Mit umfangreichen Seuchenbekämpfungsmaßnahmen konnte die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Sachsen seit Sommer 2022 gebremst werden. Das Seuchengeschehen bleibt seitdem auf die festgelegte Sperrzone begrenzt. Insgesamt wurden seit dem Indexfall am 31. Oktober 2020 1.819 ASP-Fälle festgestellt. Sie wurden alle aus den Landkreisen Görlitz, Bautzen und Meißen gemeldet.

Sebastian Vogel, Staatssekretär im Sozialministerium und Leiter des ASP-Krisenstabs, erklärt: „Wir unternehmen gemeinsam mit den betroffenen Landkreisen enorme Anstrengungen und investieren Millionen, um die Schweinepest einzudämmen und zu tilgen. Es ist uns bisher in Sachsen gelungen, einen Eintrag dieser Tierseuche in eine Schweinehaltung zu verhindern.

Trotzdem haben die landwirtschaftlichen Tierhalter große Absatzprobleme für Schweinefleisch. Das wird sich erst ändern, wenn ein Jahr lang keine ASP-Fall festgestellt wurde und die Restriktionszonen aufgehoben werden können. Bis dahin dürfen wir mit der ASP-Bekämpfung nicht nachlassen. Aktuell gibt das reduzierte Seuchengeschehen Anlass zur Hoffnung, dass wir die Seuche eingedämmt halten. Für eine belastbare Prognose ist es aber noch deutlich zu früh.“

Die Bekämpfung der Tierseuche ist durch EU-Recht geregelt und basiert überall auf denselben Maßnahmen: Die Festlegung von Sperrzonen, die Abgrenzung der Infektionsgebiete durch Zäunungen, verstärkte Bejagung und Fallwildsuche sowie strenge Biosicherheit der schweinehaltenden Betriebe und der Jäger. Für diese kostenintensiven Maßnahmen verwendete das SMS im laufenden Jahr rund 18 Millionen Euro. In den Jahren 2020 und 2021 wurden insgesamt knapp acht Millionen Euro ausgegeben.

Um die Infektionsgebiete einzuzäunen und damit die Ausbreitung des Virus zu bremsen wurden in Sachsen knapp 500 Kilometer Wildabwehrzaun gebaut. Durch Schutzkorridore mit parallelen Zäunungen im Abstand von rund zwei Kilometern soll die Ausbreitung des ASP-Virus völlig zum Stillstand kommen. Diese Korridore sind im Osten und Norden der Sperrzonen weitgehend geschlossen und im Westen des Restriktionsgebiets im Aufbau. Die Zonen zwischen den parallelen Zäunungen sollen durch die örtliche Jägerschaft wildschweinfrei gehalten werden.

Weitere Mittel flossen in den Einsatz von Drohnen und die Ausbildung von Hunden zur Fallwildsuche. 35 Tiere und ihre Halter wurden in drei Lehrgängen für die Suche nach Kadavern ausgebildet. Allein im zurückliegenden Jahr waren die Kadaversuchhunde an 1282 Tagen im Einsatz. An 182 Tagen filmten Drohnen zur Unterstützung der Fallwildsuche die Gebiete aus der Luft. Als besonders effektiv erweist sich die Fallenjagd. Insgesamt sind in der Sperrzone 137 Fallen im Einsatz – 68 Netzfallen und 69 Drahtgitterkäfige. Mit diesen Fallen wurden bisher 843 Tiere gefangen.

1,5 Millionen Euro stellt das SMS für ein gemeinsames Projekt mit dem Landesjagdverband zur verstärkten Bejagung von Schwarzwild in den Restriktionszonen zur Verfügung. Die Leitstelle des Jagdprojekts unterstützte in diesem Jahr rund 80 Jagden mit Jagdtechnik, Desinfektionsmittel und Kühlcontainern für die Entsorgung des erlegten Schwarzwilds. Bisher wurden im Rahmen dieses Jagdprojekts 109 Tiere erlegt.

Um einen genauen Überblick über die ASP-Lage im gesamten Freistaat zu haben, werden mittels Monitoring alle sachsenweit erlegten Wildschweine auf ASP untersucht. Das waren im Jahr 2022 bisher insgesamt 24.627 Tiere, davon waren 974 ASP-positiv. Alle positiven Fälle wurden in der Sperrzone II festgestellt.

Die Afrikanische Schweinepest stellt landwirtschaftliche Betriebe vor existenzielle Probleme, da Schweinefleischprodukte wenn überhaupt nur noch zu drastisch gesunkenen Preisen handelbar sind. Für Sachsen muss nach einer Erhebung der Tierseuchenkasse festgestellt werden, dass sich der Bestand der Hausschweine im Jahr 2021 um ca. 73.000 Tiere, also 11,37 Prozent, reduziert hat. Weggefallen sind rund 35.000 Ferkelplätze in 163 Haltungsstandorten, rund 6.400 Sauenplätze an fünf Haltungsstandorten und rund 32.000 Zucht- und Mastschweineplätze an 182 Standorten.

Hintergrund:

Die Afrikanische Schweinepest ist eine Virusinfektion, die ausschließlich Schweine, also Wild- und Hausschweine, betrifft. Sie verläuft fast immer tödlich und ist unheilbar. Es gibt bisher keine Möglichkeit, die Schweine durch eine vorbeugende Impfung zu schützen. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände (Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge) und Futter in andere Gebiete durch den Menschen übertragen werden. Möglich ist die Übertragung auch durch Nahrungsmittel, für die mit dem ASP-Virus infiziertes Fleisch verarbeitet wurde.

Für den Menschen und andere Tierarten ist die ASP nicht ansteckend oder gefährlich. Am 10. September 2020 wurde in Brandenburg ein erster Fall von ASP bei einem Wildschwein in Deutschland bestätigt. Seitdem wurden ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern festgestellt. In Baden-Württemberg, Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden Fälle in Hausschweinbeständen nachgewiesen. Für den Menschen ist die ASP ungefährlich.

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