Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Sachsen setzt ab sofort E-Rikschas in Seniorenheimen ein. Sie sollen älteren Menschen Ausfahrten durch die frische Luft ermöglichen und Taxifahren reduzieren. Das Besondere: Auch immobile Personen können im Rollstuhl befördert werden. Für die Idee gab es von Sachsens Umweltminister Wolfram Günther den eku-ZUKUNFTSPREIS 2021 für Energie, Klima und Umwelt.
Der Arbeiter-Samariter-Bund in Sachsen setzt ab sofort in zwei Pflegeheimen in Chemnitz („Rembrandtstraße“) und Leipzig (Haus „Am Silbersee“) erste E-Rikschas ein. Dort treten zwei Bundesfreiwillige ihren neuen Arbeitsplatz im Sattel an und treten regelmäßig in die Pedale, um ihre Passagiere klimaneutral zu ihrem Wunschort zu bringen – sei es zum Arzt, ins Café oder einer Spritztour durch´s Grüne.
Die kostenfreien Touren sollen die Seniorinnen und Senioren auch finanziell entlasten und ihnen mehr soziale Teilhabe ermöglichen. Die feierliche Übergabe fand am 30. August durch ASB-Landesgeschäftsführer Stefan Mette statt. Den Job der Rikscha-Piloten übernahmen die beiden Leiter der Senioreneinrichtungen Jörg Ahner (ASB Chemnitz) und Ingo Vester (ASB Leipzig).
Unter dem Motto „Wir radeln – Hier und jetzt!“ holten sie die Rikschas persönlich in der Manufaktur ab und weihten sie mit den Bewohnerinnen und Bewohnern im Leipziger ASB-Haus „Am Silbersee“ ein. Eine erste Spritztour führte die Seniorinnen und Senioren rund um den Silbersee. Danach strampelte Jörg Ahner samt Rikscha 70 Kilometer weiter von Leipzig bis nach Chemnitz.
Sachsens Umweltminister Wolfram Günther: „Ich freue mich sehr über dieses Projekt!“
Umweltminister Wolfram Günther würdigt die Idee mit dem eku-Zukunftspreis 2021 in der Kategorie Zivilgesellschaft und sagt: „Ich freue mich sehr über dieses Projekt. Es zeigt, dass Nachhaltigkeit und Klimaneutralität Themen sind, die in den Wohlfahrtsverbänden eine Rolle spielen. Die Senioren sind nicht länger nur auf Kraftfahrzeuge angewiesen, sondern können ganz klimaneutral durch die Stadt bewegt werden. Das ist ein sehr großer Beitrag zum Umweltschutz und eine moderne Mobilität für die Seniorinnen und Senioren.“
ASB-Landesgeschäftsführer Stefan Mette: „Mobilität darf keine Frage des Alters oder Geldbeutels sein“
ASB-Landesgeschäftsführer Stefan Mette betont, dass die Ausfahrten das körperliche und seelische Wohlbefinden fördern sollen. „Wir möchten damit die Lebensqualität unserer Bewohnerinnen und Bewohner steigern.“ Die neuen Gefährte sollen auch zur finanziellen Entlastung beitragen: „In unseren Seniorenheimen leben viele Menschen auch von Sozialhilfe. Aufgrund körperlicher Einschränkungen sind sie auf Fahrdienste angewiesen, die sich einige nicht mehr leisten können. Mobilität und Teilhabe dürfen keine Frage des Alters oder Geldbeutels sein. Die Seniorenrikscha steht unseren Bewohnerinnen und Bewohnern deshalb kostenfrei und täglich zur Verfügung.“
Tilman Keding: „Das Besondere an der Idee des ASB ist die duale Nutzungsmöglichkeit der Rikscha“
Für den Umbau der Rohlinge wählte der ASB den Lastenrad-Spezialisten „Fulmo“ in Leipzig aus. Dort passten Tilman Keding und sein Team die Rikscha auf die Bedürfnisse älterer Menschen an: „Das Besondere an der Idee des ASB ist die duale Nutzungsmöglichkeit der Rikscha: Durch einen eingebauten Klappsitz können entweder zwei mobile Personen auf der Bank Platz nehmen oder ein Rollstuhlfahrer samt Rollstuhl befördert werden. Alle Passagiere werden zusätzlich mit Becken- und Schultergurt gesichert, bevor die Fahrt losgeht“, erklärt der 38-jährige Maschinenbauingenieur.
Eine absenkbare Rampe ermöglicht immobilen Personen die Auffahrt in den Fahrgastbereich. Auch der Rollstuhl wird während der Fahrt an der Rikscha fixiert. Ein weiterer Vorteil: Durch den Transport im eignen Rollstuhl sind die Fahrgäste am Zielort beweglich. Die ASB-Seniorenrikscha verfügt über einen elektrischen Motor, der die Tretleistung der Fahrer unterstützt und den Einsatz auch auf steileren und längeren Wegstrecken zulässt. Die Passagiere sitzen im vorderen Teil der Rikscha, sodass während der Fahrt ein Gespräch mit dem Piloten möglich ist.
Das Projekt ASB-Seniorenrikscha soll sachsenweit ausgerollt werden: Finanzierungsmöglichkeiten werden gesucht
Der ASB setzte sich mit der Idee der rollstuhlgerechten Seniorenrikscha gegen 256 eingereichte Projektvorschläge beim eku-Zukunftspreis 2021 durch und gewann den höchsten Preis in der Kategorie „Zivilgesellschaft“. Dieser wurde mit 20.000 Euro gefördert. Das Pilotprojekt startet im August 2022 mit zwei ASB-Seniorenrikschas und soll weiter ausgerollt werden: „Perspektivisch wäre es schön, wenn wir sachsenweit alle 31 Seniorenheime mit einer Rikscha ausstatten könnten“, erklärt ASB- Landesgeschäftsführer Stefan Mette. In diesem Zusammenhang werden aktuell weitere Finanzierungsmöglichkeiten gesucht.
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