Am 30. August schlug und beleidigte der Glauchauer Oberbürgermeister Marcus Steinhart (CDU) einen Mitschüler seines Sohnes. Das Landratsamt Zwickau hat jetzt begleitend zu den strafrechtlichen Ermittlungen ein Disziplinarverfahren gegen Steinhart eingeleitet.
Dazu erklärt Anna Gorskih, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Sächsischen Landtag: „Es macht fassungslos, dass ein Mandatsträger gegenüber einem Kind Gewalt angewendet hat. Die gewaltfreie Erziehung ist in Deutschland seit über 20 Jahren bundesgesetzlich verankert und sollte auch unabhängig davon selbstverständlich sein. Das steht im engen Zusammenhang mit der UN-Kinderrechtskonvention.
Leider sehen immer noch zu viele Menschen körperliche Bestrafung im Zweifelsfall als angebracht an – zu ihnen gehört offenbar auch der Glauchauer Oberbürgermeister. Dass ein anderer Schüler seinen Sohn gemobbt habe, ist keine Entschuldigung dafür, dass ein erwachsener Mann gegenüber einem Kind die Kontrolle verliert und Gewalt nachträglich auch noch bagatellisierend als ,eine gedachtelt‘ abtut. Ich habe Verständnis dafür, dass Steinhart sein Kind gegen Mobbing verteidigen will, aber dazu stehen gewaltfreie Wege offen – und gerade Erwachsene sollten dieselben nicht verlassen.
Es ist ein zusätzlicher Skandal, dass sich die CDU im Kreis Zwickau mit einer fadenscheinigen Begründung und dem Verweis auf das Mobbing des Sohnes hinter ,ihren‘ Bürgermeister stellt. Ein Bürgermeister handelt auch dann nicht privat, wenn er eine Gewalttat nicht unmittelbar im Amt verübt. Als Bürgermeister und Wahlbeamter ist und bleibt der den Bürgerinnen und Bürgern verantwortlich. Es ist folgerichtig, dass das Landratsamt Zwickau ein Disziplinarverfahren eingeleitet hat, aber das reicht nicht.
Steinhart muss sofort zurücktreten. Sein Verhalten verhöhnt die Anstrengungen im Bereich Kinderschutz und Gewaltprävention und stärkt diejenigen, die meinen, eine ,kleine‘ Ohrfeige ,hätte noch niemandem geschadet‘. Gewalt gegenüber Kindern gehört ein für alle Mal geächtet und Steinhart dementsprechend nicht in ein politisches Amt.
Mit seinem Verhalten ist Oberbürgermeister Steinhart in Deutschland leider nicht alleine: Eine aktuelle Studie von UNICEF zeigt, dass die Akzeptanz von Körperstrafen in den letzten 20 Jahren zwar stark zurückgegangen ist, aber leider trotzdem noch jede und jeder Sechste Ohrfeigen in der Erziehung für angebracht hält. Die weitere Stärkung des Kinderschutzes und die niedrigschwellige Sensibilisierung für das Thema Kinderrecht auf gewaltfreie Erziehung bleiben notwendig. Um die Rechte von Kindern zu stärken, fordern wir seit Jahren, dieselben im Grundgesetz zu verankern.“
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