Der Deutsche Journalisten-Verband in Sachsen fordert die Verlage der drei großen sächsischen Tageszeitungen Leipziger Volkszeitung, Sächsische Zeitung und Freie Presse zu Haustarifverhandlungen auf. Auf seiner Mitgliederversammlung am Sonnabend in Leipzig verabschiedete der Verband die Forderung an die Arbeitgeber, „den festangestellten Redakteurinnen und Redakteuren sowie den Volontärinnen und Volontären in den Gesellschaften ein valides und einheitliches, vergleichbares Regelwerk über Entgelt- und Urlaubsregelungen inklusive einer nachvollziehbaren Berufsjahresstruktur“ zur Verfügung zu stellen. Aus Sicht des DJV Sachsen ist ein Haustarifvertrag dabei das Mittel der Wahl.
Den gibt es zwar bei der Leipziger Volkszeitung (LVZ) und den Dresdner Neuesten Nachrichten (DNN) noch, angelehnt an den bundesweiten Flächentarif Tageszeitungen. Allein: Dieser Haustarif wurde seit mehr als zehn Jahren nicht mehr angepasst. Zudem gilt er nur noch für sehr wenige Redakteure und Redakteurinnen: Neueinstellungen für die Redaktion werden seit Jahren nur über eine tariflose Tochter vorgenommen. Ein neuer Vertrag – oder die Weiterentwicklung des bestehenden – soll daher also alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einbeziehen.
Bei der Sächsischen Zeitung gibt es in der Redaktion eine Vielzahl von unterschiedlichen Vertragsarten. Auch hier werden Neuanstellungen nur über tariflose Töchter vorgenommen – und die Redakteurinnen und Redakteure müssen ihre – in allen Beziehungen deutlich schlechter ausgestatteten – Verträge inzwischen quasi individuell aushandeln.
Das gilt ebenfalls für die Freie Presse, deren Regelwerk über „Rollen und Gehaltgruppen“ in der Redaktion kürzlich neu geordnet wurde – ein Vorgang, der aus Sicht des DJV Sachsen nach dem Betriebsverfassungsgesetz auch der Mitbestimmung des Betriebsrates bedurft hätte.
„Alle Verlage spüren in der aktuellen Situation, dass es immer schwieriger wird, für diese Konditionen noch qualifizierte, gute und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Redaktionen zu finden“, sagt DJV-Landesvorsitzende Ine Dippmann. Die Aufforderung zu Haustarifen, die auch schriftlich an die Verlage ging, sei daher auch ein Angebot, gemeinsam „eine für alle Beteiligten sinnvolle und zukunftsfähige Lösung in Ihren Redaktionen zu finden.“
Auf ihrem Verbandstag wählten die anwesenden Mitglieder auch turnusgemäß den Landesvorstand des DJV Sachsen neu. Erste Vorsitzende bleibt die Leipziger MDR-Redakteurin Ine Dippmann, Zweite Vorsitzende ist jetzt Anja Mutschler, Gründerin und Chefin der Denkmanufaktur 20blue aus Leipzig, Dritte Vorsitzende ist Jana Mundus, freie Journalistin aus Dresden. Schatzmeister Holger Grigutsch, Redakteur der DNN, bleibt ebenfalls im Amt, als Beisitzer wurden Henrik-Merker, Online- und Fernseh-/Videojournalist aus Leipzig und Dan Hirschfeld, Fernseh- und Hörfunkjournalist für MDR und Deutsche Welle, gewählt.
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