Woher kommen unsere Meinungen und unser Wissen über die Welt? Sind die modernen Wissenschaften der einzige Weg, um belastbare Gewissheiten zu erlangen, oder lehrt uns die Geschichte der Wissenschaften etwas anderes? Die Ringvorlesung Studium universale der Universität Leipzig ist diesmal mit dem Titel „GEWISSHEIT – Ich glaube, ich meine, ich denke, ich weiß“ überschrieben.
Sie widmet sich im Wintersemester 2022/23 mit Referent:innen unter anderem aus der Philosophie sowie den Natur- und Geisteswissenschaften diesen Fragen und geht damit der Quelle belastbaren Wissens in einer immer komplexeren Welt auf den Grund. Die Reihe beginnt am 2. November und umfasst insgesamt neun Veranstaltungen.
Zum Auftakt am 2. November wird Dr. Martin Schubert, Leiter des Hochschulkollegs der HTWK Leipzig, einen Einblick in 2.500 Jahre Wissenschaftstheorie geben. Er beginnt dabei mit Thales von Milet im antiken Griechenland und beleuchtet Überlegungen moderner Wissenschaftstheoretiker wie Karl Popper und Thomas Kuhn.
Daran knüpft der Vortrag von Prof. Dr. Harald Morgner am 7. Dezember an, Professor für Physikalische Chemie (i. R.) am Wilhelm-Ostwald-Institut der Universität Leipzig. Darin geht es um die Frage, inwiefern wissenschaftliche Theorien als endgültig richtig eingestuft werden können.
Philosophisch wird dieses Thema vertieft von der Gründerin und Direktorin des Forschungskollegs Analytic German Idealism, Prof. Dr. Andrea Kern. Die Professorin für Geschichte der Philosophie an der Universität Leipzig fragt am 11. Januar mit Kant nach einem letzten Grund unseres Wissens.
Die Privatdozentin Dr. Beatrice Kobow thematisiert in ihrem Vortrag am 14. Dezember die Sprachkrise der modernen Welt. Sie stellt sich dem „Sprachschreck“ und sucht einen möglichen Ausweg aus der Krise.
Von der Juristenfakultät der Universität wurde eine Veranstaltung am 23. November organisiert. Dann wird der Tatortreiniger und True-Crime-Autor Thomas Kundt mit seinen haarsträubenden Anekdoten so manche „Gewissheiten“ erschüttern.
Unsere (Un )Fähigkeit, zu einer sicheren Selbsteinsicht zu gelangen, und die Rolle des Humors auf der Suche nach Erkenntnis werden in weiteren Vorträgen beleuchtet.
Als besonderes Event findet am 18. Januar eine philosophische Gesprächsperformance mit Dr. Rainer Totzke und Jirko Krauß statt, die als Initiatoren und Kuratoren des Festivals „Leipzig denkt: Alarm und Utopie“ einem breiteren Publikum bereits bekannt sein dürften.
Zum Abschluss findet am 1. Februar 2023 in der Aula der Volkshochschule Leipzig (Beginn bereits um 18:00 Uhr) in Kooperation mit der Volkshochschule Leipzig ein Diskussionsabend statt, an dem gemeinsam mit dem Publikum die Kunst des Perspektivwechsels erprobt wird.
„Die beiden letztgenannten Formate sind insofern auch ein Versuchsballon, als wir im vergangenen Semester zum Thema ‚Klima im Wandel‘ gesehen haben, dass die Besucher:innen des Studiums universale nicht nur einen erhellenden Vortrag erleben, sondern sich auch aktiv einbringen und Fragen an die anwesenden Expert/-innen richten möchten“, erklärt Prof. Dr. Frank Gaunitz, ehrenamtlicher Leiter des Studiums universale.
„Daher möchten wir in der aktuellen Reihe den Dialog zwischen unseren Referent:innen und den Gästen der Veranstaltungen in den Vordergrund rücken“, ergänzt Dr. Dominik Becher, Leiter der Koordinationsstelle Studium universale und Kinderuniversität.
„Wie weit uns dies gelingen wird, werden wir insbesondere im kommenden Sommersemester des Studiums universale sehen“, erklärt Gaunitz. Geplant sei, verschiedene Themen aufzugreifen, die insbesondere Oberschüler:innen in Gesprächen als sehr spannend empfunden haben, die sich aber nur schwer für eine eigenständige Ringvorlesung eignen.
So werde es unter anderem um Urknalltheorien in anderen Religionen oder die Auswirkung von Religion auf die Wissenschaft gehen. Auf dem Programm stünden auch zahlreiche Fragen zur Evolution, wie die nach dem Gehirn der Zukunft oder den Möglichkeiten, Schnittstellen zwischen Gehirn und Computern zu finden.
Die Veranstaltungen des Studiums universale finden, so nicht anders angegeben, mittwochs um 19:00 Uhr im Audimax auf dem Campus Augustusplatz statt. Der Eintritt ist frei. Es gelten die jeweils aktuellen Hygieneregelungen der Universität Leipzig.
Das gesamte Programm ist online zu finden.
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