriesen angestellt zu sein und beratend im mittleren Einzelhandel tätig zu sein, oder Ramsch bei Kik über die Kasse zu ziehen, oder Lebensmittel im Konsum einzuräumen. Manchmal denke ich, diese Homeoffice-Schreiber da in diesem Internet, wie ich einer bin, die haben gar keinen Kontakt mehr zu Leuten außerhalb ihrer Blase.
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Und die Funktionen der Innenstadt haben sie auch nicht vor Augen. Zalando und Amazon kommen ja bis zur Wohnungstür (im besten Fall…), was schert mich die Innenstadt. Da kamen gestern Ideen zur Nachnutzung der Kaufhausgebäude…Wahnsinn. Irgendwas mit Wohnungen, kreative Räume…also genau das, was eine Innenstadt ausmache. Mein persönlicher Knallersatz war:
“Eine Innenstadt, die ihre Bedeutung nur noch vom Handel bekommt, ist so was von vorgestern und muss eben sterben.” Ich glaub, so tief kommt kein Grünen-Witz hin.