Trotz zweier milder Grippe-Saisons in Folge sachsen- sowie bundesweit, wächst die Befürchtung bei Experten vor einer starken Influenza-Welle 2022/2023. In der Grippe-Saison 2021/2022 wurden in Sachsen insgesamt 1.874 Influenzaerkrankungen, darunter vier Todesfälle, gemeldet. Zusätzlich kam es von Mai bis September 2022 – und damit außerhalb der regulären Influenza-Saison – zu einem unüblichen Anstieg der Influenzaerkrankungen, vermutlich begünstigt durch die Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen.
Nichtsdestotrotz lag die Zahl der Grippe-Fälle 2021/2022 deutlich unter dem Niveau der letzten drei vorpandemischen Winter, in denen jeweils mehr als 20.000 Influenza-Erkrankungen und zwischen 59 und 168 Todesfälle übermittelt wurden.
Doch gerade nach einer milden Saison ist im kommenden Winter mit einer stärkeren Grippe-Welle zu rechnen. Dies auch deshalb, weil die Influenzaviren dann auf eine empfänglichere Bevölkerung treffen. Die Personen haben sich längere Zeit nicht mit dem Erreger auseinandersetzen müssen und weisen somit weniger Immunschutz auf als in Vorjahren mit starker Influenza-Ausbreitung. Erste kritische Entwicklungen diesbezüglich zeigen sich beim Blick auf die Länder der Südhalbkugel.
Nach zwei Saisons mit ebenfalls nur geringer Influenza-Verbreitung wurde beispielsweise Australien im Mai dieses Jahres von einer besonders frühen und schweren Grippe-Welle erfasst. Da die Jahreszeiten auf der südlichen Hemisphäre gegenüber der Nordhalbkugel um ein halbes Jahr verschoben sind, könnte dies ein Ausblick auf das sein, was Europa im Winter erwartet.
Gesundheitsministerin Petra Köpping: „Leider sind auch die Impfquoten für Influenza in Sachsen mit weniger als 30 Prozent besorgniserregend niedrig. Sowohl die Durchimmunisierungsrate mit rund 27 Prozent als auch die verabreichte Anzahl an Influenza-Impfdosen sind im Herbst/Winter 2021 mit unter einer Million Impfungen auf den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre gefallen. Deshalb gilt in der diesjährigen Grippe-Saison umso mehr: Schützen Sie sich durch eine Influenza-Schutzimpfung!
Influenza ist keine harmlose Erkrankung und es gibt eine sichere und sehr gut verträgliche Impfung. Als mögliche Nebenwirkungen können, wie bei anderen Impfungen auch, Lokalreaktionen an der Impfstelle, leichtes Fieber oder Unwohlsein auftreten. Die Auslösung der Virusgrippe durch die Impfung ist dagegen nicht möglich. Bei Fragen und Unsicherheiten bezüglich der Impfung finden Sie viele Beratungsmöglichkeiten, die Sie jederzeit nutzen können. Bitte nehmen Sie die Erkrankung ernst und lassen Sie sich impfen!“
Aufgrund der sich ständig wandelnden Virusstämme ist es erforderlich, dass die Komponenten des Impfstoffes den mutmaßlich zirkulierenden Virusvarianten angepasst werden und eine jährliche Impfung durchgeführt wird, zumal die Schutzwirkung der Impfung (individuell unterschiedlich) meist auch nur einige Monate anhält. Die Sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt die jährliche Grippeschutzimpfung grundsätzlich für alle Kinder (ab vollendetem 6. Lebensmonat), Jugendliche und Erwachsene.
Eine besondere Indikation besteht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit gesundheitlicher Gefährdung infolge eines chronischen Grundleidens, für Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen, Schwangere zum eigenen Schutz und zum Schutz des Neugeborenen, medizinisches Personal und Pflegepersonal, Familienangehörige sowie andere Personen mit direktem Kontakt zu Risikopatienten sowie Personen mit besonderer Infektionsgefährdung (z.B. mit umfangreichem Publikumsverkehr). Für jede Zielgruppe sollte der am besten geeignete Impfstoff ausgewählt werden. Welcher dies ist entscheidet der impfende Arzt.
Als einen günstigen Termin für die Impfung gilt die Zeitspanne zwischen Oktober und Mitte Dezember, weil sich eine Grippewelle meist Anfang des Jahres aufbaut. Eine Impfung gegen das Coronavirus ist zeitgleich möglich.
Auch mit Blick auf die andauernde COVID-19-Pandemie ist die saisonale Grippeschutzimpfung besonders wichtig. Bei einem Zusammentreffen einer COVID-19-Welle mit einer Influenza-Welle ist eine erhebliche Belastung des Gesundheitssystems zu befürchten. Dies gilt es mittels der Influenza-Schutzimpfung zu verhindern. Eine hohe Influenza-Impfquote während der Pandemie ist für Kliniken wichtig, damit Engpässe bei Intensivbetten und Beatmungsplätzen vermieden werden können.
Aber auch die Betreuung in Kindertageseinrichtungen, Schulen und Altenpflegeheimen kann durch die Inanspruchnahme der Influenza-Schutzimpfung besser gesichert werden.
Neben der Impfung sollten auch weiterhin Hygieneregeln wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, Einhalten von Abständen und Händehygiene eingehalten werden, um die Übertragung der Influenza und anderer Infektionserreger zu verhindern.
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