Sachsens Forstminister Wolfram Günther hat das Landeswaldrevier Schellerhau (Forstbezirk Bärenfels, Osterzgebirge) als ein Beispielrevier für integrative naturgemäße Waldwirtschaft ausgezeichnet. Damit arbeiten in Sachsen mittlerweile 18 Forstreviere erfolgreich nach Vorgaben, die noch stärker ökologische Belange berücksichtigen. Die Ernennung erfolgt für den Zeitraum vom 1. Januar 2023 bis zum 31. Dezember 2027.

Günther: „Die Klimakrise ist im Wald besonders deutlich zu spüren. Dürren, Sturmschäden und Borkenkäfer haben unsere Wälder massiv geschädigt. Um den Wald mit seinen vielfältigen ökologischen, ökonomischen sowie gesellschaftlichen Funktionen zu erhalten, ist die konsequent nachhaltige Bewirtschaftung notwendig.

Zu den dringlichsten Aufgaben zählen darum die Wiederbewaldung und Maßnahmen zur Naturverjüngung, um klimastabile, arten- und strukturreiche, leistungsfähige Mischwälder zu schaffen. Wir wenden dabei auf den Sachsenforst-Flächen den Grundsatz der integrativen naturgemäßen Waldbewirtschaftung.

Im Ergebnis heißt das: zukunftsfeste Wälder mit mehr biologischer Vielfalt. Ich freue mich, dass jetzt auch Schellerhau zu den Revieren zählt, in denen diese Form der Waldbewirtschaftung besonders vorbildlich umgesetzt wird. Außerdem danke ich allen beteiligten Revierleiterinnen und -leitern sowie allen Mitwirkenden für ihre engagierte und erfolgreiche Arbeit.“

Die Beispielreviere zeigen im besonderen Maß auf, wie integrative naturgemäße Waldbewirtschaftung in der Realität funktioniert. Sie sollen anschaulich und praxisorientiert andere Forstleute und Waldbesitzer motivieren, diese vermehrt in ihren Wäldern umzusetzen. Weiterhin dienen sie der Aus- und Fortbildung für Beschäftigte von Sachsenforst.

Darüber hinaus stehen Workshops, Führungen und Exkursionen mit privaten und körperschaftlichen Waldbesitzenden, Partnern und Verbänden sowie Bürgerinnen und Bürgern auf dem Programm. Die integrative naturgemäße Waldwirtschaft ist der Standard bei der Bewirtschaftung des gesamten Landeswaldes in Sachsen.

Hintergrund:

Integrative naturgemäße Waldwirtschaft bedeutet die permanente Einbeziehung natürlicher Prozesse unter Berücksichtigung von Naturschutzbelangen in die Bewirtschaftung des Waldes. Sie umfasst insbesondere Maßnahmen wie z. B.

  • den Waldumbau hin zu klimastabilen, arten- und strukturreichen, leistungsfähigen Mischwäldern mit einer standortgerechten Kraut-, Strauch- und Baumschicht,
  • den grundsätzlichen Verzicht auf Pflanzenschutzmittel,
  • die gezielte Integration, Vernetzung, Renaturierung und Pflege von vielfältigen strukturreichen Lebensräumen im Wald wie z. B. von Mooren, Feuchtbiotopen, Bach- und Flussauen, die deutliche Erhöhung von stehendem und liegendem Totholz, Biotopbäumen und -baumgruppen und Altholzinseln,
  • die vorbildliche Gestaltung abwechslungsreicher Waldinnen- und Waldaußenränder,
  • eine konsequente Jagd mit dem Ziel waldverträglicher Schalenwildbestände,
  • Verbesserung des Bodenzustandes z. B. durch weitestgehenden Kahlschlagverzicht, Erhöhung der Rückegassenabstände auf 40 Meter, verbesserten Humusaufbau und sichere, bodenschonende und pflegliche Arbeitsverfahren sowie
  • die stetige zielgerichtete Fortbildung der mit der Waldbewirtschaftung betrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Durch die integrierte naturgemäße Waldbewirtschaftung werden deshalb im besonderen Maß auch die Möglichkeiten zur Erholung und für naturverträgliche Walderlebnisse erhalten.

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